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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sich als Retter aufspielte und eine entsprechende Belohnung einforderte.
    Am Sonntagmorgen stellte sie fest, dass die Blutung aufgehört hatte. Es wurde auch höchste Zeit. Nach dem Mittagessen duschte sie ausgiebig, legte Make-up auf, richtete die Frisur und zog die Sachen an, die Nadia für diesen Zweck in der Boutique gekauft und mit denen sie eine Woche zuvor Johannes Herzog imponiert hatte.
    Für den Weg zum Parkhaus ließ sie sich Zeit. Das Wetter war angenehm. Noch vor drei war sie am Ziel. Nadia hatte das zweite Parkdeck als Treffpunkt vorgeschlagen. Zur Sicherheit kontrollierte sie auch das dritte und das erste Parkdeck, den roten Alfa Spider entdeckte sie nicht. Sie ging wieder ins Freie und schlenderte in der Nähe der Zufahrt auf und ab.
    Kurz nach vier begann sie zu zweifeln, dass Nadia noch käme. Es mochte in der Woche alles Mögliche geschehen sein. Vielleicht hatte Nadia sich mit ihrem Mann ausgesprochen, oder er musste heute doch nicht ins Labor. Sie überlegte, ob sie anrufen sollte, Nadias Telefonnummer hatte sich ihr vonden Visitenkarten eingeprägt. Zahlen hatte sie sich schon immer gut merken können. Sie beschloss, bis halb fünf zu warten. Ein paar Minuten ehe die Frist verstrichen war, tauchte der Alfa auf.
    Sie rannte zurück und erreichte etwas außer Atem das zweite Parkdeck. Nadia war ausgestiegen, schaute sich nervös um und atmete erleichtert auf, als sie näher kam. «Tut mir Leid», begann sie hektisch. «Ich dachte schon, ich könnte nicht kommen.»
    «Bis fünf schaffe ich das aber nicht mehr», meinte Susanne.
    «Sollst du auch nicht», sagte Nadia. «Es hat eine Höllenszene gegeben. Eine Fortsetzung möchte ich dir nicht zumuten.»
    Nadia griff ins Auto und nahm die Fernbedienung fürs Garagentor heraus. Es war kompliziert und völlig neu, eine Erfindung von Joachim Kogler, der Prototyp; ob sich das auf dem Markt durchsetzte, durfte bezweifelt werden. Nadia war begeistert von der technischen Spielerei, erklärte etwa fünf Minuten lang, wie es funktionierte, und betonte, dass sie immer in die Garage fuhr, weil sie häufig wichtige Unterlagen und stets den Laptop im Auto ließ. Darauf folgte ein weiterer Vortrag über die Alarmanlage des Hauses, die etwas Eile erforderte und anscheinend ständig in Betrieb war, um alles zu überwachen.
    Der Alarm wurde ausgelöst, wenn die Anlage nicht binnen zwanzig Sekunden nach Betreten des Hauses bedient wurde. Da Susanne durch die Garage hereinkäme, durfte sie keine Zeit verlieren. Die Schaltung befand sich im Garderobenraum. Es war ein schwarzes Kästchen und wurde von einer Lederjacke verdeckt. Susanne sollte die Jacke nur zur Seite schieben, auf keinen Fall den Bügel vom Haken nehmen, um die notwendige Zahlenkombination einzutippen.
    Dann zog Nadia die beiden Ringe von ihrem Finger. Susanne streifte sie über. Nadia löste ihre Ohrstecker, Susanne schob sie durch die frischen Löcher. Nadia nahm ihre Armbanduhr ab und legte sich Susannes Uhr um. Nadia öffnete ihre Handtasche, nahm das Handy, ein Päckchen Zigaretten sowie ein Einwegfeuerzeug heraus und griff nach Susannes Tasche. Das Etui und das goldene Feuerzeug blieben in Nadias Tasche.
    «Du musst heute nicht rauchen», sagte Nadia. «Auch später nicht, wenn du nicht willst. Es reicht, wenn du sie anzündest und im Aschenbecher ablegst. Das mache ich auch oft.»
    «Wann soll ich wieder hier sein?», fragte Susanne.
    «Hier gar nicht», sagte Nadia. «Ich rufe mir jetzt ein Taxi und fahre zu deiner Wohnung. Du hast doch nichts dagegen?»
    Sie schüttelte den Kopf. Nadia nahm eine Computertasche und die Dokumentenmappe von der Rückbank des Alfa. «Ich habe mir etwas gegen Langeweile mitgebracht. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst. Es spielt keine Rolle, wann ich wieder zu Hause bin. Michael wird vermutlich die Nacht im Labor verbringen. Wie oft bist du noch gefahren?»
    «Fast jeden Tag», sagte sie wahrheitsgemäß.
    Nadia nickte. «Fein.»
    Dank Johannes Herzogs gründlicher Einweisung war sie schneller am Ziel als erwartet. Nur wenige Minuten nach fünf erreichte sie die schmale Landstraße mit den jungen Bäumen. Weit vor ihr tauchte im Sommerdunst das üppige Grün auf und wurde rasch größer. Den Marienweg fand sie auf Anhieb, fuhr langsam vorbei an Koglers Anwesen, ein offenes, gepflegtes Grundstück. Joachim Kogler hantierte mit einer Kabelrolle im Vorgarten. Sie erkannte ihn nach den Fotos, ebenso seine Frau. Lilo stand bei der Haustür und hob grüßend eine

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