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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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angeblich so wirksame Gegenmittel bekomme?«
    Keine Antwort. Der Androide schloss seine Metallzangen um ihren Arm. Sie zuckte zusammen, erst vor Kälte, dann vor Schmerz, als die Nadel in ihre wunde Ellenbeuge stach.
    Der blaue Fleck würde tagelang zu spüren sein.
    Dann erinnerte sie sich daran, dass sie morgen tot sein oder zumindest im Sterben liegen würde.
    Wie Peony.
    Ihr drehte sich der Magen um. Vielleicht hatte Adri Recht. Wahrscheinlich war es wirklich das Beste so.
    Sie schauderte. Ihr Metallbein schlug klirrend gegen die Fixierung.
    Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht würde das Gegenmittel ja wirken.
    Sie atmete die kühle Luft des Labors ein und sah, wie das Hologramm an der Wand dasselbe tat. Zwei grüne Pünktchen kreisten in ihrem rechten Fuß.
    Der Medidroide zog die Nadel heraus und presste einen Tupfer auf die Einstichstelle. Das Röhrchen mit dem Blut stellte er in eine Metallkiste an der Wand.
    Cinder knallte mit dem Kopf gegen den Labortisch. »Ich habe dir eine Frage gestellt. Das Gegenmittel müsste doch bald kommen? Ihr versucht doch wenigstens, mein Leben zu retten, oder?«
    »Medi«, sagte eine neue Stimme, eine weibliche. Cinder drehte den Kopf, nur um sich wieder selbst im Spiegel zu sehen. »Nimm die Patientin von den Überwachungsmaschinen ab und begleite sie in die 4d.«
    Cinder grub die Nägel in das Papiertuch unter sich. Die 4d. Wurde man dahin geschickt, damit sie einem beim Sterben zusehen konnten?
    Der Androide klappte das Steuerelement am Kopf zu und löste ihr die Elektroden von der Brust. Das EKG zeigte eine konstante Nulllinie.
    »Hallo?«, sagte Cinder. »Kann mir mal irgendwer sagen, was hier los ist?«
    Keine Antwort. Ein grünes Licht flackerte neben dem Sensor des Androiden. Die Tür öffnete sich und der Medidroide rollte Cinders Untersuchungstisch am Spiegel vorbei aus dem Labor in einen weiß gekachelten Flur. Er war leer und roch nach Chlor, und ein Rad vom Untersuchungstisch quietschte im Takt mit den Laufflächen des Androiden.
    Cinder reckte den Kopf, aber selbst so war sie noch nicht im Sensorfeld des Androiden. »Ich glaube, es müsste noch etwas Öl in meiner Wade sein. Wenn du willst, bringe ich das mit dem Rad in Ordnung.«
    Der Androide blieb stumm.
    Cinder presste die Lippen aufeinander. Nummerierte weiße Türen glitten an ihnen vorbei. »Was ist in der 4d?«
    Schweigen.
    Cinder trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Wenn dieses Papiergeraschel und das Quietschen des Rades nicht bald aufhörten, würde sie einen Anfall bekommen. Am anderen Ende eines Flurs, irgendwo weit entfernt, vernahm sie Stimmen, und sie erwartete fast, Schreie hinter den geschlossenen Türen zu hören. Dann öffnete sich eine der Türen, und der Androide schob sie an einem schwarzen Schild mit der Aufschrift »4d« vorbei. Der Raum sah fast so aus wie der andere, nur dass der Spiegel fehlte.
    Cinder wurde neben einen Untersuchungstisch gerollt, auf dem ihre Stiefel und Handschuhe lagen. Und zu Cinders großer Überraschung öffneten sich mit einem Zischen ihre Fesseln.
    Sie riss Hände und Füße aus den geöffneten Metallbügeln, bevor der Androide merken würde, dass er einen Fehler gemacht hatte, und sie wieder festband, doch der reagierte nicht, sondern zog sich kommentarlos in den Flur zurück. Klackend fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Fröstelnd setzte sich Cinder auf und suchte den Raum nach versteckten Kameras ab, aber ihr fiel nichts Besonderes auf. Auf einer Arbeitsfläche standen dieselben EKG-Geräte und Verhältnisscanner wie in dem anderen Raum. Der Netscreen zu ihrer Rechten war ausgeschaltet. Sonst gab es nur die Tür, zwei Untersuchungstische und sie.
    Sie schwenkte die Beine über die Seite des Tisches und raffte Handschuhe und Stiefel zusammen. Während sie ihren linken Stiefel zuschnürte, fielen ihr die Werkzeuge ein, die sie in ihrem Bein gebunkert hatte, bevor sie den Schrottplatz verlassen hatte – was ihr jetzt wie vor Ewigkeiten vorkam. Sie klappte das Fach auf und war erleichtert, dass es nicht durchsucht worden war. Gleichmäßig atmend nahm sie das größte und schwerste Werkzeug heraus – den Schraubenschlüssel –, bevor sie das Fach wieder verschloss und ihren Stiefel zuband.
    Jetzt ging es ihr wesentlich besser: Ihre künstlichen Gliedmaßen waren bedeckt und sie hatte eine Waffe in der Hand. Sie war zwar immer noch angespannt, aber nicht mehr so verletzlich wie vorher.
    Und dennoch war sie verwirrter denn je.
    Warum gaben sie ihr

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