Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
Zweieinhalb-Millionen-Metropole. Ich suche nur eben meinen Lunarier-Detektor, dann mache ich mich auf den Weg.«
Levana warf den Kopf zurück, so dass sie auf Kai herabblicken konnte, obwohl er größer war als sie. »Strapaziert meine Geduld nicht mit Eurem Sarkasmus, junger Prinz.«
Kai schob trotzig das Kinn vor.
»Wenn Ihr sie nicht findet, muss ich ein Regiment meiner eigenen Garde zur Erde schicken. Und die werden sie finden.«
»Das wird nicht notwendig sein«, sagte Torin. »Wir entschuldigen uns dafür, Euch in Frage gestellt zu haben, Eure Majestät, und sind gewillt, unseren Teil der Vereinbarung zu erfüllen. Bitte gebt uns etwas Zeit für die Vorbereitung der Krönungszeremonie und des Festes, dann beginnen wir mit der Suche nach der Flüchtigen. Sobald wir Kapazitäten frei haben.«
Levana sah Kai aus schmalen Augen an. »Beabsichtigt Ihr weiterhin, Euren Berater Eure Entscheidungen treffen zu lassen?«
»Nein«, sagte Kai mit einem kalten Lächeln. »Irgendwann wird meine Kaiserin diese Rolle übernehmen.«
Königin Levanas Blick wurde freundlich, und Kai konnte seine nächsten Worte nur mit Mühe zurückhalten. Und das werdet nicht Ihr sein.
»Gut«, sagte Levana, wandte sich ab und setzte sich neben ihre Thaumaturgin. »Ich erwarte, dass sie Luna einen Mondzyklus nach Eurer Krönung überstellt wird, zusammen mit eventuellen weiteren Flüchtlingen von Luna.«
»In Ordnung«, sagte Kai in der Hoffnung, dass Levana diese Unterhaltung vergessen hätte, wenn es so weit war. Lunarier in Neu-Peking – so etwas Absurdes hatte er noch nie gehört.
Levanas Ärger verflog, so dass es schien, als seien die vergangenen Minuten ein Traum gewesen. Als sie die Beine übereinanderschlug, schimmerte ihre milchweiße Haut durch den Schlitz des Kleids. Kai biss die Zähne aufeinander und starrte aus dem Fenster.
»Wo wir von der Krönungszeremonie sprechen«, sagte die Königin, »ich habe Euch ein Geschenk mitgebracht.«
»Wie aufmerksam«, sagte Kai trocken.
»Ich war mir nicht sicher, ob ich es lieber bis zur großen Nacht aufheben sollte, aber es könnte den falschen Eindruck erwecken, wenn ich es zurückhalte.«
Kai konnte seine Neugier nicht leugnen und warf der Königin einen gereizten Blick zu. »Ach, wirklich?«
Sie neigte den Kopf, so dass ihre kastanienbraunen Locken über ihren Busen fielen, und streckte dem Zweiten Thaumaturgen, dem Mann im roten Mantel, auffordernd die Hand entgegen. Er zog ein Glasröhrchen aus seinem Ärmel hervor, nicht größer als Kais kleiner Finger, und legte es vorsichtig auf Levanas Handfläche.
»Ihr sollt wissen«, begann Levana, »dass ich ein ausgeprägtes Interesse am Wohlergehen des Staatenbundes habe. Euch beim Kampf gegen Letumose zuzusehen, hat mir fast das Herz gebrochen.«
Kai schwieg verbissen.
»Ihr wisst wahrscheinlich nicht, dass ich vor einigen Jahren ein Forschungsteam auf die Krankheit angesetzt habe, und wie es scheint, haben meine Wissenschaftler endlich ein Gegenmittel gefunden.«
Kai schoss das Blut in den Kopf. »Was?«
Levana nahm das Röhrchen zwischen Daumen und Zeigefinger und reichte es ihm. »Dies sollte ausreichen, um einen erwachsenen Mann zu heilen«, sagte sie und schnalzte mit der Zunge. »Schrecklich schlechter Zeitpunkt, nicht wahr?«
Die Welt begann sich zu drehen. Kais Finger kribbelten. Er wollte sie nur noch würgen.
»Los«, sagte Levana und sah ihn freundlich an. »Nehmt es.«
Kai schnappte sich das Röhrchen. »Wie lange habt Ihr das schon?«
Die Königin hob die Augenbrauen. »Nun – es ist erst wenige Stunden vor meiner Abreise als Gegenmittel bestätigt worden.«
Sie log. Und sie versuchte es noch nicht einmal zu verbergen.
Was für eine Hexe!
»Eure Hoheit«, sagte Torin leise und legte Kai eine Hand fest auf die Schulter. Zunächst leicht, dann mit Nachdruck – warnend. Kai schob seine Mordphantasien widerwillig beiseite.
Levana faltete die Hände im Schoß. »Dieses Röhrchen ist Euer Geschenk. Ich hoffe, es wird Euch gute Dienste leisten, junger Prinz. Es ist in unser beider Interesse, Euren Planeten von der Krankheit zu befreien. Meine Wissenschaftler könnten bis zum Monatsende Tausende davon herstellen. Allerdings hat das Unterfangen mein eigenes Land während der sechs Jahre Forschungsarbeit sehr strapaziert. Ich bin sicher, Ihr versteht die Notwendigkeit einer Entschädigung. Hier gibt es Verhandlungsbedarf.«
Kai stockte der Atem. »Ihr würdet uns das Medikament vorenthalten? In einer
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