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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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rebellierte. Wie die Leute es aushielten, bei so etwas zuzusehen, sich sogar daran zu erfreuen, blieb ihr ein Rätsel.
    Venator ging auf die Knie und schon war Wolf hinter ihm, das Gesicht grässlich verzerrt, und packte Venators Kopf mit seinen großen Händen.
    … mir den Schürhaken gegeben hat …
    Und dieser Mann, dieses Ungeheuer, hatte ihre Michelle in seiner Gewalt.
    Scarlet hielt die Hände vor den Mund und erstickte einen Schrei, als sie auf das Knacken von Venators Genick wartete.
    Wolf erstarrte und warf ihr einen Blick zu. Seine Augen flackerten, leer und rasend, dann fast wie benommen. Überrascht, dass sie da war. Seine Pupillen weiteten sich.
    Bei dem Anblick grauste sich Scarlet. Sie wollte wegsehen, wollte wegrennen, aber ihre Füße gehorchten ihr nicht.
    Doch in dem Augenblick sprang Wolf zurück und ließ Venator los. Dieser sackte zusammen.
    Wieder ertönte das Horn. In der Menge mischten sich Buhrufe mit Beifall, Freude und Ärger. Schadenfreude, den großen Venator einmal besiegt zu sehen. Niemand störte sich an der blinden Gewalt oder daran, dass die Leute hier um Haaresbreite Zeugen eines Mordes geworden wären.
    Als der Ansager über die Seile kletterte, um Wolf als Sieger auszurufen, riss dieser den Blick von Scarlet los, schob den Mann zur Seite und sprang über die Seile. Die Menge brandete zurück und zog Scarlet mit sich. Sie konnte das Gleichgewicht nur mit Mühe halten und wurde fast von den drängelnden Leuten zerquetscht.
    Wolf raste rücksichtslos um sich schlagend auf den weit geöffneten Ausgang zu und war kurz darauf in dem silbern schimmernden, unkrautüberwucherten Feld verschwunden.
    In der Ferne blinkten rote und blaue Lichter.
    Die Menschen wimmelten durcheinander. Man schien sich einig zu sein, dass Wolf der neue Champion war, wenn auch ein besonders grausamer.
    Es dauerte nicht lange, bis jemand die Lichter bemerkte. Panik kam auf, die Leute flüchteten in die Richtung, aus der die Polizei anrückte, dann wogten sie zurück und liefen auf dem verlassenen Hof herum.
    Scarlet zitterte. Sie zog die Kapuze übers Gesicht und rannte im Pulk mit. Nicht alle liefen weg – hinter ihr versuchte jemand, die Leute zur Ordnung zu rufen. Ein Schuss löste sich, gefolgt von irrem Gelächter. Scarlet drehte sich um. Hinter ihr stand das Mädchen mit den Zebrahaaren auf einem Kistenstapel, zeigte mit dem Finger auf die Feiglinge, die vor der Polizei flohen, und lachte sich halb tot.
    Scarlet rannte in die kühle Luft der Mitternacht, und langsam klangen Lärm und Geschrei aus der Lagerhalle ab. Jetzt hörte sie auch die Sirenen über dem Zirpen der Grillen. Auf der Schotterstraße vor dem Gebäude wirbelte sie in der sie umgebenden Menge einmal herum.
    Wolf war nirgends zu sehen.
    Sie meinte, er hätte sich nach rechts gewandt. Ihr Schiff hatte sie links geparkt. Ihr Puls raste, sie atmete schwer.
    Sie konnte hier nicht weg; sie hatte noch nicht erfahren, was sie wissen musste.
    Aber vielleicht sollte sie abwarten, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Dann könnte sie die Kommissare davon überzeugen, dass sie Wolf aufspüren mussten, um herauszufinden, wo er ihre Großmutter versteckt hielt.
    Sie steckte die Hände in die Taschen, umrundete das Gebäude und lief auf ihr Schiff zu.
    Dann blieb sie wie angewurzelt stehen. Ein Heulen klang durch die Luft, stoppte sie und nahm ihr die Luft zum Atmen. Die Geräusche der Nacht erstarben, sogar die Ratten, die sich in den Schatten herumdrückten, hoben die Köpfe.
    Scarlet hatte schon öfter das Heulen wilder Wölfe gehört, die auf der Suche nach leichter Beute um die Bauernhöfe strichen.
    Aber noch nie hatte ihr das Geheul eines Wolfes einen solchen Schauer über den Rücken gejagt.

9
    »Igitt! Mach das weg, mach das weg!«
    Cinder drehte sich um und stützte sich an dem glitschigen Zementrohr ab, als sie mit der Taschenlampe hinter sich leuchtete. Thorne wand und schüttelte sich in dem beengten Tunnel, hieb auf seinen Rücken ein, fluchte und kreischte nicht gerade männlich.
    Im Licht der Taschenlampe sah Cinder Myriaden wimmelnder Kakerlaken an der Decke. Sie schauderte, drehte sich aber gleich wieder um und lief weiter.
    »Das ist nur eine Kakerlake«, rief sie ihm zu. »Die bringt dich nicht um.«
    »Sie ist unter meinem Overall!«
    »Mach nicht so einen Lärm! Über uns ist ein Einstiegsloch!«
    »Komm, dann klettern wir da hoch. Bitte.«
    Sie schnalzte mit der Zunge – für die Zimperlichkeit ihres Gefährten

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