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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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stabilisierte das Schiff und hüstelte. »Ziemlich starker Seitenwind.«
    »Klar.« Sie lehnte den Kopf an die Stütze.
    »Du wirkst so niedergeschlagen«, sagte Thorne und hob ihr Kinn an. »Kopf hoch! Wir haben Michelle Benoit zwar nicht gefunden, aber wir wissen jetzt mit Sicherheit, dass die Prinzessin irgendwann auf ihrem Hof war. Das ist doch gut. Damit sind wir einen großen Schritt weiter.«
    »Wir haben ein verwüstetes Haus vorgefunden und sind von der ersten Zivilistin erkannt worden, die uns über den Weg gelaufen ist.«
    »Sicher, wir sind doch jetzt berühmt.« Er trällerte das Wort stolz vor sich hin, und als Cinder die Augen verdrehte, stupste er sie an. »Ach, komm schon, es könnte alles viel schlimmer sein.«
    Sie hob fragend eine Augenbraue und er grinste noch breiter.
    »Wenigstens haben wir einander.« Er tat, als wollte er sie in die Arme nehmen. Das Schiff neigte sich bedenklich nach rechts und er griff gerade noch rechtzeitig ein, um einem Schwarm Tauben auszuweichen.
    Cinder schlug die Metallhand vors Gesicht, damit er ihr Lachen nicht bemerkte.
    Erst als Thorne unsanft auf einer kopfsteingepflasterten Straße gelandet war, wurde Cinder deutlich, was für eine schlechte Idee es war, sich in der Stadt zu zeigen. Aber sie hatten keine Wahl – sie brauchten eine neue Batterie, wenn sie mit der Albatros wieder ins All starten wollten.
    »Die Leute bemerken uns bestimmt«, sagte sie und sah sich um, als sie aus dem Beischiff stieg. Auch wenn die Straße menschenleer im Schatten jahrhundertealter Steinhäuser und silbriger Ahornbäume lag, beruhigte sie diese Beschaulichkeit nicht.
    »Ach, du manipulierst sie einfach alle mit deinen praktischen lunarischen Tricks und dann sehen sie uns gar nicht. Beziehungsweise, ich meine, sie sehen uns schon, aber sie erkennen uns nicht. Oder, warte mal, kannst du uns nicht gleich unsichtbar machen? Das wäre wirklich super.«
    Cinder steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, eine ganze Stadt zu hypnotisieren. Außerdem mache ich es nicht gerne. Irgendwie finde ich es … schlecht.«
    Doch wenn sie sich mit ihrem eigenen Lügendetektor hätte sehen können, hätte das orange Lämpchen aufgeleuchtet. Es fühlte sich einfach richtig an, und vielleicht war es genau das, was sie so abstieß.
    Thorne zwinkerte ihr aus seinen blauen Augen zu und hakte die Finger unter den Gürtel. Mit seiner lässigen Lederjacke sah er in diesem pittoresken Städtchen ziemlich albern aus. Dabei trug er das aufschneiderische Gehabe eines Mannes zur Schau, der hierhergehörte. Der überall hingehörte. »Du bist vielleicht eine verrückte Lunarierin, aber schlecht bist du nicht. Solange du deinen Zauber nutzt, um Leuten zu helfen – und, was noch wichtiger ist, um mir zu helfen –, gibt es nichts, weswegen du dich schuldig fühlen müsstest.« Er blieb vor dem dreckigen Schaufenster eines Schuhgeschäftes stehen, um seine Frisur zu ordnen, während Cinder ihn ungläubig anstarrte.
    »Willst du mich auf die Art motivieren?«
    Mit einem selbstgefälligen Grinsen deutete er auf den nächsten Laden. »Guck mal, hier ist es schon.«
    Er warf sich gegen die quietschende Tür. Der hohle Klang digitaler Glocken sowie der Geruch von Getriebeöl und verbranntem Gummi begrüßten sie. Cinder sog die vertrauten Gerüche tief ein. Mechanik. Maschinen. Hier gehörte sie her.
    Das Geschäft hatte von draußen auf eine nette Art altmodisch ausgesehen mit seiner Natursteinfassade und den alten Fensterläden, doch jetzt erkannte sie, wie groß es war. Es dehnte sich nach hinten bis zur nächsten Querstraße aus. Vorne stapelten sich in hohen Metallregalen kleinere Teile für Androiden und Netscreens und hinten größere für Hover, Traktoren und Schiffe.
    »Perfekt«, murmelte sie und ging nach hinten durch.
    Hinter einem Ladentisch saß ein pickeliger junger Angestellter. Cinder ließ sich selbst und Thorne mit Hilfe ihres Zaubers als arme verdreckte Tagelöhner erscheinen – was ihr als Erstes in den Sinn gekommen war –, doch jetzt glaubte sie, dass das gar nicht nötig gewesen wäre. Denn der Junge machte sich nicht einmal die Mühe, ihnen höflich zuzunicken, so sehr nahm ihn ein Spiel auf seinem Portscreen gefangen, das dauernd von synthetischen Fanfaren unterbrochen wurde.
    Als Cinder aus einer Reihe mit Adaptern auf den Mittelgang bog, stand ein Hüne lässig an einen Kran gelehnt vor ihr – der einzige andere Kunde außer ihnen. Er kaute

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