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Die Luft, die du atmest

Die Luft, die du atmest

Titel: Die Luft, die du atmest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Buckley
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einzuschenken. Jetzt wanderte sein Blick von Maddie über Kate zu Ann.
    «Sie hat es Michele erzählt.» Maddie lud sich einen Löffel Füllung auf. «Er hat Kate gefragt, ob sie mit ihm gehen will, und sie hat ja gesagt.»
    Kate deutete mit der Gabel auf ihre Schwester. «Halt du dich mal besser da raus.»
    «Ihr wollt richtig miteinander gehen?» Peter runzelte die Stirn. «Damit bin ich gar nicht einverstanden.»
    Er klang so beunruhigt, dass Ann grinsen musste. «Keine Sorge. Das ist nur eine Redewendung. Wenn ein Junge ein Mädchen fragt, ob sie mit ihm gehen will, heißt das nicht, dass sie sich zu echten Dates verabreden. Sie chatten bloß ständig und telefonieren.» Und vielleicht trafen sie sich in der Schule an den Garderobenschränken und hielten Händchen auf dem Gang. Nur kam das alles unter diesen Umständen nicht in Frage. Kates erste Liebe würde eine Fernbeziehung sein.
    Kate wand sich vor Peinlichkeit. «Können wir
bitte
das Thema wechseln?»
    «Maddie, darf ich dir die Bohnen reichen?», fragte Shazia, und Kate stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    Maddie wollte den Kopf schütteln, doch Ann sah sie scharf an. «Ist gut», sagte sie zögerlich. «Danke.»
    Ann lächelte Shazia zu: «Sie haben mit Ihrer Cousine gesprochen, habe ich gehört.»
    Shazia nickte. «Ja, meine Eltern sind auf dem Weg in den Süden zu meinem Bruder.» Sie schüttelte den Kopf, als Peter ihr die Schüssel mit dem Kartoffelbrei anbot. «Dort ist es ländlicher. Sie glauben, dort sicherer zu sein.»
    Shazia hatte zuletzt vor einer Woche mit ihren Eltern gesprochen. Seitdem hätten sie doch gewiss eine Möglichkeit zum Telefonieren finden können. Vielleicht war es anderswo noch viel schlimmer, als Ann gedacht hatte. Vielleicht würde es hier genauso schlimm werden, jetzt, wo ein Flughafen nach dem anderen geschlossen wurde.
    «Fährt Ihre Cousine mit?», fragte Ann.
    «Nein. Sie wird in Kairo bleiben. Sie ist Apothekerin. Und kann nicht weg.»
    Konnte sie nicht, oder wollte sie nicht? Vielleicht war das für jemanden, der sich den Dingen lieber stellte, am Ende dasselbe. «Das klingt sehr tapfer.»
    «Gibt es in Ägypten auch Thanksgiving, Shazia?», fragte Maddie und hielt ihr Milchglas vorsichtig in beiden Händen.
    «Na klar», sagte Kate. «Bloß heißen die Pilgerväter Pharaonen, und der Pilgerfelsen ist eine Pyramide.»
    Maddie sah sie unsicher an.
    Manchmal war Kate einfach gemein, um gemein zu sein. «Genug jetzt, Kate.» Ann reichte Shazia die Glasschüssel mit den Preiselbeeren und erinnerte ihre Große: «Als du so alt warst wie Maddie, dachtest du noch, dass Geld auf Bäumen wächst.»
    Kate machte schon den Mund auf, um etwas zu entgegnen, als sie den warnenden Blick ihrer Mutter sah.
    «Wir haben kein Thanksgivingfest wie ihr hier in Amerika, Maddie.» Shazia nahm einen winzigen Löffel von den eingelegten Früchten und reichte die Schüssel weiter an Peter.«Aber es gibt in meinem Land auch große Feste. Das Opferfest und das Fest am Ende des Ramadan.»
    Maddie nickte. «Vom Ramadan habe ich schon mal gehört.»
    «Ja, da fasten alle Muslime einen Monat lang, und hinterher feiern sie ein Fest, das vier Tage dauert.»
    «Vier Tage?», wiederholte Maddie.
    Shazia lächelte und lehnte mit einem Kopfschütteln die von Ann angebotenen Brötchen ab. «Und dann haben wir auch Weihnachten, aber das feiern wir erst im Januar.»
    «Weihnachten!» Maddie sah ihre Mutter an. «Kommt der Weihnachtsmann dieses Jahr zu uns?»
    Darüber hatte Ann noch überhaupt nicht nachgedacht. Sie hatte noch keinerlei Einkäufe gemacht. Eigentlich hatte sie die Sonderangebote zu Thanksgiving dafür nutzen wollen. Und jetzt? Sie hatte keine Ahnung.
    «Na sicher», sagte Kate. «Und die Zahnfee und der Osterhase helfen ihm, weil die Elfen H5N1 haben.»
    Das Wort hatte in Kates Mund nichts zu suchen. Ann nahm Kates Hand. Zu ihrer Überraschung zog ihre Älteste sie nicht weg. Zu Maddie sagte Ann: «Das werden wir abwarten müssen, Schatz.»
    Sie hatte einen Monat Zeit. Irgendwas würde ihr schon einfallen.
    Maddie wandte sich an Peter und strahlte. «Weißt du was? Ich habe letzte Woche einen Zahn verloren. Er ist mir rausgefallen, während ich meinen Kakao getrunken habe.»
    «Ich verstehe», sagte er. «Der Kakao muss ziemlich hart gewesen sein.»
    Maddie kicherte.
    «Was ist mit dir, Kate?» Peter löffelte Soße über seine Kartoffeln. «Hast du auch Zahnprobleme, um die ich mich kümmern muss?»
    Kate verdrehte die Augen. «Als ob

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