Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
bezeugen. Und in den Nächten war ich immer hier. Das können dir die Leute hier bestätigen.«
    Scarlet sah ihn finster an. »Woran liegt es bloß, dass mir die Leute hier nicht besonders vertrauenswürdig vorkommen?«
    »Sind sie ja auch nicht«, sagte er. »Aber sie wissen, wer ich bin. Ich zeig dir, warum.«
    Nun versuchte er doch, sich ihr zu entwinden, aber Scarlet hielt ihn fest, die Fingernägel in seinen Arm gebohrt. »Du zeigst mir gar nichts, bevor du nicht …« Sie unterbrach sich, als sie bemerkte, dass die Menge hinter ihr verstummt war.
    Sie drehte sich um. Aller Augen waren auf sie gerichtet. Anerkennend musterten die Zuschauer Scarlet von Kopf bis Fuß.
    Auf der Bühne drückte sich ein Typ dreckig grinsend gegen die Seile. »Sieht ja ganz so aus, als hätte der Wolf heute Nacht ein zartes Stück Fleisch erbeutet«, kam es laut und deutlich über die Lautsprecher, die irgendwo an der Decke hängen mussten.
    Hinter dem Ansager tauchte ein anderer Mann auf, der Scarlet ebenso widerlich angrinste. Er war kahl, doppelt so massig und zwei Köpfe größer als der andere. In seine Kopfhaut hatte er sich Bärenzähne implantieren lassen. In zwei Reihen, die wie ein aufgerissenes Maul wirkten.
    »Die nehme ich mit, wenn ich mit unserem hübschen Welpen hier fertig bin!«
    Die Zuschauer grölten. Schrille Pfiffe von allen Seiten.
    Wolf wandte sich unbeeindruckt an Scarlet. »Der ist bisher unbesiegt. Aber ich auch.«
    Als ob ihr das nicht vollkommen egal war! Mit kalter Wut sagte sie: »Ich hab der Polizei eine Tele geschickt. Sie werden jede Minute hier sein. Wenn du mir erzählst, wo meine Großmutter ist, kannst du gehen. Dann kannst du sogar deine Freunde warnen, wenn du willst, und ich schieße dich nicht über den Haufen. Und ich verrate der Polizei nichts über dich. Aber sag mir, wo sie ist. Bitte.«
    Er sah beherrscht auf sie herab. Die Leute hatten angefangen, irgendwas zu skandieren, aber Scarlet rauschte das Blut so laut in den Ohren, dass alles um sie herum gedämpft wurde. Kurz glaubte sie, er würde aufgeben. Er würde es ihr verraten und sie würde Wort halten – jedenfalls so lange, bis sie ihre Großmutter gefunden und aus den Klauen dieses Ungeheuers befreit hatte.
    Und dann würde es ihn den Kopf kosten. Wenn ihre Grand-mère in Sicherheit wäre, würde sie ihn – und alle, die sonst noch etwas damit zu tun gehabt hatten – aufspüren. Und dann würden sie für ihre Tat bezahlen.
    Er musste ihre Entschlossenheit bemerkt haben, denn er löste ihre Finger vorsichtig von seinem Handgelenk. Instinktiv rammte sie ihm die Pistole in die Rippen, auch wenn sie nicht abdrücken würde. Nicht, bevor sie die Antwort hatte.
    Das schien ihm nichts auszumachen. Vielleicht wusste er das auch.
    »Wahrscheinlich hat dein Vater so ein ähnliches Tattoo gesehen.« Er beugte den Kopf zu ihr herab. »Aber ich war es nicht.«
    Und damit machte er sich los. Scarlet ließ den Arm sinken und sah, wie sich die grölende Menge vor ihm teilte. Die Waffe baumelte nutzlos in ihrer Hand. Die Umstehenden wirkten eingeschüchtert und amüsiert zugleich. Die meisten grinsten einfach nur und schoben sich nach vorn. Männer gingen durch die Menge, tasteten Handgelenke mit ihren Scannern ab und nahmen Wetten entgegen.
    Wolf war vielleicht unbesiegt, aber die meisten wetteten gegen ihn.
    Sie umklammerte die Pistole so fest, dass sich das Metall in ihre Handflächen eingrub.
    Ein ähnliches Tattoo  …
    Was hatte das zu bedeuten?
    Bestimmt wollte er sie nur verwirren, beschloss sie, als Wolf geschmeidig wie ein Akrobat über die Bühnenabsperrung sprang. Noch so ein Tattoo? Das wäre ein allzu großer Zufall.
    Es spielte auch keine Rolle. Sie hatte ihm eine Chance gegeben, aber jetzt würde die Polizei jeden Moment hier auftauchen und alle verhaften. Sie würde ihre Antwort so oder so bekommen.
    Ernüchtert steckte sie die Pistole in den Hosenbund. Das Pochen in ihren Schläfen verebbte und jetzt verstand sie auch, was die Menge skandierte.
    Venator. Venator. Venator.
    Ihr schwindelte vor Hitze und Adrenalin, das durch ihre Adern pulsierte. Durch das große Tor der Lagerhalle glotzte eine kurzhaarige Frau sie unverwandt mit eifersüchtiger Miene an. Scarlet starrte zurück auf die Figur auf dem unkrautüberwucherten Getreidefeld, dann sah sie wieder zur Bühne. Sie stand noch immer hinter der Menge und zog sich die Kapuze ins Gesicht.
    Venator stellte seine Muskelpakete zur Schau und brachte die Zuschauer zum Toben. Auf

Weitere Kostenlose Bücher