Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
Vom Netzwerk:
höflich zugenickt, wenn sie den Rasen mähten. Der Wagen fuhr langsamer, und im Scheinwerferlicht sah Peter einen Mann und hinter ihm eine kleine, struppige Gestalt.
    Walter Finn. Sein Hund war nett und freundlich, was man von seinem Herrchen ganz und gar nicht behaupten konnte. Ständig sammelte Finn irgendwelche Unterschriften: gegen das Unkraut, das in Nachbars Garten wuchs, gegen die Fahrräder, die auf dem Gehweg herumlagen, gegen den Schnee, der nicht gefegt wurde, die kleinen Ärgernisse eben, die sich aus dem Zusammenleben in einer Vorortsiedlung ergaben und die von den meisten Leuten einfach ignoriert wurden, nur nicht von Finn, der unermüdlich auf Gelegenheiten lauerte, sich zu beschweren.
    Peter wendete die Hamburger mit der Gabel.
    Das Fleisch auf dem Grill lockte den Hund, der an seiner Leine zerrte. Finn hob den Kopf. Er musste Peter im hellen Licht, das aus dem Küchenfester kam, gesehen haben, und Peter machte sich schon auf die neueste Klage über den Niedergang ihres Viertels gefasst, doch Finn straffte nur die Leine und zog den Hund mit sich fort.
    «Bei Fuß, Barney», befahl er. Sie überquerten die Straße, und der Hund erschnupperte am Baum an der Ecke, wer sonst noch vorbeigekommen war.
    Der Kelch war an Peter vorübergegangen. Finn würde wissen, dass er in diesem Haus nicht länger der Ansprechpartner war. Als er sich wieder dem Grill zuwandte, sah er, dass sich Smith nebenan ebenfalls am Grill zu schaffen machte.
    «Mann», sagte Smith. «Schön, dich zu sehen.»
    «Ist ’ne Weile her.»
    «Verrückte Zeiten, was? Libby hat mich heute losgeschickt,um Wasser zu kaufen, aber ich habe bloß noch so Designersprudel bekommen.»
    «Ich hatte bei an einer Tankstelle Glück. Da wurde gerade eine Lieferung entladen, als ich hielt. Wir haben reichlich, ihr könnt was abhaben.»
    «Ich werde drauf zurückkommen. Libby war ganz verzweifelt.»
    Sie unterhielten sich weiter von Terrasse zu Terrasse. Würde die National Football League die Spiele nachholen, die jetzt ausfielen? Wie weit würde der Dow Jones noch fallen, bevor er sich wieder zu erholen begann? Würden die Benzinpreise jemals aufhören zu steigen? Libby kam mit dem Baby auf dem Arm heraus und brachte Smith einen großen Teller.
    «Hey», sagte Peter.
    «Hallo», sagte sie kühl.
    Na ja, wenigstens behandelte sie ihn nicht wie Luft. Das war immerhin etwas. Peter beschloss, sein Glück zu versuchen. «Jacob ist groß geworden.» Das letzte Mal, als er den Kleinen gesehen hatte, hatte er mühelos in eine Armbeuge gepasst. Jetzt saß er auf Libbys Hüfte und griff mit einer Hand nach dem Brötchenstück, das Smith ihm hinhielt.
    Smith sagte: «Wenn er groß ist, wird er Linebacker, genau wie sein Alter.»
    Die Kohlen glühten sanft. Die Hamburger rochen, als wären sie gar. Peter nahm den Pfannenwender und legte sie auf einen Teller. Er schaltete den Grill wieder aus.
    «He», sagte Smith. «Ich habe eine Idee. Kommt doch einfach zu uns rüber.»
    Eine alte Sitte, sie hatten oft zusammen gegrillt und hinterher gemeinsam gegessen, auf der Terrasse oder in einem ihrer beiden Esszimmer.
    «Smith», sagte Libby.
    «Herrje, Libby. Stell dich nicht so an. Wenn Ann nichts dagegen hat   –»
    «Leider», sagte Peter möglichst leicht dahin, «hat Libby recht. Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir Abstand halten.»
    Stille.
    «Gott.» Smiths Stimme klang beklommen. «Ja dann. Ich glaube, ich habe so was auch in den Nachrichten gehört. Und du meinst, das hilft?»
    «Es ist das Einzige, was wir tun können.»
    Drüben wurde der Deckel auf den Grill gesetzt. «Na ja, hat mich gefreut, Peter.»
    «Mich auch.»
    Peter ließ seinen Blick über die Häuser wandern, große dunkle Kästen mit hellerleuchteten Fenstern und geschlossenen Türen, wie von Rasen umgebene Inseln. Leere Terrassen, Tische neben gestapelten Stühlen und aufgerollten Sonnenschirmen. Es war ein selten klarer Abend, aber kein Mensch saß draußen.
    In dem Haus seiner Familie – er konnte durch das Fenster in die Küche sehen – holte Ann gerade einen Stapel Teller aus dem Schrank, Maddie packte ihre Malsachen zusammen, und Kate schenkte sich ein Glas Milch ein. Alles wirkte wie immer. Dabei war alles anders als sonst.

«Hören Sie, wenn unsere Regierung zu feige ist, die Bevölkerung zur Isolation zu zwingen, sollten die Amerikaner es selbst auf sich nehmen, sich voneinander fernzuhalten.»
    «Wissen Sie, wie viele Betriebe bankrott gehen, wenn wir das tun? Hotels, Restaurants,

Weitere Kostenlose Bücher