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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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die Dame da draußen auch nicht.» Mit dem letzten Wort zog er ebenfalls eine Pistole unter seinem Jackett hervor und deutete damit auf die Flurtür.
    Lilo, dachte sie und stammelte: «Alles in Ordnung, Schatz. Was wollen Sie? Um Himmels willen, ich habe keine sechs Millionen.»
    «Ich weiß», sagte Zurkeulen. «Aber vielleicht können Sie diese Summe beschaffen, wenn Sie bereit sind, mich zu begleiten. Ramon wird Ihrem Mann so lange Gesellschaft leisten. Wenn Sie beide vernünftig sind, wird niemandem ein Haar gekrümmt.»
    Er wollte mit ihr in den Antoniterweg dreiundachtzig.Den Blick hielt er auf ihr Gesicht gerichtet, als er die Adresse nannte. Es schien, dass er eine bestimmte Regung erwartete. Doch worauf immer er lauerte, sie konnte es ihm nicht bieten. Antoniterweg dreiundachtzig, das sagte ihr nichts. Dafür hatte sie die betreffende Karteikarte im September zu schnell weggeklickt.
    «Und der Name Philipp Hardenberg?», fragte Zurkeulen.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    «Bedauerlich», sagte Zurkeulen. «Herr Hardenberg behauptete ebenfalls, Ihren Namen noch nie gehört zu haben.»
    Inzwischen war sie ruhiger, nicht frei von Angst, im Gegenteil. Hinter den Rippen war alles wie erstarrt, nur das Hirn arbeitete seltsam klar. «Was ist daran bedauerlich?», fragte sie. «Ich kenne den Mann nicht.»
    Zurkeulen intensivierte sein Lächeln. «Herr Hardenberg, vielmehr seine Lebensgefährtin, hat sich inzwischen eines Besseren besonnen.» Er nahm endlich die Hand von ihrer Brust. Der Schmerz blieb noch. «Leider», sagte er, «kann ich den Wahrheitsgehalt dieser Meinungsänderung nicht beurteilen. Deshalb schlage ich vor, dass Sie sich jetzt ankleiden. Dann werden wir ihm gemeinsam einen Besuch abstatten.»
    Es widerstrebte ihr, vor seinen Augen aus dem Bett zu steigen und ins Ankleidezimmer zu gehen, wo Ramon wartete. Gleichzeitig zog es sie mit aller Macht dorthin. Ramon stand dicht hinter der Tür und hielt die Waffe auf Michael gerichtet. Michael lehnte mit dem Rücken gegen einen der Spiegel. Er trug einen Bademantel mit großen, aufgesetzten Taschen. Seine Wange und die Lippen waren von Zurkeulens Schlag gezeichnet. Das Blut hatte er abgewischt. Er ließ den Blick nicht von ihr, sagte nichts, verfolgte nur jede ihrer Bewegungen und erleichterte es damit.
    Sie nahm Unterwäsche aus einem der Schrankfächer, schlüpfte hinein, ignorierte Ramons ekelhaftes Grinsen, griffnach einer Hose und sagte: «Ich ziehe einen Pullover an. Es ist kalt draußen.»
    Michael nickte und folgte ihren Händen mit den Augen. Es war nur eine Wasserpistole, ein nutzloses Spielzeug, aber das sah man nicht auf den ersten Blick. Das klobige schwarze Ding lag mitten im Stapel Pullover. Michael schloss entsetzt die Augen, als sie die oberen drei anhob und einen aus dem Fach zog. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und schaffte es, seinem Erschrecken den richtigen Anschein zu geben. «Ich lasse nicht zu, dass dieser Kerl dich mitnimmt.»
    Er riss sie an sich und platzierte ihre Körper so vor das Schrankfach, dass er von Ramon unbemerkt hineingreifen konnte. Er stutzte. Das Gewicht zeigte ihm wohl, was er da in der Hand hielt. Und er hatte Zurkeulens Pistole nicht gesehen. «Sei vernünftig», bat sie. «Sie sind beide bewaffnet. Wir sollten tun, was sie verlangen.»
    Er verstand. Die Wasserpistole verschwand im Bruchteil einer Sekunde in seiner linken Manteltasche. «Schon gut», murmelte er und löste sich von ihr. Den Arm ließ er neben die Manteltasche sinken. Es sah harmlos und unverfänglich aus.
    Zurkeulen war bereits auf dem Flur, als sie zurück ins Schlafzimmer kam. Er winkte sie zu sich. Seine Pistole hatte er wieder ins Jackett gesteckt. Sie trat durch die Tür und wäre beinahe über Andrea gestolpert. Die junge Frau lag auf dem Bauch, das Gesicht in einem Arm verborgen. Ob und in welcher Weise sie verletzt war, ließ sich im Vorbeigehen nicht feststellen. Aber ihre Schultern zuckten, tot war sie also Gott sei Dank nicht. Zurkeulen ließ sie an sich vorbei zur Treppe und folgte dichtauf.
    «Nimm die Jacke, Nadia!», rief Michael ihr aus dem Ankleidezimmer nach. «Es ist wirklich kalt.»
    Zurkeulen lächelte spöttisch. Sie sah es, als sie sich kurz umdrehte. «Wenn meinem Mann etwas passiert», begann sie.
    «Ihm wird nichts geschehen», versprach Zurkeulen. «Wenn er Ramon keine Veranlassung dazu gibt.»
    Michael rief noch einmal, sie solle die Jacke nehmen. Sie meinte, es sei ein drängender Unterton in seiner Stimme.

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