Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
Vom Netzwerk:
in der heutigen Welt eher mit Wochen rechnen würde. Es ist eine Binsenweisheit, dass das Virus nicht länger braucht, um die USA zu erreichen, als ein Flugzeug, um den Atlantik zu überqueren.»
    «Wir reden also von Stunden?»
    «Richtig. Sechs Stunden. Das Virus könnte bereits hier sein.»
    The Frank Sherman Hour
    Radio WBBS, New York

ACHT
    «Michele sagt, der Winterball fällt aus.» Kate saß am Küchentisch vor ihrem aufgeklappten Laptop. Missmutig blickte sie auf ihr Handy.
    «Es wird bestimmt einen neuen Termin geben.»
Aber wahrscheinlich erst nächstes Jahr.
Ann streifte ihren Mantel über. Dies war erst der Anfang. Was würde mit Zeugnissen, Geburtstagsfeiern, Zahnarztterminen werden?
    «Bring Eis mit», sagte Maddie. «Und Goldfischli.»
    «Mach ich.»
    Draußen hupte es. Auf dem Fernseher im Wohnzimmer warteten Menschen auf einem Flughafen in langen Schlangen darauf, dass bei ihnen Fieber gemessen wurde. Ann nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
    «Mom», beklagte sich Maddie.
    «Nur, solange ich nicht da bin, Schatz.» Wer weiß, was für Bilder gezeigt wurden, während sie weg war. «Kate, schließ bitte hinter mir ab.»
    Kate fuhr mit dem Daumen über das Mauspad. «Okay.»
    Ann kontrollierte, ob sie Portemonnaie und Handy eingesteckt hatte. In ihrer Handtasche war auch Maddies Notfallspritze, die ließ sie besser hier. «Wenn jemand klingelt, nicht aufmachen.»
    «Nicht mal, wenn’s Libby ist?», fragte Maddie.
    «Libby fährt mit mir einkaufen. Könnte sein, dass Mr.   Finn mit einer seiner Unterschriftenlisten vorbeikommt. Dann könnt ihr durch die Tür mit ihm reden, aber macht nicht auf.»
    Maddie schüttelte den Kopf. «Dann wird er bestimmt böse.»
    «Das macht nichts. Kate!»
    Ihre Tochter starrte gebannt auf den Bildschirm ihres Laptops und tippte eifrig mit beiden Händen.
    «Kate!»
    Sie blickte auf. «Was?»
    «Was habe ich dir gerade gesagt?»
    «Irgendwas über Mr.   Finn und die Tür.»
    Ann sah sie genervt an. «Hör auf, mit deinem Laptop herumzuspielen, und pass auf deine Schwester auf.»
    Kate schob ihren Stuhl vom Tisch und stand auf. «Warum nimmst du Maddie nicht einfach mit, wenn du glaubst, dass sie bei mir nicht sicher ist?»
    «Das ist nicht   –»
    Aber Kate polterte bereits die Treppe hoch.
    Libby wartete in ihrem Geländewagen in der Einfahrt. «Danke, dass du mitkommst», sagte sie, als Ann einstieg.
    «Kein Problem. Es ist vernünftig, zusammen loszugehen.» Ann nahm Platz und schaute nach hinten. Jacob saß hinter ihr in seinem Sitz, in marineblauem Kord und mit knallroter Mütze. Als er sie sah, strampelte er mit den Beinen, und um den Schnuller wurden seine Wangen prall. Er strahlte sie an.
    «Du süßer kleiner Mops», sagte sie und lächelte zurück, bevor sie sich wieder umdrehte und anschnallte.
    «Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich ihn dabeihabe. Smith ist noch nicht da.»
    «Natürlich nicht. Jacob kann uns Müsli aussuchen helfen.»
    Libby fuhr los, und sie holperten auf die Straße. «Ich versteh das nicht. Warum werden die Schulen für drei volle Monate geschlossen? Noch ist die Grippe doch gar nicht hier angekommen.»
    «Das gehört zum Paket der staatlichen Präventionsmaßnahmen. Da wird noch eine Menge auf uns zukommen, jetzt, wo sie Alarmstufe 6 ausgerufen haben.» Die Meldung war so überraschend gekommen, dass Ann es noch gar nicht fassen konnte. Sie hatte geglaubt, es müsse vorher irgendwelche Anzeichen geben, aber vielleicht war sie so mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, dass sie ihr entgangen waren. Die Gesundheitsbehörde ließ alles schließen, auch Peters Uni. Wie es ihm wohl ging? Sie fragte sich, ob er es hatte kommen sehen. Nein. Er hätte was gesagt. Trotz allem hätte er sie und die Mädchen gewarnt.
    Libby hupte den Wagen an, der vor ihr darauf wartete, in die Hauptstraße einzubiegen. «Wie soll ich bloß meine Arbeit schaffen? Ich habe einen wichtigen Abgabetermin.»
    «Vielleicht erlaubt dein Chef dir ja, zu Hause zu arbeiten.» In der Bank brannten alle Lichter, und der Parkplatz war voll. Die Autoschlange vor den Geldautomaten war lang. Wie viel Bargeld hatte sie noch? In der Regel hatte sie nicht viel dabei. Also vielleicht zwanzig Dollar.
    «Ja klar. Ganz bestimmt. Er hat ja schon fast einen Herzinfarkt gekriegt, als ich Mutterschaftsurlaub genommen habe. Er hat mindestens zehnmal angerufen, um zu fragen, wann ich wiederkomme.» Libby krallte die Finger ums Lenkrad. «Viel leicht kann meine

Weitere Kostenlose Bücher