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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Cinder mit ausgebreiteten Armen. Ihr Gesicht war ausdruckslos, mit leblosen Augen starrte sie auf Cinder herab, selbst als der Mann vor Wut aufheulte und sie von hinten angriff. Er schlang einen Arm um ihren Hals, riss ihren Kopf zurück und biss ihr die Kehle durch.
    Sie schrie nicht. Sie wehrte sich nicht.
    Nur ein blutiges Gurgeln war aus ihrem Mund zu hören.
    Ein Schuss hallte durch die Kneipe.
    Der Wahnsinnige heulte auf, packte die Frau erneut und beutelte sie – als wäre er ein Hund und sie eine Puppe. Und dann schleuderte er sie durch die halbe Kneipe. Sie knallte auf den Boden, als ihn ein Schuss in der Schulter traf. Er brüllte, bäumte sich auf, entriss dem letzten Polizisten die Waffe, kratzte ihm über die Wange und hinterließ vier klaffende dunkelrote Fleischwunden.
    Cinder sah die sterbende Frau an, als ihre Augen brachen. Cinders Herz hämmerte so stark, dass sie sicher war, es müsste ihren Brustkorb sprengen. Weiße Pünktchen erschienen vor ihren Augen. Sie rang nach Luft.
    »Cinder!«
    Sie suchte den Raum ab. Thorne mühte sich mit gefesselten Händen ab, unter einem Tisch hervorzukommen. Dann ließ er sich vor ihrem Stuhl auf die Knie fallen.
    »Schnell, die Handschellen!«
    Ihre Lungen schmerzten, ihre Augen brannten, sie hyperventilierte.
    »Ich … ich habe sie umgebracht …«, stammelte sie.
    »Was?«
    »Ich habe sie … sie war …«
    »Cinder, das ist jetzt wirklich kein guter Moment, um durchzudrehen!«
    »Du verstehst mich nicht. Ich war es. Ich …«
    Thorne sprang auf und donnerte seine Stirn so hart gegen ihre, dass sie aufjapste und auf den Stuhl sank.
    »Reiß dich zusammen und hilf mir, diese Dinger hier loszuwerden!«
    Sie zog sich an der Tischkante hoch, blinzelte erst Thorne mit schmerzendem Kopf an, dann den Offizier, der gegen die Wand gesackt war und dessen Kopf in einem unnatürlichen Winkel auf seiner Brust lag.
    Obwohl sie nicht begreifen konnte, was passiert war, raffte sie sich auf, zerrte Thorne über die Stühle hinweg zu dem ersten Polizisten und hielt dessen Handgelenk vor die Handschellen. Sie blinkten und klickten auf.
    Cinder ließ die schlaffe Hand des Soldaten fallen und erhob sich. Plötzlich wurde sie am Pferdeschwanz gepackt und nach hinten gerissen. Sie schrie auf und fiel rücklings auf einen Tisch. Flaschen gingen unter ihr zu Bruch, Wasser und Alkohol tränkten ihr T-Shirt.
    Der Wahnsinnige war über ihr und grinste sie gierig an. Von seinen Lippen und aus der Schusswunde tropfte Blut auf sie herab.
    Cinder versuchte, unter ihm hervorzukriechen, aber sie griff in eine Scherbe, die sich in ihre Handfläche bohrte. Sie keuchte auf.
    »Ich könnte dich ja fragen, was dich ins kleine Rieux geführt hat, aber ich glaube, ich kenne die Antwort schon.« Er lächelte sie widerlich mit blutverschmierten Reißzähnen an. »Dumm gelaufen. Wir haben die alte Dame vor dir gefunden und mein Rudel hat euch jetzt beide. Ich frage mich, was für eine Belohnung ich bekomme, wenn ich meiner Königin das, was dann noch von dir übrig sein wird, in einer Plastikbox überreiche.«
    Thorne brüllte los, packte einen Stuhl an der Lehne und hieb ihn mit ganzer Kraft auf den Rücken des Mannes, wo er zerbrach.
    Der Mann wirbelte herum und Cinder nutzte diesen Moment, um sich vom Tisch herunterzurollen. Vom Boden aus sah sie, wie der Mann seine Zähne in Thornes Arm schlug. Ein Schrei.
    »Thorne!«
    Der Irre löste sich mit blutverschmiertem Kinn und Thorne sackte in sich zusammen.
    In den eisblauen Augen glitzerte es kalt. »Jetzt bist du an der Reihe.«
    Er schlenderte betont langsam auf sie zu. Sie kippte den Tisch um und schob ihn wie einen Schild vor sich, aber er trat ihn lachend beiseite.
    Sie stand ganz still, hob die Hand und schoss einen Beruhigungspfeil in seine Brust.
    Er fauchte und riss den Pfeil mit einem Ruck heraus, als wäre er nur ein kleiner Stachel.
    Cinder wich zurück, stolperte über einen umgekippten Stuhl und landete auf dem warmen, reglosen Körper des Polizisten, der es immerhin geschafft hatte, zwei nutzlose Kugeln abzufeuern.
    Wieder verzog der Mann sein Gesicht zu diesem ekelerregenden Grinsen, doch dann stutzte er und wurde blass. Das grausame Lächeln verschwand, er tat noch einen Schritt – und dann krachte er der Länge nach vornüber.
    Cinder starrte auf ihn herab, er lag bewegungslos inmitten der Verwüstung.
    Als er sich wirklich nicht mehr regte, traute sie sich, die Polizistin anzublicken. Blut rann ihr über das Schlüsselbein.

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