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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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Thanksgiving-Ferien Klarschiff zu machen. «Was ist passiert? Warum wird die Schule geschlossen?»
    «Alle Schulen werden geschlossen.»
    «Was?»
    Die Lehrerin nahm das oberste Blatt von dem Papierstapel in ihrer Hand. «Da.»
    Ann las. Ihre Schritte wurden langsamer. Ihr wurde kalt. Kinder rempelten sie an, ohne dass sie es wahrnahm. Die Schrift verschwamm vor ihren Augen. Sie musste die Wortemehrmals lesen, bis sie ihre Bedeutung erfasst hatte. «Wir haben Alarmstufe 6?»
    «Richtig.»
    Ann starrte ihre Kollegin an. Das hieß, die Grippefälle hatten sich so vermehrt, dass sie drohten, ganze Städte zu befallen. Dass H5N1 sich erneut genetisch verändert hatte und sich jetzt leichter von Mensch zu Mensch übertrug. «Seit wann?»
    «Seit einer Stunde.» Die Lehrerin nahm Heyjin erneut an die Hand und schüttelte den Kopf. «Was für eine Ironie, nicht wahr? Da ist sie so weit gereist, und am Ende hat es überhaupt nichts gebracht.»
    Heyjin blickte zu den beiden Frauen auf. Ihre Augen sagten:
Dann habe ich also recht behalten
.

DR. NIGEL NAGWANA, GENERALDIREKTOR DER WELTGESUNDHEITSORGANISATION WHO
REDE IN DER GENFER ZENTRALE
    Meine Damen, meine Herren, guten Abend.
    Wie Sie wissen, herrschte in Sachen Vogelgrippe schon seit mehreren Jahren weltweit Alarmstufe 4.   In dieser Phase wird der Virus nur in seltenen Einzelfällen auf den Menschen übertragen. Im September hat sich in einigen asiatischen Ländern die Zahl der Infektionen so weit erhöht, dass wir in Stufe 5 eingetreten sind, in der das Virus leichter von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
    Heute, infolge zahlreicher größerer Ausbrüche der Grippe in Europa und Afrika, rufen wir Alarmstufe 6 aus. Wir fordern die Bevölkerung auf, nicht in Panik zu geraten. Dieser Schritt bedeutet lediglich, dass in den betroffenen Ländern angemessene, zusätzliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Diese Maßnahmen lauten wie folgt:
     
    Personen, bei denen eine Infektion oder der Verdacht auf eine Infektion besteht, werden unter Quarantäne gestellt.
     
    Schulen und Universitäten werden bis auf weiteres geschlossen.
     
    Konzerte und öffentliche Veranstaltungen finden nicht statt, einschließlich Versammlungen zu religiösen Zwecken.
     
    Der Inlands- und Auslandsreiseverkehr wird eingeschränkt.
     
    Bitte seien Sie versichert, dass eine Pandemie keinesfalls unvermeidbar ist. Wenn alle kooperieren, können wir die Ausbreitung des Influenza-Virus eindämmen und stoppen.

SIEBEN
    Peter stand mit der Hand am Ohr an der Tür zu seinem Labor. Ann hatte ihr Mobiltelefon noch immer nicht wieder angestellt.
    Auf dem Flur eilten Leute mit Mappen, Büchern, Kisten vorbei und nickten einander im Vorbeigehen zu. Er fragte sich, wie viele von ihnen in einem Monat, einem Jahr noch am Leben sein würden. Keiner von ihnen sprach auch nur einen Satz zu Ende.
    «Hast du   …?»
    «Da drüben   …»
    Drinnen wischte Shazia die Arbeitsflächen ab und schaltete die Geräte aus. Sie war mit den Neuraminidase-Tests fertig und hatte ihn mit der Nachricht empfangen, dass die Blauflügelenten mit H5N1 infiziert waren. Er hatte ihr seinerseits Bericht erstattet. Die Vogel- und die Menschensubtypen schienen gleichzeitig ihr Tempo verschärft zu haben. Beide Viren fielen in bislang ungekannter Geschwindigkeit über ihre Wirtsbevölkerungen her.
    Peter probierte es auf dem Festnetz, aber es sprang nur der Anrufbeantworter an. Er legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Er würde es gleich noch einmal probieren. Ann hatte es bestimmt in den Nachrichten gehört. Wahrscheinlich holte sie die Mädchen ab. «Ist alles verstaut?»
    Shazia schloss den Gefrierschrank. «Ja.» Ihr dunkelblauer Wollmantel hing ordentlich über einer Stuhllehne. Davor lehnte ihre Aktentasche. Auf dem Schreibtisch lagen einige Bücher in schwarzem Einband. Sie bemerkte seinen fragenden Blick. «Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich mir die hier ausleihe?»
    «Natürlich, das ist gut.» Er sah sich die Titel an, trat ans Regal und gab ihr noch ein paar dazu. «Die wirst du auch brauchen.»
    In seinem Büro begann er Bücher in eine Kiste zu packen, Papiere in eine zweite. Seinen Laptop würde er natürlich auch mitnehmen. Und sein Aufnahmegerät.
    «Hast du meinen Rohentwurf bekommen?»
    Lewis steckte den Kopf zur Tür herein. Seine blonden Locken waren noch widerspenstiger als sonst, er wirkte besorgt. «Ich werde ihn zu Hause lesen und mich per Mail bei dir melden.»
    «In Ordnung. Wir können den

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