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Die Lüge

Die Lüge

Titel: Die Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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verspürt hatte, löste sich in diesem Moment in Wohlgefallen auf. Der Liebhaber – mit Chauffeur oder Bodyguard. So einem taten tausend Euro für ein amouröses Abenteuer wahrhaftig nicht weh. Wahrscheinlich zahlte nicht Nadia, sondern der Dunkelhaarige für den Spaß. Er stieg wieder hinten ein. Der Gedrungene setzte sich ans Steuer. Nadia ging zum nächstgelegenen Eingang und verschwand im Gebäude. Die schwarze Limousine setzte sich in Bewegung und kam auf sie zu. Sie duckte sich tiefer hinter ein Auto und wartete, bis der Wagen verschwunden war, dann rannte sie zurück zum Parkplatz.
    Nun wartete Nadia bereits nahe der Zufahrt. Ein paar Minuten später war Susanne erneut auf dem Weg zum Terminal mit dem Auftrag, einen Mietwagen zu beschaffen, den ersten Lohn sowie eine auf ihren Namen ausgestellte Kreditkarte in der Tasche. Ein Angestellter warf einen Blick in ihren Führerschein, akzeptierte ohne weiteres das Stückchen Plastik als Sicherheit und offerierte eine Palette von Wagen der gehobenen Klasse.
    Sie entschied sich für einen silbergrauen Mercedes. Und erst als sie darin zurück zum Parkplatz fuhr, fragte sie sich, wozu Nadia einen Mietwagen brauchte. Als sie ausstieg und Nadia den Schlüssel sowie den Kfz-Schein aushändigte, erkundigte sie sich: «Warum fährst du nicht zusammen mit deinem Freund?»
    Nadia betrachtete sie mit einem nachsichtigen Blick. «Und was mache ich, wenn seine Besprechung sich morgen länger hinzieht? Soll ich dich aus dem Bett klingeln? Michael wäre bestimmt nicht einverstanden, wenn du nachts um drei ins Büro willst.» Das klang einleuchtend.
    Die Kreditkarte nahm Nadia wieder an sich, versprach, sich zu melden, sobald sie angekommen sei, und notierte für Notfälle die Nummer ihres Handys. Falls Michael in der Nähe wäre, sollte sie behaupten, rasch im Büro anrufen zu müssen. Am Telefon müsste sie dann nur sagen: «Helga, ich bin es. Schaust du bitte nach, wann ich am Montag den Termin mit Herrn Müller habe? Aber mach schnell, ich habe hier gerade   …» Und so weiter. Auf diese Weise könnte sie Nadia erklären, in welcher Situation sie sich befand. Nadia wollte sie dann durchlotsen.
    Während sie sprach, nahm Nadia ihren Schmuck ab, vier Päckchen Zigaretten nebst Einwegfeuerzeug und das Portemonnaie aus ihrer Handtasche. Dann lud sie ihr Gepäck aus dem Alfa in den Mercedes um: eine Reisetasche, den schwarzen Aktenkoffer – mit Zahlenschlössern, wie aus der Nähe zu sehen war   –, die Dokumentenmappe und den Laptop.
    «Wird Michael das nicht vermissen?», fragte Susanne.
    «Meinen Laptop?» Nadia klang erstaunt. «Darum kümmert er sich nicht. Ich habe dir doch schon mal gesagt, das lasse ich immer im Auto. Und mein Freund macht eine Geschäftsreise, keine Vergnügungstour. Ich werde tagsüber viel allein sein und habe keine Lust, mich im Hotelzimmer zu langweilenoder allein durch die Stadt zu laufen. Da nutze ich die Zeit lieber, um ein paar Analysen zu erstellen.»
    Auch das klang plausibel. «Apropos Langeweile», fuhr Nadia fort. «Michael schaut sich abends meist ein paar Videoclips an. Er braucht das zum Abschalten. Du musst dir das nicht antun. Geh vor ihm ins Bett.» Mit viel sagendem Lächeln fügte Nadia an: «Dann kannst du dich unter der Decke verkriechen und musst dir keine Sorgen machen, dass er mehr von dir sieht als Reusch.»
    Darum hatte sie sich bisher überhaupt noch keine Sorgen gemacht. «Und morgen früh?», fragte sie.
    «Brauchst du dich um nichts zu kümmern. Michael frühstückt nicht. Beim Duschen wirst du ihm kaum helfen wollen.»
    Sie tauschten die Wagen und fuhren hintereinander vom Parkplatz. Auf der Autobahn verschwand der silbergraue Mercedes rasch aus ihrem Blickfeld. Erst zehn Minuten später fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ihren Wohnungsschlüssel aus der Handtasche zu nehmen. Besonders tragisch fand sie das nicht. Es störte sie nur ein wenig, dass sie im Notfall nicht heimfahren konnte. Aber es war auch eine Herausforderung. So musste sie sich bewähren, einen Rauswurf konnte sie sich nicht leisten.
     
    Sie fuhr, soweit der Verkehr es zuließ, zügig und anfangs auch ruhig in der Gewissheit, in ein verlassenes Haus zu kommen, dessen technische Mysterien sie nun auswendig aufsagen konnte. Als sie die Autobahn verließ, spürte sie ein leichtes Vibrieren in der Magengrube. Sie beschwichtigte die aufsteigende Nervosität damit, einen ganzen Tag für die zweite Konfrontation mit der Technik und Nadias Handynummer

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