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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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der Einzelhandel. Die Börse wird zusammenbrechen.»
    «Kann sein. Kurzfristig werden die Betriebe zu leiden haben, vor allem im Dienstleistungsgewerbe. Aber es ist besser, das Problem bei der Wurzel zu packen, als mitanzusehen, wie sämtliche Kundenstämme für immer verschwinden.» «Okay. Können Sie sich vorstellen, was es auf lange Sicht für Folgen haben wird, wenn die Leute sich über Monate isolieren? Die Pandemie von 1918 hat anderthalb Jahre gedauert. Wir werden ein Haufen lallender Idioten sein, wenn wir uns so lange wegsperren.»
    «Immer noch besser, als sich auf Handseife und Gesichtsmasken zu verlassen.»
    «Ach, hören Sie auf. Mundschutzmasken sind eine bewährte Präventionsmaßnahme.»
    «Nicht unbedingt. Ihre Wirksamkeit ist bisher keineswegs erwiesen.»
    «Wenn Sie so viel Angst vor einer Infektion haben, warum sind Sie dann heute überhaupt hergekommen? Woher wissen Sie, dass ich nicht ansteckend bin?»
    «Nun ja, in einer Hinsicht haben Sie recht. Wahrscheinlich ist es längst zu spät, auch nur das Geringste zu tun. Und damit gleich zum nächsten Programmpunkt dieser Sendung: Wir begrüßen hier im Studio den Gesundheitsminister. Unsere Telefone sind freigeschaltet. Nutzen Sie die Gelegenheit, ihm all die Fragen zu stellen, auf die sonst niemand eine Antwort zu haben scheint.»
    «Colby and Company»
    Radio WTTM, Philadelphia

ZWÖLF
    Ann trat hinaus in die helle Mittagssonne. Sie ließ den Blick über ihren Rasen schweifen und zog den Reißverschluss am Mantel zu.
    Nebenan klopfte jemand ans Fenster. Libby stand hinter der Scheibe und winkte ihr zu. Sie hielt einen Finger hoch –
warte
. Gleich darauf kam sie auch schon aus der Haustür, den blauen Daunenmantel noch nicht ganz angezogen. Auf der Mitte des Rasens blieb sie stehen und sah Ann an, die ebenfalls Abstand hielt. «Ich will dich schon die ganze Zeit anrufen, aber Smith hängt ständig am Telefon. Wie geht’s dir?»
    «Prima. Wie geht’s dir? Was macht Jacob?»
    «Der ist putzmunter. Er ist selig, seine Mami vierundzwanzig Stunden am Tag um sich zu haben. Die hingegen würde am liebsten ihren Kopf so lange gegen die Wand schlagen, bis sie ohnmächtig wird.» Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. «Aber ich hab dich etwas gefragt, Ann. Sag schon, wie geht’s dir wirklich?»
    «Es geht mir gut. Wirklich.»
    «Mm-hm.» Libby zog eine Augenbraue hoch. «Wie ich sehe, ist Peter immer noch da.» Sie schüttelte den Kopf. «Was hast du dir nur dabei gedacht, ihn wieder ins Haus zu holen und dieses Mädchen noch dazu? Meinst du nicht, du hast genugProbleme, auch ohne ständig seinen Ich-liebe-dich-nicht-mehr-Quatsch am Hals zu haben?»
    So hatte Peter das gar nicht gesagt. Was er gesagt hatte, war:
Ich liebe dich, aber ich bin nicht mehr in dich verliebt.
Dabei hätte Ann sich auch damit zufriedengegeben. Sie hatte sich ja schon längst damit abgefunden.
    «So einfach ist das nicht. Er kann keine Unterkunft für Shazia finden. Er hat es überall versucht.»
    «Warum zieht sie nicht einfach zu ihm?»
    «Seine Wohnung ist zu klein.»
    «Geschieht ihm recht.»
    «Hör auf. Wenn eine meiner Töchter irgendwo in einem fremden Land auf der Straße säße, würde ich auch wollen, dass jemand sie aufnimmt.»
    Sofort wurde Libbys Gesicht weich. «Natürlich, das stimmt. Tut mir leid. Ich bin wahrscheinlich einfach eine dumme Ziege. Es sind erst ein paar Tage, und ich habe jetzt schon einen Koller.»
    «Geht mir genauso. Maddie und Kate kabbeln sich auch schon den ganzen Vormittag.» Ann entdeckte ihre Zeitung hoch oben im Fliederbusch. «Mal was Neues», sagte sie und reckte sich, um sie herunterzuangeln.
    «Der Zeitungsjunge steigt nicht aus seinem Auto, weißt du. Er schleudert sie bloß aus dem Fenster. Demnächst wird er sie in einem Haufen an der Ecke abladen, und wir können sie uns da rausklauben.»
     
    Als Ann in die Küche zurückkehrte, saßen ihre Töchter nicht mehr am Tisch. Sie waren verschwunden, ohne ihre Bücher und Arbeitsblätter mitzunehmen. Wo waren sie hin?
    Peter kam durch den Flur auf sie zu. «Hast du das Telefon gesehen?»
    «Maddie hat es zuletzt gehabt.» Von draußen drang ein Schrei herein. Ann legte die Zeitung auf die Küchentheke und trat an die Glastür.
    «Ach Gott, dann kann es überall sein.» Peter ging auf die Knie und suchte unter dem Beistelltisch.
    Ann sah aus dem Fenster. Da waren die Mädchen. Sie sprangen auf dem Trampolin. «Was machen sie da?»
    «Eine kleine Pause. Kate meinte, du hättest das

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