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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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herzuhalten. Alle taten so, als wäre es eine Ehre, sein Leben für das Wohlergehen der Menschheit zu opfern, aber eigentlich zeigte es nur wieder einmal, dass Cyborgs nicht wie alle anderen waren. Viele von ihnen hatten großzügigen Wissenschaftlern ihr Überleben zu verdanken, deswegen schuldeten sie denjenigen, die sie erschaffen hatten, ihre Existenz. Viele fanden, Cyborgs hätten Glück gehabt, überhaupt so lange zu leben. Also war es nur folgerichtig, dass sie die Ersten waren, die ihr Leben der Suche nach einem Gegenmittel opferten.
    »Wir können ihnen Cinder nicht anbieten«, sagte Peony und raffte ihren Rock. »Sie muss meinen Portscreen reparieren.«
    Pearl schnaubte und wandte sich ab. Peony rümpfte die Nase hinter dem Rücken ihrer Schwester.
    »Hört auf, euch zu zanken«, sagte Adri. »Peony, du zerknitterst deinen Rock.«
    Cinder ging hinaus in den Flur, als die Schneiderin ihre Arbeit wieder aufnahm. Iko war ihr zwei Schritte voraus, sie hatte es eilig, Adris Gegenwart zu entkommen.
    Natürlich wusste Cinder es zu würdigen, wenn Peony sie verteidigte, aber sie wusste auch, dass es im Grunde egal war. Adri würde sie nie zum Freiwilligentest schicken, weil sie dann kein Einkommen mehr hätte. Und Cinder war sicher, dass Adri noch keinen einzigen Tag in ihrem Leben gearbeitet hatte.
    Aber wenn sie einberufen wurde, konnte niemand etwas dagegen unternehmen. Und in der letzten Zeit war es ihr so vorgekommen, als sei eine unverhältnismäßig hohe Anzahl der Ausgelosten aus Neu-Peking und den Vororten gekommen.
    Und jedes Mal, wenn eine Jugendliche einberufen wurde, hörte Cinder im Kopf das Ticken einer Uhr.

3
    »Du gehst zum Ball!« Iko schlug ihre Greifer gegeneinander, als würde sie klatschen. »Wir müssen ein Kleid für dich besorgen und Schuhe. Diese schrecklichen Stiefel lasse ich dich nicht tragen. Du kriegst neue Handschuhe und …«
    »Kannst du hier mal reinleuchten?«, bat Cinder und zerrte an der obersten Schublade ihres Werkzeugschranks. Polternd wühlte sie zwischen Ersatzbolzen und Fassungen herum, als Iko näher kam. Ihr bläuliches Licht verdrängte das Halbdunkel des Lagerraums.
    »Stell dir das Essen vor, das es da gibt«, sagte Iko. »Und die Kleider. Die Musik!«
    Cinder achtete nicht auf sie, sondern heftete verschiedene Werkzeuge an Ikos magnetisches Gehäuse.
    »O Gott! Denk an Prinz Kai! Du könntest mit ihm tanzen!«
    Jetzt unterbrach Cinder ihre Arbeit und blinzelte in Ikos blendendes Licht. »Warum sollte der Prinz mit mir tanzen?«
    Ikos Ventilator sprang an, als sie nach einer Antwort suchte. »Weil du dann keinen Ölfleck auf der Stirn hast?«
    Cinder unterdrückte ein Kichern. Schlussfolgerungen von Androiden konnten so unwahrscheinlich simpel sein. »Ich sage es dir ja nur ungern, Iko«, meinte sie, knallte die Schublade zu und durchwühlte die nächste, »aber ich gehe nicht zum Ball.«
    Ikos Ventilator setzte kurz aus. »Verarbeitung fehlgeschlagen.«
    »Erstens habe ich gerade all mein Erspartes für einen neuen Fuß ausgegeben. Aber selbst wenn ich Geld hätte, warum sollte ich es für ein Kleid, Schuhe oder Handschuhe verschwenden?«
    »Wofür denn sonst?«
    »Für einen kompletten Satz Schraubenschlüssel vielleicht? Einen Werkzeugschrank mit Schubladen, die nicht klemmen?« Sie schob die zweite Schublade mit der Schulter zu, um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen. »Oder für eine Anzahlung auf eine eigene Wohnung, in der ich nicht mehr Adris Dienerin sein müsste?«
    »Adri würde deine Entlassung aber nicht unterschreiben.«
    Cinder öffnete die dritte Schublade. »Ich weiß. Das würde sowieso viel mehr kosten als so ein doofes Kleid.« Sie nahm eine Ratsche und eine Handvoll Schraubenschlüssel heraus und legte sie oben auf den Werkzeugschrank. »Vielleicht könnte ich mir eine Hauttransplantation leisten.«
    »Deine Haut ist doch total in Ordnung.«
    Cinder sah Iko aus dem Augenwinkel an.
    »Ach, du meinst für deine Cyborg-Teile.«
    Cinder schloss die dritte Schublade, nahm die Kuriertasche von der Werkbank und schaufelte die Werkzeuge hinein. »Was meinst du, was könnten wir sonst noch brauchen … oh, den Wagenheber. Wo habe ich den hingelegt?«
    »Das ist doch blöd«, sagte Iko. »Vielleicht kannst du irgendwas gegen ein Kleid eintauschen oder du kaufst dir ein gebrauchtes. Ich will schon so lange mal in den Secondhandladen auf der Sakura gehen. Weißt du, welchen ich meine?«
    Cinder durchwühlte die Werkzeuge, die sich zufällig unter der

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