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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Hand.
    Sie ignorierte es, konzentrierte sich auf das mittlere Haus. Es war nicht gar so pompös, wie die Fotos es glauben machten. Aber es war tatsächlich eine schneeweiße Villa. Neben der breiten Auffahrt zu einer Doppelgarage lag eine schmalere, die zu Wolfgang Blastings Besitz gehören musste. Ein niedriger Zaun trennte die beiden Grundstücke.
    Mitten vor dem Garagentor brachte sie den Alfa zum Stehen. Den Versuch, das Tor mit der komplizierten Fernbedienung zu öffnen, unternahm sie erst gar nicht. Für einen kurzen Aufenthalt lohnte es nicht, sich abzuhetzen, um die Alarmanlage in der Diele rechtzeitig zu erreichen. Und es waren jetzt weder wichtige Papiere noch der Laptop im Auto. Sie stieg aus und verschloss den Wagen per Druck auf den Zündschlüssel. Den Autoschlüssel steckte sie in die Handtasche, nahm den Schlüsselbund heraus und ging zur Vorderfront.
    Lilo Kogler schaute aus etwa zwanzig Meter Entfernung argwöhnisch zu ihr herüber. Anscheinend war sie beleidigt, weil ihr freundlicher Gruß nicht erwidert worden war. Joachim Kogler hatte sich aufgerichtet und schaute ebenfalls. Sie hob lässig den Arm, winkte kurz, lächelte beiden mit einem saloppen Nicken zu und ging zügig weiter zur Haustür. Ihr Herz holperte in der Furcht, sie könne angesprochen werden, antworten müssen und sich mit dem helleren Klang ihrer Stimme als billige Imitation verraten.
    Seltsam, dass Nadia sich darüber keine Gedanken machte. Ihr musste der unterschiedliche Klang doch ebenfalls aufgefallen sein. Andererseits, da sie ja später auf alles, was Michael Trenkler sagte, nur mit Schweigen oder einem höhnischen Lachen reagieren sollte, war das Risiko gering.
    Am Bund waren insgesamt sechs Schlüssel, jeder hatte eine andersfarbige Markierung. Da Nadia sie auf die Garage eingeschworen hatte, hatte sie versäumt, ihr zu erklären, welcher Schlüssel zur Haustür gehörte. Sie probierte den roten. Erließ sich nicht einstecken. Und Lilo Kogler stand jetzt neben ihrem Mann auf dem Rasen. Sie tuschelten miteinander und blickten dabei konzentriert in ihre Richtung. Wahrscheinlich war ihnen aufgefallen, dass etwas nicht stimmte.
    Sie schob den Schlüssel mit der grünen Markierung ein. Ins Schloss passte er. Ob er sich auch drehen ließ, konnte sie nicht mehr feststellen. Die Tür wurde von innen geöffnet. Eine Hand griff nach ihrem Arm und zog sie mit einem Ruck in die Diele.
     
    Im ersten Schreck schloss sie die Augen. Als nichts weiter geschah und sie die Augen wieder öffnete, schaute sie in das Gesicht des blonden Mannes. Michael Trenkler, wer sonst? Er trug Jeans und ein lässig weites Polohemd und wirkte darin so normal, dass sein Anblick den Glanz der noblen Behausung dämpfte. Das Einzige, was an ihm gewaltig störte, war die Tatsache, dass er längst auf dem Weg ins Labor sein sollte.
    Er schloss die Haustür und zeigte übertrieben einladend in die Diele. «Nur hereinspaziert.» Sie rührte sich nicht vom Fleck, spürte den Herzschlag in der Kehle, den Fingerspitzen und den Zehen. Mit einer raschen Bewegung warf sie den Kopf zurück und klemmte mit einer Hand das Haar hinter dem linken Ohr fest. Bei Nadia hatte sie diese Geste häufig gesehen. Es brachte die Ohrstecker vorteilhaft zur Geltung. Aber ihr bekamen sie nicht gut. In den noch zu frischen Löchern machte sich bereits jetzt ein unangenehmes Brennen bemerkbar.
    Der Blonde lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und fixierte sie mit einem undefinierbaren Blick, der ebenso spöttisch sein konnte wie abgrundtief böse. «Das ging ja fix. Hat dein Dukatenesel dich versetzt?»
    Ganz offensichtlich hielt er sie für Nadia. Sie deutete ein Nicken an und schaute sich um. Die Wände waren weiß, derFußboden war weiß, sämtliche Türen waren weiß, und die Sprossenfenster neben der Haustür hatten weiße Rahmen. Es war so hell, dass es in den Augen brannte.
    «Fein», sagte er. «Und warum bist du nicht reingefahren? Musst du noch was erledigen?»
    Sie schüttelte den Kopf und massierte ihr schmerzendes Handgelenk. Er verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. «Sorry, so fest wollte ich nicht zupacken. Aber ich wollte auch nicht riskieren, dass du dich auf einen längeren Dialog mit der Nachbarschaft einlässt. So viel Zeit habe ich nämlich nicht mehr. Ich hoffe, du verstehst das.»
    Seine Stimme troff vor Sarkasmus. Sie drehte sich um und ihm damit den Rücken zu und rief sich den Grundriss vom Erdgeschoss ins Gedächtnis. Diele, WC, Garderobenraum,

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