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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Schweigen auf die Kneipe gesenkt. Langsam wandte sich Cinder der Menge zu. Lauter fremde Gesichter, die sie anglotzten.
    »Mist«, flüsterte sie. »Ich brauch wirklich neue Handschuhe.«
    »Nein, du musst dich nur beruhigen und mit dieser Gehirnstrom-Hexerei loslegen.«
    Cinder rückte näher an Thorne heran und kämpfte die aufsteigende Panik nieder. »Wir gehören dazu«, murmelte sie. Schweiß rann ihr die Wirbelsäule herab. »Wir sehen überhaupt nicht verdächtig aus. Ihr erkennt uns nicht. Ihr interessiert euch nicht für uns und ihr seid auch gar nicht neugierig …« Sie brach den Singsang ab, als die Leute wieder anfingen zu essen und zu trinken und auf die Bildschirme guckten. Im Kopf wiederholte Cinder stupide: Wir gehören dazu. Wir sehen überhaupt nicht verdächtig aus. Und dann hatte sie das Gefühl, die Beschwörungen dienten ihnen als eine Art Tarnumhang.
    Sie waren nicht verdächtig. Natürlich gehörten sie dazu.
    Sie zwang sich, daran zu glauben.
    Als sie die Menge absuchte, fiel ihr ein Mann auf, der sie noch immer ansah – aus lachenden, auffällig blauen Augen. Er saß an einem Tisch ziemlich weit hinten und um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln. Als Cinder seinen Blick erwiderte, lehnte er sich demonstrativ zurück und starrte auf die Bildschirme.
    »Nun komm schon«, sagte Thorne und führte sie an einen Ecktisch.
    Hinter ihnen knarrte die Wirtshaustür. Sie glitten auf die Sitzbänke.
    »Das war keine gute Idee«, flüsterte sie und stellte die Batterie neben sich. Thorne sagte nichts. Sie senkten die Köpfe, als drei rot Uniformierte an ihnen vorbeigingen. Beim Piepsen eines Scanners begannen Cinders Schläfen zu hämmern. Der letzte Uniformierte blieb neben ihnen stehen.
    Unter dem Tisch öffnete Cinder geschickt das Mündungsrohr ihrer Beruhigungspfeile – zum ersten Mal, seit Dr. Erland ihr die Hand ins Gefängnis gebracht hatte.
    Der Polizist stand immer noch neben ihnen und Cinder zwang sich, ihn anzusehen und unschuldig, normal wie alle hier zu denken.
    Er hielt seinen Portscreen mit einem integrierten ID -Scanner in den Händen. Cinder schluckte und sah ihn direkt an. Er war jung, vielleicht Anfang zwanzig, und sie bemerkte sofort, dass er vollkommen verwirrt war.
    »Gibt es ein Problem, Monsieur?«, fragte sie, entsetzt, dass ihre eigene Stimme nun so zuckersüß klang wie Levanas.
    Seine Augenlider flatterten. Jetzt wurden auch die beiden anderen Polizisten, eine Frau und ein Mann, auf sie aufmerksam.
    Von ihrem Nacken breitete sich die Hitze langsam bis zu den Armen aus. Sie ballte die Fäuste. Plötzlich pulsierte ihre Energie fast greifbar durch den Raum. Ihre Optobionik schickte Warnungen über Hormone und chemisches Ungleichgewicht über ihr Retina-Display, während sie krampfhaft versuchte, ihre lunarische Gabe zu steuern. Ich bin unsichtbar. Ich bin unwichtig. Sie erkennen mich nicht. Sie wissen nicht, wer ich bin. Bitte!
    »Monsieur?«
    »Sind Sie …? Ähm …« Sein Blick schoss zwischen seinem Port und ihrem Gesicht hin und her und er schüttelte sich, um seine Benommenheit loszuwerden. »Wir suchen nach jemandem und hier steht … Sie sind nicht rein zufällig …?«
    Jetzt sahen alle wieder zu ihnen herüber. Die Kellnerinnen, die Gäste, der unheimliche Bursche mit den stürmischen Augen. Sie konnte sich noch so viel Mühe geben, aber wenn sie von einem ausländischen Polizisten angesprochen wurde, war sie einfach nicht mehr unsichtbar. Vor Anstrengung wurde ihr schon ganz schwindelig. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn.
    Sie schluckte. »Ist alles in Ordnung?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Wir suchen nach einem Mädchen … einem jungen Mädchen aus dem Asiatischen Staatenbund. Sie sind nicht zufällig … Linh …?«
    Cinder hob fragend die Brauen. »Linh Peony?«

36
    Cinders Lächeln gefror. Peonys Name lag ihr wie ein Stein auf der Brust und presste ihr die Luft aus den Lungenflügeln. Ihr fiel alles wieder ein. Wie verängstigt und einsam Peony in der Quarantänestation gewesen war. Dass sie sterben musste, obwohl Cinder das Gegenmittel in der Hand hielt.
    Der Schmerz überwältigte sie und schien ihr die Muskeln zu zerreißen. Cinder schrie auf und klammerte sich an die Tischkante, um nicht vom Stuhl zu fallen.
    Der Soldat stolperte rückwärts und die Frau rief laut: »Wir haben sie!«
    Thorne sprang auf und stieß der Polizistin den Tisch gegen die Brust. Geschrei und das Quietschen von Stuhl- und Tischbeinen. Dann die

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