Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
brauchte sie bald auch ein neues Steuerelement. »Wahrscheinlich hat sie im Polster genistet. Wir haben ihr bestimmt Angst eingejagt.«
    » Wir haben ihr Angst eingejagt?« Peonys Stimme bebte. »Können wir jetzt bitte gehen?«
    Cinder seufzte. »Na gut.« Sie blendete die Montagezeichnung aus, robbte unter dem Auto hervor und ließ sich von Iko hochziehen. »Ich dachte, alle noch erhaltenen Autos wären im Museum«, sagte sie und strich sich die Spinnweben aus dem Haar.
    »Meinst du, man kann in diesem Fall wirklich von erhalten sprechen?«, sagte Iko, und ihr Sensor verdunkelte sich vor Abscheu. »Es sieht eher wie ein vergammelter Kürbis aus.«
    Cinder ließ die Haube krachend zufallen, und die Androidin wurde von einer dicken Staubwolke umhüllt. »Wie war das mit deiner phantastischen Vorstellungsgabe? Ein bisschen Wartung, eine gründliche Reinigung und schon könnte es in seinem alten Glanz erstrahlen.«
    Liebevoll strich sie über die Motorhaube. Die kuppelförmige Karosserie des Autos war gelborange und wirkte in Ikos Licht kränklich. So eine Farbe würde jetzt niemand mehr wählen – aber zusammen mit der altmodischen Form des Fahrzeugs wirkte sie fast charmant. Aus den Löchern unter den zerschlagenen Scheinwerfern krochen Rostspuren über die verbeulten Kotflügel. Die Scheiben fehlten, dafür waren die Sitze noch da, wenn auch zerrissen und verschimmelt. Doch Steuer und Armaturenbrett schienen unter all den Jahren kaum gelitten zu haben.
    »Das könnte unser Fluchtauto sein.«
    Peony blinzelte in das Beifahrerfenster. »Flucht? Wovor?«
    »Vor Adri. Aus Neu-Peking. Wir könnten ganz aus dem Asiatischen Staatenbund fliehen. Nach Europa!« Cinder steckte den Kopf durch das Seitenfenster auf der Fahrerseite. Auf dem Boden konnte sie drei Pedale erkennen. Auch wenn Hover vollständig von Computern gesteuert wurden, hatte sie genug über Technik gelesen, um zu wissen, was eine Kupplung war. Sie hatte sogar eine Vorstellung davon, wie man sie bediente.
    »In diesem Schrotthaufen würden wir noch nicht mal bis zum Stadtrand kommen«, sagte Peony.
    Cinder wischte sich den Staub von den Händen. Wahrscheinlich hatten sie Recht. Vielleicht war es wirklich kein tolles Fahrzeug, vielleicht würden sie es auch nicht zur Flucht nutzen können, aber irgendwann würde sie Neu-Peking auf irgendeinem Weg verlassen. Sie würde einen Ort finden, an dem niemand wusste, wer oder was sie war.
    »Außerdem könnten wir uns das Benzin gar nicht leisten«, fuhr Iko fort. »Selbst wenn wir deinen neuen Fuß eintauschen würden, hätten wir nicht genug Benzin, um hier wegzukommen. Dazu kommt noch die Gebühr für die Umweltverschmutzung. Und selbst wenn, würde ich nicht in dieses Ding einsteigen. Wahrscheinlich sind unter den Sitzen die Rattenkötel von Jahrzehnten.«
    Peony wand sich. »Igitt.«
    Cinder lachte. »Okay, ich hab’s verstanden. Ich werde euch schon nicht zwingen, das Auto nach Hause zu schieben.«
    »Puh! Ich habe mir schon Sorgen gemacht«, meinte Peony lachend, was natürlich gar nicht stimmte. Sie warf die Haare über die Schulter.
    Plötzlich sah Cinder einen dunklen Fleck an Peonys Schlüsselbein, der gerade so eben unter ihrem T-Shirt hervorsah. »Halt mal still«, sagte sie und streckte die Hand aus.
    Peony machte das Gegenteil, sie geriet in Panik und schlug nach irgendetwas Unsichtbarem auf ihrer Brust. »Was hab ich da? Einen Käfer? Eine Spinne?«
    »Halt still, habe ich gesagt!« Cinder packte Peony am Handgelenk, rieb über den Fleck und erstarrte.
    Sie ließ Peonys Arm fallen und stolperte rückwärts.
    »Was? Was ist denn?« Peony zerrte an ihrem T-Shirt und versuchte den Fleck zu sehen, aber dann bemerkte sie noch einen auf ihrem Handrücken.
    Ihr wich das Blut aus dem Gesicht. Sie sah Cinder an. »Ein … Ausschlag?«, fragte sie. »Vom Auto? Vom Schimmel?«
    Cinder schluckte und ging zögernd mit angehaltenem Atem auf Peony zu. Noch einmal streckte sie die Hand nach ihrem Schlüsselbein aus und zerrte am T-Shirt. Im Mondlicht war der Fleck deutlich zu sehen. Er war rot und hatte einen violetten Rand wie ein Bluterguss.
    Cinders Hand zitterte. Sie wich zurück und sah Peony an.
    Peony begann zu schreien.

5
    Peonys Schreie erfüllten den Schrottplatz, drangen in die Risse zerborstener Maschinenteile und ausgemusterter Computer. Cinders Audio-Schnittstelle unterbrach das Kreischen, konnte aber nicht verhindern, dass es in ihrem Kopf schrill nachhallte. Dann brach Peonys Stimme und sie wurde

Weitere Kostenlose Bücher