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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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auf ihn und auf Nadia, die jetzt problemlos nach einem Schalter hätte schauen können und nicht grübeln müsste, wie sie von hier wegkommen sollte. Andererseits erlaubte ihr Wolfgang Blastings Verlangen, ins Haus zurückzukehren, ohne Argwohn zu erregen.
    Sie schloss die Haustür hinter sich und lehnte sich für einen Moment mit dem Rücken dagegen, wie Michael Trenkler es getan hatte. Dass er gefragt hatte, warum sie nicht reingefahren war, erklärte die Situation vorerst noch auf natürliche Weise. Sie hatte den Alfa mitten vor dem Tor der Doppelgarage abgestellt und die Ausfahrt blockiert. Und da er dringend wegmusste, hatte er eben Nadias Auto genommen – ohne großartig zu fragen.
    Nach dieser Erkenntnis fiel ihr die Alarmanlage ein. Sie ging zur Garderobe, schob die Lederjacke zur Seite und tippte die Kombination ins Kästchen. Durch das gesamte Haus ging ein metallisches Klicken, das sie durchaus registrierte, aber nicht für gefährlich hielt, weil sonst nichts geschah.
    Rasch näherte sie sich der Tür, die von der Diele in die Garage führte. Sie war abgeschlossen. Der Schlüssel mit der schwarzen Markierung öffnete sie. Augenblicklich flammten mehrere Neonröhren auf und tauchten den großen Raum in grelles Licht. Ihr Blick fiel auf einen cremefarbenen Jaguar – unverschlossen, wie ein Griff an die Fahrertür zeigte. Der Zündschlüssel steckte, auf dem Beifahrersitz lag die Fernbedienung fürs Garagentor.
    Nadia hatte sicher nichts dagegen, wenn sie in diesem Wagen zurückkam. Sie warf die Handtasche auf den Sitz, nahm die Fernbedienung und richtete sie auf das geschlossene Tor. Einen Griff, eine Klinke oder sonst etwas Vertrautes schien esnicht zu geben. Jedenfalls bemerkte sie nichts dergleichen, sah nur den unscheinbaren schwarzen Kasten an der Wand neben dem Tor und das Kabel, das zu einem Motor an der oberen Torkante führte.
    Rasch gab sie die hier notwendige Kombination ein. Und obwohl sie sicher war, Nadias Anweisungen exakt befolgt zu haben, rührte sich das Doppeltor um keinen Zentimeter. Aus einem Grund, den wohl nur Joachim Kogler nachvollziehen konnte, verweigerte die Technik ihren Dienst. Damit schien auch geklärt, warum Michael Trenkler sich noch daheim aufgehalten hatte. Er hatte offenbar darauf gewartet, dass Nadia zurückkam, weil er mit seinem Wagen nicht raus auf die Straße konnte. So stellte sich erst gar nicht die Frage, ob sie den genialen Erfinder von nebenan um Hilfe bitten sollte. Auf die Idee war Michael garantiert auch gekommen. Vielleicht hatten Joachim und Lilo Kogler deshalb so aufmerksam zu ihr hingeschaut – um festzustellen, ob es von außen funktionierte, oder etwas zu erklären, falls es das nicht tat.
    Es gab nur eine Lösung. Ein Taxi. Geld genug steckte in Nadias Portemonnaie. Sie ging hinauf ins Arbeitszimmer, suchte nach einem Telefonbuch, fand jedoch keins und nahm den Telefonhörer ab, um die Auskunft anzurufen. Doch aus dem Hörer drang nicht der geringste Laut. Wieder und wieder drückte sie auf die Gabel, ohne Erfolg.
    Ein erster Anflug von Panik versetzte sie für etliche Sekunden zurück in die Fabrikruine. Aber jetzt waren die Umstände doch entschieden günstiger. Sie war weder schwer verletzt noch orientierungslos. Nebenan hockte ein Polizist in seiner Einfahrt und wartete auf einen Schalter. Auch wenn Wolfgang Blasting ihr mit seinem proletenhaften Grinsen und dem Kommando nicht sympathisch gewesen war, einen besseren Garanten für Sicherheit konnte es kaum geben. Das Risiko, ihn anzusprechen und als falsch erkannt zu werden,schien mit einem Mal verschwindend gering. Ein Vorwand, an sein Telefon zu kommen, war auch gegeben. «Ich kann den Schalter nicht finden und muss Michael anrufen. Aber mit meinem Apparat stimmt etwas nicht. Darf ich kurz dein Telefon benutzen?»
    Und für den Fall, dass er sie zum Telefon begleitete – auf dem Weg zur Haustür wusste sie noch nicht, mit welcher Lüge sie Wolfgang Blasting veranlassen könnte, sie für einen Moment alleine zu lassen. Doch darüber musste sie auch nicht lange nachdenken. Die Haustür ließ sich nicht mehr öffnen.
    Die zweite Panikattacke war entschieden heftiger. Sie war hundertprozentig sicher, die Tür nicht abgeschlossen zu haben, als sie zurück ins Haus flüchtete, deshalb kam sie nicht auf den Gedanken, es mit dem Schlüssel zu probieren. Sie rannte in den Wohnraum, riss konfus und ohne Erfolg an den Terrassentüren. Die Außentüren beim Swimmingpool ließen sich ebenso wenig öffnen

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