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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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mir das nicht einfach alles an den Kopf werfen und erwarten, dass ich es ändern kann!«
    »Das tue ich auch nicht, Linh-mèi. Ich erwarte nur, dass Sie einen Weg aus diesem Gefängnis finden und sich mit mir in Afrika treffen.«
    Sie starrte ihn mit offenem Mund an, als diese Worte allmählich zu ihr durchdrangen.
    Aus dem Gefängnis fliehen.
    Nach Afrika gehen.
    Es kam ihr fast leicht vor, als er es so sagte.
    Der Arzt musste die Veränderung in ihr bemerkt haben, denn er tippte ihr sachte aufs Handgelenk. Dann stand er unter dem Ächzen seiner alten Gelenke auf. »Ich glaube an Sie«, sagte er, als er an der Tür stand und gegen das Gitter klopfte. »Und ob er es in diesem Moment weiß oder nicht, auch Kai glaubt an Sie.«
    Die Zellentür öffnete sich, Dr. Erland tippte sich an die Mütze, dann war er verschwunden.
    Cinder wartete, bis sich die Schritte im Flur entfernt hatten, und sackte dann schaudernd zusammen. Schneller als sie sie sortieren konnte, lud ihr Netlink Artikel herunter: alte Berichte über das Verschwinden der Prinzessin, Interviews mit Verschwörungstheoretikern, Bilder von den ausgebrannten Trümmern ihres Kinderzimmers, aus dem man verkohlte Überreste von ihr geborgen hatte. Daten. Statistiken. Das Protokoll von Levanas Krönung, als der Nächsten in der Thronfolge.
    Prinzessin Selenes Geburtsdatum. Der 21. Dezember 109 D.Z. Sie war fast einen Monat jünger, als sie gedacht hatte. Das war nur ein Detail, eine unwichtige Einzelheit, aber plötzlich hatte sie einen Augenblick lang den Eindruck, gar nicht mehr zu wissen, wer sie eigentlich war. Oder wer sie sein sollte.
    Und dann kam die Einberufung der Cyborgs. Die Namen all derer, die vor ihr eingezogen worden waren, liefen über ihr Netzhaut-Display. Ihre Gesichter, ID-Nummern, Geburtsorte und wann man sie für tot erklärt hatte, in allen Ehren zum Wohl des Staatenbundes gestorben.
    In ihrem Kopf tickte eine Uhr.
    Cinder stockte der Atem, als die Informationen ihr Gehirn überfluteten. Panik stieg in ihr auf. Gallenflüssigkeit brannte ihr in der Kehle, als sie sie wieder runterschluckte.
    Königin Levana würde sie abholen und exekutieren lassen. Das war ihr Schicksal. Sie hatte sich damit abgefunden. Sie hatte sich darauf vorbereitet. Nicht darauf, eine Erbin zu sein. Eine Königin, eine Retterin, eine Heldin.
    Es wäre so einfach, es geschehen zu lassen. So einfach, sich nicht zu wehren.
    Doch zwischen all den Bruchstücken von Informationen, die ihr zusammenhanglos durch den Kopf schossen, kamen ihre Gedanken immer wieder zu demselben Moment zurück, der wie eingefroren schien.
    Kais sorgloses Lächeln auf dem Markt.
    Cinder kauerte sich zusammen und deaktivierte ihren Netlink.
    Wenn sie Königin Levana nicht aufzuhalten versuchte, was würde dann mit Kai geschehen?
    Obwohl sie versuchte, die Frage zu ignorieren, quälte sie sie weiter und ließ sich nicht beiseiteschieben.
    Vielleicht hatte Dr. Erland ja Recht. Vielleicht musste sie wirklich fliehen oder es wenigstens versuchen.
    Sie tastete nach den Prothesen, hob den Kopf und sah, dass die Klappe hinter dem Gitter in der Gefängnistür offen stand. Der Wärter hatte sie nicht wieder zugeschlossen.
    Ein Kribbeln lief ihr die Wirbelsäule herunter. Unter ihrer Haut summte eine neue Elektrizität, die ihr verriet, dass sie nicht mehr nur ein Cyborg war. Sie war jetzt Lunarierin. Sie konnte Leute dazu bringen, Dinge zu sehen, die nicht da waren. Sachen zu fühlen, die sie nicht fühlen sollten. Dinge zu tun, die sie nicht tun wollten.
    Sie könnte sich in jeden verwandeln. Eine andere werden.
    Der Gedanke machte ihr Angst, aber als sie ihren Entschluss gefasst hatte, wurde sie ruhig. Wenn der Wärter zurückkam, würde sie zu allem bereit sein.
    Als ihre Hände nicht mehr zitterten, ließ sie das Stilett aus dem neuen Titanfinger gleiten. Der Schnitt war noch frisch an der Stelle, an der sie versucht hatte, ihre ID herauszutrennen, damit sie sie nicht verfolgen konnten. Diesmal zögerte sie nicht.
    Bald würde die ganze Welt nach ihr suchen – nach Linh Cinder.
    Ein verunstalteter Cyborg mit einem verlorenen Fuß.
    Eine Lunarierin mit einer gestohlenen Identität.
    Eine Mechanikerin, die zu niemandem fliehen und nirgends unterkommen konnte.
    Aber sie würden nach einem Phantom suchen.

Danksagung
    Ich hatte das Glück, von vielen liebenswerten und hilfreichen Menschen umgeben zu sein, die mich dabei unterstützt haben, aus einer verrückten Idee das Buch zu machen, das ihr jetzt in

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