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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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hinter der Auflehnung sah Ann ihre unglückliche kleine Tochter, die sich nach Geborgenheit sehnte. «Ach, Schatz.» Sie legte Kate eine Hand auf den Unterarm. «Das ist etwas ganz anderes.»
    Kates Mundwinkel verzogen sich nach unten. Sie sah tiefbetrübt aus. Ann drückte ihren Arm fester. Wenn sie ihr doch bloß diese Last nehmen könnte!
    Plötzlich glättete sich Kates Gesicht wieder. Sie entzog Ann ihren Arm und drehte sich zum Fenster. «Egal.»
    Maddie meldete sich von hinten zu Wort: «Wir hatten heute ein Feuer in der Schule.»
    «Ja, klar.» Kate verdrehte sich auf ihrem Sitz, um ihr Handy aus der Jeanstasche zu fischen.
    «Doch, wirklich wahr. Frag Mom. Die Feuerwehr war da und alles.»
    Kate sah fragend zu Ann.
    Sie nickte. «Das stimmt. Es hat wirklich gebrannt. Zum Glück war es bloß ein kleines Feuer.»
    Kate drehte sich zu Maddie um. «Dann ist also nicht die ganze Schule abgebrannt?»
    Ann sah in den Rückspiegel. Maddie, die auf ihrem Sitz auf und ab gewippt war, hielt zögernd inne. «Nein.»
    «Und ihr müsst morgen trotzdem zur Schule?»
    «Ja   … schon.»
    «Dein Pech.»
    Maddie verschränkte die Arme vor der Brust. «Früher bist du gern zur Schule gegangen.»
    Das stimmt, dachte Ann bekümmert. Bis vor kurzem hatte Kate immer gute Noten mit nach Hause gebracht. Ihr Betragen war immer tadellos gewesen. Nie war Ann von einer Vertrauenslehrerin zu einem Gespräch gebeten worden, weil Kate ihreHausarbeiten nicht machte. Bis jetzt.
Gibt es bei Ihnen zu Hause etwas, was Kate belastet?
, hatte die Lehrerin gefragt.
    «Hört zu.» Ann bremste, um ein paar Teenager über die Straße zu lassen. «Was haltet ihr davon, wenn ich euch nächsten Mittwoch aus der Schule nehme? Ich dachte, wir könnten einen Tag eher zu Grandma und Granddad fahren.»
    Maddie klatschte begeistert in die Hände. «O ja!»
    «Musst du nicht arbeiten?», fragte Kate.
    Sie klang spitz. Ann konnte das verstehen. Dass ihre Mutter wieder arbeitete, war auch so etwas, das sich ihrer Kontrolle entzog. «Ich habe schon mit deiner Klassenlehrerin gesprochen. Ihr schreibt an dem Tag keine Arbeit mehr und müsst auch nichts abgeben.» Die Teenager erreichten die andere Straßenseite. Ann gab Gas. «Es würde also gehen.»
    Eine Melodie erklang. Kate klappte ihr Handy auf und begann zu tippen.
    «Dad kommt nicht mit, oder?», fragte Maddie.
    Ann seufzte. «Nein, Schatz. Dad kommt nicht mit.» Sie waren seit einem Jahr getrennt, lang genug, dass sich in ihrem Alltag allmählich neue Gewohnheiten eingeschliffen hatten, aber Maddie hörte nicht auf, die immer gleichen Fragen zu stellen. Verstand sie es wirklich nicht? Oder gab sie die Hoffnung einfach nicht auf? «Kate, wem simst du?»
    Kates Daumen flogen über die winzige Tastatur. «Michele. Sie und ich versuchen, den längsten SM S-Rekord zu brechen.»
    «Dann lass das jetzt. Das können wir uns nicht leisten.»
    «Das geht schon.» Kate feixte. «Dad hat mein Limit aufgestockt.»
    Ob das stimmte? Er hatte ihr kein Wort davon gesagt. «Seit wann?»
    Kate zuckte die Achseln. «Weiß ich nicht mehr. Letzten Monat?»
    Peter hätte das mit ihr besprechen müssen. Wenn Kate noch ausgiebiger als sonst mit ihrem Handy spielte, konnte das ihre Leistungen in der Schule noch mehr beeinträchtigen, deshalb hätte sich Ann dagegen ausgesprochen. Und genau deswegen hatte Peter auch nichts gesagt. Er ging Konflikten gern aus dem Weg.
    «Ich habe vergessen, es dir zu sagen, Mom», sagte Maddie. «Hannah kann heute nicht mit mir spielen. Sie bekommt jetzt Klavierunterricht.»
    «Ach so? Aber Hannahs Mutter und ich hatten doch eigentlich gedacht, dass ihr die Stunden zusammen nehmt.»
    «Daraus wird dann wohl nichts.»
    Ann hörte an Maddies Stimme, wie enttäuscht sie war. Ihr ging es nicht anders. «Das tut mir leid, mein Schatz. Ich hätte Rachel sagen müssen, wie viel uns daran liegt.»
    Maddies Stimme war kaum mehr zu hören. «Macht nichts.»
    «Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Ich kann sie anrufen, sobald wir zu Hause sind, und   –»
    «Ist nicht so wichtig, vergiss es einfach.»
    «Na ja, wir können wenigstens hören, ob Hannah morgen Zeit hat.»
    «Morgen hat sie Karate.»
    Auch darüber hatte sie mit Rachel gesprochen und war davon ausgegangen, dass die Mädchen zusammen hingehen würden. Vielleicht hatte Rachel es einfach vergessen. «Ich rufe sie nachher an.»
    Ann bog in ihr Wohnviertel ein.
    Mr.   Finn war mal wieder mit seinem Hund unterwegs. Gestern Abend hatte er

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