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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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    Im Flur war eine laute Stimme zu hören: «Beeilung, Leute, auf geht’s.»
    Lewis fluchte leise und zog sich zurück. «Bis dann, Peter.»
    Klopfgeräusche näherten sich und wurden lauter. «In fünf Minuten wird abgeschlossen.»
    Peter schob seinen Laptop in die Tasche und zog den Reißverschluss zu. Wo war die Mappe mit Liedermans Notizen?
    «Sie auch, Dr.   Brooks.»
    Peter blickte zur Tür. Dort stand Hank, der bullige Sicherheitsbeamte.
    «Klar», sagte Peter. «Nur noch eine Minute. Ich muss noch eine Sache finden.»
    «Geht nicht. Ich sollte das Gebäude schon vor einer Viertelstunde geräumt haben.»
    «Ich komm ja schon.» Er durchwühlte die Papiere auf seinem Schreibtisch. Da war das Protokoll von ihrem Strategietreffen letzte Woche. Die Einladung zur Weihnachtsfeier ihrer Abteilung. Seine Sekretärin verzweifelte regelmäßig wegen der Unordnung in seinem Büro und warnte ihn ständig, dass sie eines Tages heimlich alles aufräumen und wegwerfen würde. Jetzt wünschte Peter, sie hätte es getan, bevor sie in den Mutterschaftsurlaub gegangen war.
    «Dr.   Brooks.» Hank hatte seine Jacke geöffnet, sodass die Pistole an seinem Gürtel zu sehen war. War das eine unbewusste Geste, oder wollte er damit tatsächlich Druck machen? Peter sah dem Sicherheitsbeamten in die schmalen Augen. Der Mann hatte Angst. Angst konnte Leute zu Dummheiten verleiten.
    «Ja.» Peter nahm den ganzen Stapel und schob ihn in seine Aktentasche. Das abgewetzte Leder beulte sich.
    Hank trat beiseite, um ihn hinauszulassen, und zog die Tür zu. Seine Schlüssel klimperten, dann war die Tür fest versperrt.
    Mit dem Gewicht seiner beiden Kisten und der vollgestopften Aktentasche kämpfend, eilte Peter durch den Flur. Shazia wartete mit ihrer eigenen Kiste und ihren Papieren auf ihn. Am Fahrstuhl blieben sie stehen. Missmutig starrte Shazia auf die Knöpfe, die nacheinander aufleuchteten.
    «Du musst deine Familie anrufen, sobald du zu Hause bist.»
    «Ja.» Sie verlagerte die Kiste auf ihrem Arm. «Meinst du, das H5, mit dem wir gearbeitet haben, hat den Sprung zum Menschen gemacht?»
    «Das ist unwahrscheinlich. Aber selbst wenn, würde ich mir keine Sorgen machen. Wir haben alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen.»
    «Klar.»
    Etwas in ihrer Stimme machte ihn stutzig. «Shazia.»
    Sie sah ihn an.
    «Du warst doch vorsichtig mit den Proben, oder?»
    Die Fahrstuhltür glitt auf, und sie trat hinein. «Ja», sagte sie. «Natürlich.»

«Können Sie unseren Zuhörern erklären, warum die derzeitige Entwicklung den Wissenschaftlern solche Sorgen bereitet?»
    «Gewiss. Es ist für uns alle beunruhigend, dass ein Virus aufgetaucht ist, das den Sprung von der aviären zur humanen Form vollzogen zu haben scheint. Das kann natürlich ein kurzlebiges Phänomen sein. H5N1 verändert seine Erbinformationen ständig, und es kann sich also um eine kurzlebige Phase handeln. Es könnte sich erneut verändern und zu einem Virus werden, das dem Menschen nicht länger gefährlich ist.»
    «Aber das halten Sie für unwahrscheinlich.»
    «Ich halte es für wahrscheinlicher, dass das Virus sich so erfolgreich vermehrt, dass es für geraume Zeit diese lebensbedrohliche Struktur beibehält.»
    «Mit der Folge, dass mehr Menschen daran sterben.»
    «Leider ja. Dieses Virus ist weitaus gefährlicher als das von 1918, welches bei zwanzig Prozent der Erkrankungen zu einem tödlichen Ausgang führte. Im Augenblick erleben wir Sterblichkeitsraten von annähernd fünfzig Prozent.»
    «Das ist schwer vorstellbar.»
    «Stimmt. Aber es gibt einige Faktoren, die dazu beitragen. Erstens befällt H5 nicht nur die Bronchien, sondern dringt bis in die menschliche Lunge vor, wo es größeren Schaden anrichten kann.»
    «Das erklärt also das vermehrte Auftreten von Lungenentzündungen.»
    «Zum Teil. Außerdem spielt die Krankheitsdauer eine wichtige Rolle. Die Zeit zwischen der Ansteckung und den ersten Symptomen mag sich momentan zwar auf vierundzwanzigStunden verringern, aber in einem menschlichen Wirt bleibt H5 durchschnittlich acht Tage am Leben. Diese Zeitspanne ist entscheidend. Je länger das Virus seinen Wirt am Leben hält, umso mehr Zeit hat es, sich zu vermehren und weitere Wirte zu infizieren. Hinzu kommt die Geschwindigkeit, mit der es sich ausbreitet. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass H5 sich genauso rasant verbreitet wie das Virus von 1918.»
    «Das binnen einiger Monate den gesamten Erdball befiel.»
    «Genau. Obgleich ich

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