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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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vorgegangen. Sie habe quasi ein Doppelleben geführt, bei ihrer Mutter und der Nachbarschaft in der Kettlerstraße unauffällig und sehr bescheiden.
    «Aber da lagen ein paar Klamotten herum, die sich eine Arbeitslose nicht leisten konnte. Reguläre Arbeit hatte sie nach ihrer Scheidung nur kurze Zeit. Wovon sie anschließend gelebt hat, weiß noch kein Mensch, aber es muss eine regelmäßige Tätigkeit gewesen sein. Zumindest hat sie so getan, ging morgens aus der Wohnung, kam am späten Nachmittag zurück und zahlte monatlich gleich bleibende Kleckerbeträge auf ihr Giro ein – bis Januar. Im August hat sie ein zweites Konto eröffnet, und da wurde sofort geklotzt. Zwanzigtausend in bar hat sie eingezahlt, sofort eine Kreditkarte beantragt, ihre Einkäufe damit bezahlt und Autos gemietet. Zuletzt einen weinroten Rover sechshundert. Den haben die Kollegen inzwischen sichergestellt. Er stand zwei Straßen von ihrer Wohnung entfernt. Die Sache mit dem von einer Bekannten geliehenen Auto ist damit aus der Welt.»
    Wieder grinste er sie an, freundschaftlich diesmal. «Die Nobelschlitten hat dieser Heller sich nicht aus den Fingern gesogen. Im Oktober hatte sie zweimal einen Jaguar, im September für zwei Tage einen Mercedes. Dem Tachostand nach war sie damit in Luxemburg, da wurde Zurkeulens Geld am Zwölften ja auch eingezahlt. Das übliche Verfahren, mit einem Köfferchen über eine Grenze, wo keiner mehr kontrolliert. Mit fünfeinhalb Millionen steigt man nicht ins Flugzeug. Wann sie in Nassau war, wissen wir noch nicht. Von deutschen Flughäfen ist sie nie gestartet. Ich schätze, sie ist nach Amsterdam oder sonst wohin gefahren, wenn sie fliegen musste. Wirklich clever, das Mädchen. Aber es ist anzunehmen, dass Hardenberg sie entsprechend instruiert hat. Erwird ihr auch hin und wieder seinen Porsche geliehen haben.»
    Und Wolfgang Blasting war der Ansicht, Susanne Lasko habe genau gewusst, dass sie sich auf ein riskantes Unternehmen einließ. «Sie hat speziellen Fahrunterricht genommen», sagte er. «Bei einem Stuntman, sinnigerweise unter einem Vorwand, der exakt ihre Tätigkeit beschrieb. Kurierdienst!»
    Es war kaum zu fassen, wie sich ihre Flunkerei im Nachhinein auszahlte – für Nadia. Michael hörte mit gesenktem Kopf zu. Wolfgang Blasting sprach weiter. Die Mordkommission ging inzwischen von Rauschgiftschmuggel aus. Ob Dettmer, der ja für Drogendelikte zuständig war, sie auf die Idee gebracht hatte, wer wollte das sagen? Aber solange sie in dem Glauben blieben, richteten sie keinen Schaden an. Im Fall Heller traten die Ermittlungen auf der Stelle.
    «Ich halte es für möglich», sagte Wolfgang Blasting, «dass Heller nur aus dem Weg musste, weil er Hardenberg mit der Lasko gesehen hatte. Hardenberg dürfte sie mehr als einmal in ihrer Wohnung besucht haben. Aber darum kümmern wir uns, wenn wir den Rest erledigt haben. Passt es, wenn ich mich morgen an deinen Schreibtisch setze?»
    «Kein Problem», sagte sie und hatte Mühe, ihre Stimme lässig klingen zu lassen. Die Lasko! Vielleicht war ihr damit erst richtig klar geworden, was es bedeutete, als Nadia Trenkler zu leben. Selbstverleugnung.
    Wolfgang Blasting verabschiedete sich. Michael begleitete ihn zur Tür, kam zurück und betrachtete sie mit einem gequälten Blick. «Es tut mir Leid. Es tut mir so entsetzlich Leid, Schatz.»
    Was er bedauerte, musste er ihr nicht erklären, nach dem Vortrag, den er ihr noch während der Heimfahrt gehalten hatte. Susanne Lasko war am zwölften September unterwegs und Nadia daheim gewesen. Daran erinnerte er sich nunwirklich noch gut, es war ja auch ein toller Abend und am dreizehnten September noch ein wunderschöner Nachmittag gewesen. Er hatte sie zu Unrecht verdächtigt. Dass sie während des Urlaubs auf den Bahamas ausgerechnet die Bank aufgesucht hatte, bei der Zurkeulens Geld lag, mit Zufällen musste man leben. «Verzeihst du mir?»
    «Natürlich», sagte sie. «Du hast mir ja auch schon einiges verziehen. Du hättest dich sogar damit abgefunden, dass ich einen Menschen umgebracht habe, oder irre ich mich?»
    Er zuckte mit den Achseln und lächelte verlegen. «Ich weiß es nicht. Zuerst dachte ich, dass schaffe ich nie. Dann dachte ich, jedes Kind braucht seine Mutter. Und jetzt bin ich froh, dass ich nicht länger darüber nachdenken muss. – Machst du uns was zu essen? Schnitzel, aber nur mit Champignons. Danach schwimmen wir eine Runde, das tut deinem Kreislauf gut.»
    «Nein», sagte sie. «Danach

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