Die Luna-Chroniken, Band 1: Wie Monde so silbern (German Edition)
falsch gemacht?
Ihr war heiß, ihre Hand schwitzte im Handschuh und ihr Gesicht brannte. Wie vorher, als Dr. Erland sie angefasst hatte. Was war bloß los mit ihr?
Ihre Zunge fühlte sich pelzig an wie Baumwolle. »Mir geht es gut«, sagte sie und fragte sich im selben Augenblick, ob das wirklich stimmte. »Es ist vorbei. Mir geht’s gut.« Sie schloss die Augen und wartete. Sie hatte Angst, dass die Schmerzen bei der geringsten Bewegung zurückkommen konnten.
Kai strich ihr über Stirn und Haare. »Bist du sicher? Kannst du dich bewegen?«
Sie versuchte zu nicken und zwang sich, ihn anzusehen.
Kais Hand hielt mitten in der Bewegung auf Cinders Stirn inne. Angst überkam sie. Konnte er ihr Netzhaut-Display sehen?
»Was ist?«, fragte sie und verbarg ihr Gesicht hinter den Händen, tastete nervös Haut und Haare ab. »Was ist denn los?«
»N…nichts.«
Als sie sich traute, ihm wieder in die Augen zu sehen, blinzelte er verwirrt.
»Hoheit?«
»Schon gut.« Seine Mundwinkel hoben sich wenig überzeugend. »Ich habe es mir bestimmt nur eingebildet.«
»Was denn?«
Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Komm.« Er stand auf und half ihr hoch. »Mal sehen, ob der Arzt für dich eine Lücke in seinem Terminkalender findet.«
25
Auf dem Weg vom Aufzug zu Dr. Erlands Büro gingen zwei Teles bei Kai ein – Cinder hörte das Klingeln an seinem Gürtel –, aber er reagierte nicht auf sie. Er bestand darauf, sie beim Gehen zu stützen, trotz der neugierigen Blicke der Vorübergehenden und obwohl sie vehement protestierte. Neugierige Blicke schienen dem Prinzen nur halb so viel auszumachen wie ihr.
Er klopfte nicht an, als sie das Büro erreichten. Trotzdem schien Dr. Erland nicht überrascht zu sein, als der Prinz unangekündigt vor ihm stand.
»Es ist wieder passiert«, sagte Kai. »Sie ist schon wieder zusammengebrochen.«
Dr. Erland sah Cinder aus seinen blauen Augen an.
»Ja, aber es ist schon vorbei«, sagte sie. »Mir geht’s gut.«
»Dir geht es überhaupt nicht gut«, sagte Kai. »Wodurch wird das ausgelöst? Was können wir tun, um es zu verhindern?«
»Ich untersuche sie gleich«, sagte Dr. Erland. »Mal sehen, was wir tun können, damit es nicht wieder vorkommt.«
Kai schien das für eine gerade noch zufriedenstellende Antwort zu halten. »Wenn Sie Mittel für die Forschung benötigen … oder spezielle Geräte oder sonst irgendetwas …«
»Wir sollten es jetzt auch nicht übertreiben«, sagte der Arzt. »Ich werde sie bei Gelegenheit in Ruhe untersuchen.«
Cinder biss die Zähne aufeinander, als ihr Lügendetektor aufleuchtete. Schon wieder log Dr. Erland den Prinzen und sie an. Aber weder widersprach Kai ihm, noch stellte er ihn in Frage. Er holte tief Luft und sah Cinder an. Sein Blick war ihr unangenehm – er schien sie für eine zerbrechliche Porzellanpuppe zu halten.
Möglicherweise lag auch ein Anflug von Enttäuschung in seinen Augen.
»Es geht mir wirklich gut.«
Sie merkte, dass ihn das nicht überzeugte, aber er konnte es schlecht anzweifeln. Wieder bekam er eine Tele. Nun warf er doch einen Blick darauf, machte ein finsteres Gesicht und stellte das Gerät aus. »Ich muss los.«
»Sieht ganz danach aus.«
»Der afrikanische Premierminister hat eine sehr langweilige politische Weltregenten-Konferenz anberaumt. Und mein Berater steht kurz vorm Nervenzusammenbruch.«
Sie zog die Augenbrauen hoch und hoffte, sie könnte ihm vermitteln, dass sie es völlig in Ordnung fand, wenn er ging. Schließlich war er ein Prinz. Die mächtigsten Männer und Frauen der Erde warteten auf ihn. Sie hatte ja Verständnis.
Und doch war er noch da, an ihrer Seite.
»Mir geht es gut«, wiederholte sie. »Geh ruhig.«
Seine Sorgenfalten verschwanden. Er drehte sich zu Dr. Erland um und zog etwas aus der Tasche, das er dem Doktor in die Hand legte. »Ich bin auch gekommen, um Ihnen dies zu bringen.«
Dr. Erland setzte die Brille auf und hielt das Glasröhrchen gegen das Licht. Es war mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt. »Und dies ist …?«
»Ein Geschenk von Königin Levana. Sie behauptet, es sei ein Gegenmittel gegen Letumose.«
Cinders Herz begann wie verrückt zu schlagen. Sie beäugte das Röhrchen.
Ein Gegenmittel?
Peony .
Dr. Erland war blass geworden, hinter den Brillengläsern waren seine Augen ganz groß. »Wirklich?«
»Es könnte auch ein Trick sein. Ich weiß es nicht. Angeblich handelt es sich um eine Dosis für die Heilung eines erwachsenen
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