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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Philipp Hardenberggepresst: «Wenn sie stirbt, stirbst du auch.» Seine nachfolgenden Worte machten deutlich, dass er sie wie alle anderen für Nadia hielt. Er war außer sich vor Wut, sprach ohne Unterbrechung auf sie ein, als habe er nur auf diesen Moment gewartet, und offenbarte Dinge, die er sonst wohl niemandem anvertraut hätte.
    Irgendwie schaffte sie es, hinter dem Golf herzufahren und zuzuhören. Ein paar Mal geriet sie in Versuchung, Schneider mit der Lichthupe zu stoppen, weil sie überzeugt war, es keine Sekunde länger zu ertragen. Gleichzeitig wusste sie, dass Hardenberg seine Worte vor Schneider oder sonst wem nicht wiederholen würde.
    «Du mit deinem verfluchten Samaritertick», begann er. «Erst ein armer Student, dann dieses Huhn. Hab ich einen vergessen? Ach ja, den genialen Erfinder, den hast du ja auch bedacht. Solche liegen vor dir auf den Knien, wenn ein paar Bröckchen für sie abfallen. Das brauchst du, was? Hin und wieder eine gute Tat, da darf man sich dann fühlen wie ein großherziger Mensch.»
    Seine Stimme war gepresst vor Schmerz. Und mit jedem Satz, den er sich abrang, machte er ihr klar, dass sie längst tot sein sollte. Er hatte sie bereits am letzten Mittwoch im November beseitigen wollen. Es wäre die beste Gelegenheit gewesen – seiner Meinung nach. Für ihr Zusammentreffen mit Zurkeulen in der Bank hätte es garantiert zwei Dutzend Zeugen gegeben, folglich hätten sich die Ermittlungen auf Zurkeulen konzentriert.
    Er hatte die Chance auch nutzen wollen, ohne Nadia großartig zu informieren. Nachdem Zurkeulen vormittags in seinem Büro aufgetaucht war und ein paar dumme Fragen gestellt hatte, war Hardenberg am Mittwochabend in der Kettlerstraße gewesen, nur leider nicht in die Wohnung gekommen – weil sein Nachschlüssel nicht mehr passte undihm nicht geöffnet wurde. Zu der Zeit hatte sie ja am Hauptbahnhof auf Nadia gewartet.
    Donnerstags hatte Nadia ihm dann noch zwei angenehme Tage für ihre Vertretung abgerungen. Es träfe sich doch günstig, hatte sie gesagt, weil sie ohnehin für den Donnerstagnachmittag und den Freitag Termine hatte und über Nacht wegbleiben musste. Von einer schönen, hellen Wohnung am Stadtrand und einem Job bei Alfo Investment nach der Geburt des Kindes war jedenfalls nicht die Rede gewesen.
    Die Schwangerschaft hatte Nadia dem Anschein nach überhaupt nicht erwähnt. Sie hatte Hardenberg nur versprochen, das Problem eigenhändig aus der Welt zu schaffen – nach ihrer Rückkehr am Freitagabend. Und er hätte sich immer noch in den Hintern treten mögen, dass er sich darauf eingelassen hatte. Nadia hätte doch nicht im Traum daran gedacht, Wort zu halten, meinte er. Von ihr hätte er am Freitagabend am Flughafen ja auch keinen Zipfel gesehen, von der Lasko ebenso wenig.
    «Hast du sie gewarnt?», zischte er. «Natürlich hast du. Über eine Stunde hab ich auf dem Parkplatz gewartet. Dann bin ich zu ihrer Wohnung, da war sie auch nicht. Stattdessen bin ich mit diesem versoffenen Subjekt aneinander geraten.» Und Heller hatte sich nicht ohne Gegenwehr von ihm abstechen lassen. Ein paar mächtige Hiebe hatte er ihm verpasst. Da hatte Zurkeulens Schläger nur noch einmal leicht antippen müssen, um ihm die Rippen endgültig zu brechen. Und wofür das alles?
    Es klang nicht so, als hätte Philipp Hardenberg Nadia jemals ohne Kostüm gesehen. Um Geld war es gegangen, um nichts weiter. Von dem Moment an, als Nadia ihm von der Begegnung am Aufzug berichtet hatte, hatte er nur noch an eines denken können. An die Millionen, die Männer wie Zurkeulen und andere, die nicht eben gut Freund mit dem Fiskuswaren, vertrauensvoll in die Hände der vermeintlichen Susanne Lasko legen sollten.
    Auf Anhieb begeistert war Nadia von seinen Plänen offenbar nicht gewesen, hatte ja bereits einmal Schiffbruch erlitten und wollte ihre Ehe nicht aufs Spiel setzen. Nach Hardenbergs Vorstellungen hätte «die Lasko» nie erfahren, dass mit ihrer Identität Anleger betrogen wurden. Wie Dieter schon gesagt hatte: Man brauchte nur ihre Papiere, die waren leicht zu beschaffen. Man ging mit neuen Passbildern zum Amt und behauptete, man habe die Handtasche verloren.
    Aber Nadia wusste ja immer alles besser, wollte ihren Mann nicht misstrauisch machen, wenn sie über Nacht wegbleiben musste. Dass Michael mit der Ersatzfrau ins Bett ging, hatte sie nicht einkalkuliert. Das war auch nicht in ihrem Sinne gewesen.
    «Ich hab dir gleich gesagt, dass das nicht funktioniert. Man quartiert

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