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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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mit.» Sie nahm noch einmal vier. Ihr wurde heiß. Sie zog die Jacke aus und schlang sie sich um die Taille.
    Auf dem Weg durch den hintersten Gang belud sie ihren Wagen weiter. Joghurt, Käse, Saft. Hatte sie etwas vergessen? Als sie den Laden einmal ganz umrundet hatte, versuchte sie, in die überfüllten Längsgänge vorzustoßen. Im Gang mit den Frühstücksflocken kam sie nicht einmal zwei Schritte weit. Weiter vorne in der Menge machte sie Libbys blonden Schopf und ihre Stimme aus. «Wenn Sie mir noch einmal Ihren Wagen in die   –»
    «Junge Frau», sagte eine Stimme hinter Ann, und als sie sich umdrehte, fuhr ein Verkäufer mit einem Turm aus Kartons auf sie zu. Die Palette stieß ihr schon an die Hacken. «Hatten Sie nach den Merry Berries gefragt?»
    «Das war ich!» Eine kleine Frau mit kurzem Bob winkteheftig. «Ich hab danach gefragt. Dann muss ich auch als Erste welche kriegen.»
    «Libby», rief Ann. «Bring mir Cornflakes mit.»
    «Ist gut.»
    Die Gänge in der Tiefkühlabteilung waren angenehm breit. Die Käufer drängten sich in Doppelreihen vor den Schränken. Ann öffnete eine Glastür nach der anderen und langte wahllos hinein. Pizza, Waffeln, Ravioli. Sie stand mit einem Beutel Erbsen vor ihrem Wagen. Kein Platz mehr. Der Wagen war von oben bis unten vollgestopft.
    Sie steuerte auf die Kassen zu und reihte sich in eine Schlange ein, die bis weit in den Laden hineinragte. Als sie ihren Wagen betrachtete, war er ihr fremd. Er sah aus wie von jemand anderem, voll mit Dingen, die sie nie kaufen würde. Marshmallowcreme, Cocktailwürstchen, Diätmilchshakes, Multi-Vitamin-Bonbons. Rosinen, obwohl ihre Töchter sie überhaupt nicht mochten. Sie griff nach ihrem Handy und rief Libby an.
    «Hey», sagte Libby.
    Im Hintergrund hörte Ann aufgebrachte Stimmen. «Alles in Ordnung?»
    «Die schlagen sich hier um Batterien.»
    «Bring so viele mit, wie du kannst. Ich habe mich gerade angestellt. Kasse zwölf.»
    «Bin gleich da. Halte die Stellung.»
    Am Ende eines Ganges lud ein Verkäufer eine Palette mit Wasserkisten ab. Wasser. Daran hätte sie als Erstes denken sollen. Sie sah ihren Wagen an. Keine Chance, dass da auch nur eine Flasche hineinging.
    Der Verkäufer wuchtete die Kisten direkt in die Wagen der Umstehenden. Sie bildeten eine schützende Wand um ihn.
    «Ich gehöre zu ihr», hörte sie eine vertraute Stimme sagen. Libby schob sich an einer dünnen Frau im Minirock vorbei.«Wir gehören zusammen», teilte sie dem Mann hinter Ann mit. Sie war außer Atem, und ihr Wagen war genauso voll wie der von Ann. Mit einer Hand umklammerte sie eine Packung mit zwei Dutzend Rollen Toilettenpapier. Jacob thronte auf einem Haufen Küchentücher und nuckelte eifrig an seinem Schnuller.
    «Ich habe Wasser vergessen. Pass mal eben auf meinen Wagen auf.» Ann drängelte sich zu dem Verkäufer durch.
    «Das ist meins», sagte eine Frau.
    «Ich war vor Ihnen da», widersprach jemand.
    Der Verkäufer richtete sich auf. «Tut mir leid, Leute. Das war’s.»
    Der Mann vor Ann fragte: «Bringen Sie noch eine Ladung?»
    Der Verkäufer schüttelte den Kopf. «Die nächste Lieferung kommt Sonntag.»
    Sonntag. In vier Tagen.
    Libby hatte zugesehen. «Kein Glück, was?»
    «Ich bin gleich wieder da.»
    Mitten in einem Gang stand ein leerer Wagen im Gewühl. Ann schnappte sich ihn und eilte in den Gang mit den Bio-Lebensmitteln. Dort war es ruhiger. In einem halbhohen Regal in der Gangmitte standen Säfte. Ein buntes Allerlei ungewöhnlicher Sorten, und ja, weiter hinten schimmerten Flaschen edler Mineralwassermarken.
    Im Gang mit den Waschmitteln fand sie destilliertes Wasser in großen Behältern und sicherte die Flaschen unten im Wagen, indem sie sie obendrauf stellte.
    In der Videoecke leuchtete ein Neonschild. Dort war niemand, nicht einmal ein Verkäufer. Sie lief von Kühlschrank zu Kühlschrank und entnahm die gekühlten Wasserflaschen.
    Ihr Wagen war so beladen, dass er sich nur noch schwerschieben ließ. Sie lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen. Unversehens trat ihr ein Mann in den Weg. Sie musste so plötzlich anhalten, dass der Wagen nach rechts schwenkte. Der Mann hielt ihn mit einer Hand fest. Er war jung, glattrasiert und trug ein Footballshirt und Jeans. Er machte keine Anstalten, ihren Wagen wieder loszulassen. Er sah gar nicht aus wie ein Wahnsinniger.
    «Entschuldigung», sagte Ann und versuchte an ihm vorbeizukommen.
    Doch inzwischen hielt er den Gitterkorb mit beiden Händen fest. Entschlossen

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