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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Körper träge im Kreis drehte. »Ich möchte Ihnen erklären, was daran so besonders ist.«
    Cinder zerrte ihren Handschuh über das Narbengewebe. Sie ging zu ihm hinüber und gab dem Schraubenschlüssel einen Tritt, so dass er unter den Untersuchungstisch schlitterte. »Ich würde sagen, 36,28 Prozent davon sind ziemlich besonders.«
    Als Dr. Erland ihr den Rücken zukehrte, bückte sie sich und hob den Schraubenschlüssel auf. Er kam ihr schwerer vor als zuvor. Irgendwie kam ihr alles schwerer vor – ihre Hand, ihr Bein, ihr Kopf.
    Der Doktor zeigte auf den rechten Ellenbogen des Hologramms. »Hier haben wir Ihnen die Letumose-Mikroben injiziert. Sie waren markiert, damit wir ihr Vordringen in Ihrem Körper überwachen konnten. Sehen Sie, was das Besondere ist?«
    »Die Tatsache, dass ich noch nicht tot bin und dass es Sie nicht beunruhigt, mit mir im selben Raum zu sein.«
    »Ja, in gewisser Weise schon.« Er drehte sich zu ihr um und rieb sich durch die Schirmmütze hindurch am Kopf. »Wie Sie sehen, sind die Mikroben verschwunden.«
    Cinder kratzte sich mit dem Schraubenschlüssel. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, dass sie weg sind. Verschwunden. Simsalabim.« Er tat, als würde zwischen seinen Händen ein Feuerwerk explodieren.
    »Also … habe ich die Pest nicht?«
    »Das ist korrekt, Linh-mèi. Sie haben die Pest nicht.«
    »Ich sterbe nicht.«
    »Korrekt.«
    »Und ich bin nicht ansteckend?«
    »Ja, wenn ich’s Ihnen doch sage! Wunderbares Gefühl, oder?«
    Sie lehnte sich gegen die Wand. Sie war erleichtert, aber sofort auch wieder misstrauisch. Sie hatten sie mit der Blauen Pest infiziert, und nun war sie geheilt? Ohne Gegenmittel?
    Wenn es eine Falle war, warum ging das orangefarbene Licht nicht an? Er sagte ihr die Wahrheit, so unglaubwürdig es auch schien. »Ist das schon mal passiert?«
    Ein spitzbübisches Lächeln erhellte das runzelige Gesicht des Doktors. »Sie sind die Erste. Ich habe zwar ein paar Theorien, wie das passieren konnte, aber zuerst muss ich natürlich ein paar Tests machen.«
    Er wandte sich von dem Hologramm ab und legte die beiden Röhrchen auf die Arbeitsfläche. »Das sind Ihre Blutproben, eine wurde Ihnen vor der Injektion abgenommen und eine danach. Ich bin schon gespannt, was für Geheimnisse sie uns verraten.«
    Sie schielte zur Tür, dann sah sie den Arzt an. »Wollen Sie damit sagen, dass ich immun bin?«
    »Ja! Genau danach sieht es aus. Sehr interessant und absolut außergewöhnlich.« Er verschränkte die Finger.
    »Möglicherweise sind Sie so zur Welt gekommen. Etwas in Ihrer DNA hat es Ihrem Immunsystem ermöglicht, diese Krankheit zu bekämpfen. Vielleicht wurden Sie aber auch irgendwann in Ihrer Vergangenheit einer sehr kleinen Menge von Letumose-Erregern ausgesetzt, und Sie haben es überlebt. Dadurch wären Sie immun geworden, und das hätte Ihnen heute genutzt.«
    Cinder fühlte sich unter seinem intensiven Blick unbehaglich.
    »Können Sie sich an so etwas aus Ihrer Kindheit erinnern?«, fuhr er fort. »Irgendeine lebensbedrohliche Krankheit?«
    »Nein. Na ja …« Sie zögerte und steckte den Schraubenschlüssel in eine Cargotasche ihrer Hose. »Vielleicht doch. Vor fünf Jahren ist mein Stiefvater an Letumose gestorben.«
    »Wissen Sie, wo Ihr Stiefvater sich angesteckt haben könnte?«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Meine Stief… mein Vormund Adri vermutet, dass er sich in Europa angesteckt hat, als er mich adoptiert hat.«
    Die Hände des Arztes zitterten. Er hielt sie fest umklammert, als könnte er nur so seine Aufregung beherrschen. »Also kommen Sie aus Europa.«
    Sie nickte unsicher. Es war komisch, dass sie aus einer Gegend stammen sollte, an die sie sich noch nicht mal erinnern konnte.
    »Wissen Sie noch, ob in Europa viele Menschen krank waren? Vielleicht gab es eine Epidemie in Ihrer Provinz?«
    »Ich weiß es nicht. Eigentlich erinnere ich mich an gar nichts vor der Operation.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. Es wirkte, als hätten seine blauen Augen das ganze Licht des Raums in sich aufgesogen. »Die kybernetische Operation?«
    »Nein, die Geschlechtsumwandlung.«
    Sein Lächeln verflog.
    »Das sollte ein Witz sein.«
    Dr. Erland fing sich wieder. »Was meinen Sie damit, dass Sie sich an nichts erinnern?«
    Cinder pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Genau das, was ich gesagt habe. Irgendetwas muss geschehen sein, als sie meine Gehirn-Schnittstelle installiert haben, was meinem … Sie wissen schon … geschadet

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