Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)
verschließen. Jetzt schalten wir um auf Livebilder einer Ansprache des Präsidenten Vargas aus Capitol City.«
Ein Stöhnen. Alle sahen zu Wolf hinüber. Aus dem Augenwinkel bemerkte Scarlet, dass dieser Kapitän Thorne das Gewehr in Anschlag nahm und auf Wolfs Brust zielte.
Scarlet legte das Skalpell und die beiden herausgeschnittenen ID -Chips zur Seite und sah Wolf ins Gesicht. »Wie geht es dir?«
Er sah sie von unten aus glasigen Augen an, dann machte er sich plötzlich los, rollte zur Seite und übergab sich. Scarlet rümpfte die Nase.
»Tut mir leid«, sagte Cinder. »Wahrscheinlich eine Nebenwirkung der Betäubung.«
Thorne schluckte. »Mann, bin ich froh, dass mir das nicht passiert ist. Wie peinlich!«
Wolf hielt sich die Hand vor den Mund und ließ sich wieder auf den Rücken sinken. Jede Bewegung schien zu schmerzen. Er runzelte die Stirn, dann schielte er Scarlet an. Seine Augen hatten wieder ihre leuchtend grüne Farbe angenommen – und der animalische Hunger war aus ihnen verschwunden. »Du lebst.«
Sie steckte sich eine Locke hinters Ohr und war selbst erstaunt über ihre Erleichterung. Dies war der Mann, der sie den Ungeheuern ausgeliefert hatte. Sie hätte ihn hassen müssen, aber sie konnte nur an seine Verzweiflung denken, als er sie im Zug geküsst und gebeten hatte, die Suche nach ihrer Großmutter aufzugeben. »Ja. Und du hast mich gerettet.«
Thorne schnaubte. » Er hat dich gerettet?«
Wolf versuchte, Thorne anzusehen, aber er konnte seinen Kopf nicht so hoch heben. »Wo sind wir?«
»Du bist auf einem Raumschiff in der Erdumlaufbahn«, sagte Cinder. »Tut mir leid wegen der Sache mit dem Beruhigungspfeil. Ich hab gedacht, du wolltest sie fressen.«
»Das hab ich auch gedacht.« Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als er Cinders Metallhand wahrnahm. »Ich glaube, meine Königin sucht nach dir.«
Thorne hob die Augenbrauen. »Und jetzt soll ich es gut finden, dass wir ihn an Bord genommen haben?«
»Es geht ihm jedenfalls besser«, sagte Scarlet. »Stimmt’s?«
Wolf schüttelte den Kopf. »Ihr hättet mich nicht mitnehmen sollen. Ich bringe euch alle in Gefahr. Warum habt ihr mich nicht liegen lassen oder mich getötet?«
Thorne entsicherte das Gewehr.
»Sei nicht albern«, sagte Scarlet. »Das haben die aus dir gemacht, du kannst nichts dafür.«
Wolf schaute sie an, als spräche er mit einem trotzigen Kind. »Scarlet … wenn dir etwas zugestoßen wäre … meinetwegen …«
»So. Hast du nun vor, irgendwem auf diesem Raumschiff etwas zu tun, oder nicht?«, mischte sich Cinder ein.
Wolf sah von ihr zu Thorne und schließlich blieb sein Blick an Scarlet hängen. »Nein«, murmelte er.
Nach ein paar Herzschlägen entspannte Cinder sich. »Er sagt die Wahrheit.«
» Das ist alles?«, fragte Thorne. »Na, da bin ich aber beruhigt.«
»Kai hat etwas zu verkünden!«, plärrte Iko durchs Raumschiff und drehte die Lautstärke der Schirme auf.
Wieder sah man einen Nachrichtensprecher. »… scheinen die Angriffe eingestellt worden zu sein. Selbstverständlich halten wir Sie auf dem Laufenden. Und jetzt schalten wir um einer Erklärung des Imperators Kaito vom Asiatischen Staatenbund, die jede Minute begin–«
Der Rest wurde abgeschnitten. Auf dem Schirm war Kai hinter dem Rednerpult im Presseraum des Asiatischen Staatenbundes zu sehen. Cinder drückte den Verbandsmull in den Fäusten zusammen.
»Cinder ist ziemlich verknallt in den«, flüsterte Thorne unüberhörbar.
»Sind wir das nicht alle?«, fragte Iko.
Einen Moment schien Kai um Fassung zu ringen, doch dann schob er die Brust raus und fing sich. »Sie wissen alle, warum ich diese Pressekonferenz mitten in der Nacht einberufen habe, und ich danke Ihnen, dass Sie meinem Ruf trotz der nachtschlafenden Zeit gefolgt sind. Ich möchte an dieser Stelle einige Fragen klären, die sich alle stellen, seit die Angriffe vor dreieinhalb Stunden begonnen haben.«
Wolf stöhnte vor Schmerz, als er sich aufsetzte, um etwas sehen zu können. Scarlet drückte seine Hand.
»Ich kann bestätigen, dass diese Männer aus Luna stammen. Wissenschaftler haben das Blut von einem Attentäter untersucht, der in Tokio getötet worden ist. Es handelt sich um genetisch manipulierte Soldaten. Männliche Lunarier, deren Gene mit denen einer Art Hybridwolf verschmolzen wurden. Der überraschende Überfall sollte Entsetzen, Verwirrung und Chaos in den großen Städten der Erde stiften. Und das – da stimmen Sie mir mit Sicherheit
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