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Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Adoptiveltern werden Ihnen doch bestimmt etwas über Ihre Kindheit erzählt haben? Woher Sie kommen?«
    Ihre rechte Handfläche wurde feucht. »Mein Stiefvater ist kurz nach dem Unfall gestorben, und Adri spricht nicht gern darüber, wenn sie überhaupt irgendetwas weiß. Meine Adoption war ja nicht gerade ihre Idee.«
    »Wissen Sie irgendetwas über Ihre leiblichen Eltern?«
    Cinder schüttelte den Kopf. »Nur ihren Namen und ihre Geburtsdaten, die waren in meiner Akte.«
    »In der Akte auf Ihrem ID-Chip.«
    »Klar …« Sie wurde langsam ärgerlich. »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    Dr. Erland sah sie tröstend an, aber sein Blick nervte sie nur.
    »Ihre Blutproben haben ergeben, dass Sie Lunarierin sind.«
    Das Wort traf Cinder völlig unvorbereitet und mit voller Wucht. Die Maschine in ihrem Gehirn tickte, als müsste sie eine Gleichung mit mehreren Unbekannten lösen.
    »Lunarierin?« Das Wort stahl sich kaum hörbar über ihre Lippen.
    »Ja.«
    »Eine Lunarierin?«
    »So ist es.«
    Sie riss sich zusammen. Sah die Wand an, den Untersuchungstisch, den stummen Nachrichtenmoderator. »Ich habe keinen Zauber«, sagte sie dann und verschränkte abwehrend die Arme.
    »Sei’s drum. Es gibt Lunarier, die nicht über diese Gabe verfügen. Sie werden Hüllen genannt, und das hat auf Luna einen leicht abwertenden Klang … Na ja, bioelektrisch anders befähigt klingt auch nicht viel besser, oder?« Er kicherte verlegen.
    Cinders metallische Hand ballte sich zur Faust. Kurz wünschte sie sich, dass sie irgendeine Art von Zauber hätte, damit sie ihm einen Blitz durch den Kopf feuern könnte. »Ich bin keine Lunarierin.« Sie riss sich den Handschuh ab und fuchtelte mit der Hand vor ihm herum. »Ich bin ein Cyborg. Finden Sie das nicht schon schlimm genug?«
    »Lunarier können genauso Cyborgs sein wie Menschen. Es kommt natürlich seltener vor, weil sie Kybernetik und Schnittstellen mit Gehirnrechnern natürlich vehement ablehnen …«
    Cinder tat, als müsste sie nach Luft schnappen. »Ach nee. Warum sollte irgendjemand was dagegen haben?«
    »Aber Lunarier und gleichzeitig Cyborg zu sein, schließt sich nicht aus. Und es ist auch gar nicht mal so überraschend, dass Sie hierhergebracht wurden. Seit alle Kinder ohne Gabe unter Königin Channary getötet werden, versuchen viele Eltern, sie durch die Flucht auf die Erde zu retten. Natürlich kommen die meisten von ihnen durch Exekution zu Tode, aber immerhin … Ich vermute, dass Sie so ein Fall waren. Ein Fall von Rettung. Kein Fall von Exekution.«
    Ein kleines orangefarbenes Licht flackerte am Rande ihres Sichtfeldes auf. Cinder schielte den Mann an. »Sie lügen.«
    »Ich lüge nicht, Linh-mèi.«
    Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen – aber wann hatte er gelogen? Bei welcher Aussage war der Lügendetektor angesprungen?
    Als er fortfuhr, ging das Licht wieder aus.
    »Das erklärt auch Ihre Immunität. Als Sie gestern die Mikroben besiegt haben, kam mir als Erstes in den Sinn, dass Sie Lunarierin sein könnten, aber ich wollte es Ihnen nicht sagen, bevor es sich bestätigt hatte.«
    Cinder drückte die Handflächen gegen ihre Augen und sperrte das grelle Neonlicht aus. »Aber was soll das mit der Immunität zu tun haben?«
    »Lunarier sind selbstverständlich immun gegen die Krankheit.«
    »Das ist überhaupt nicht selbstverständlich! Das ist gar nicht bekannt.« Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
    »Na ja, das tut nichts zur Sache. Wenn Sie die Geschichte kennen, dann ist es nur logisch. Aber ich vermute mal, dass sie den meisten Menschen unbekannt ist.«
    Cinder verbarg ihr Gesicht in den Händen und rang nach Luft. Vielleicht war der Mann verrückt. Dann müsste sie nichts von dem glauben, was er sagte.
    »Sehen Sie«, sagte Dr. Erland, »die Lunarier sind die ursprünglichen Überträger der Letumose. Ihre Einwanderung in ländliche Gebiete der Erde – vor allem unter der Herrschaft von Königin Channary – brachte die Menschen das erste Mal mit der Krankheit in Kontakt. Historisch gesehen ist das gar nicht selten. Die Ratten brachten die Beulenpest nach Europa, die Eroberer die Pocken zu den Ureinwohnern Amerikas. Es ist typisch für die Zweite Ära, dass die Erdbewohner ihre Immunität als selbstverständlich ansahen, aber als die Einwanderung der Lunarier begann, tja … Die Immunsysteme der Erdbewohner waren einfach nicht darauf vorbereitet. Obwohl nur eine Handvoll Lunarier die Krankheit mitgebracht hat, breitete sie

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