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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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übernommen.
    »Cinder«, sagte Iko nach ein paar Minuten der Stille, in denen sie offenbar ihre neue Gestalt erforscht hatte. »Ich bin riesig.« In ihrer metallischen Stimme war ein deutliches Wimmern zu vernehmen.
    »Du bist ein Schiff, Iko.«
    »Aber ich … ich habe … keine Hände, keinen optischen Sensor, einen gigantischen Landeapparat – sollen das vielleicht meine Füße sein?«    
    »Nein. Du hast es eben selbst gesagt: Das ist der Landeapparat.«
    »Oh, was ist aus mir geworden? Ich bin ja total unförmig!«
    »Iko, das ist nur vorübergehend, das –«
    »Jetzt warte mal ganz kurz, du kleine körperlose Stimme.« Thorne kam in den Maschinenraum gestiefelt und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was meinst du mit unförmig ?«
    Die Temperatur schoss wieder in die Höhe. »Wer ist das? Wer spricht da?«
    »Ich bin Kapitän Carswell Thorne, der Besitzer dieses wunderbaren Schiffs, und ich gestatte nicht, dass man es in meiner Gegenwart beleidigt.«
    Cinder verdrehte die Augen.
    »Kapitän Carswell Thorne?«
    »Richtig.«
    Kurzes Schweigen. »Meine Netzsuche ergibt nur einen Kadetten Carswell Thorne aus der Amerikanischen Republik, inhaftiert im Gefängnis von Neu-Peking wegen …«
    »Das ist er«, sagte Cinder, ohne Thornes wütenden Seitenblick zu beachten.
    Wieder herrschte Schweigen. Im Motorraum wurde es sehr heiß. »Sie sehen ja … echt gut aus, Kapitän Thorne.«
    Cinder stöhnte.
    »Und Sie, meine Liebe, sind das wunderbarste Schiff in diesen Galaxien, und lassen Sie sich bloß nichts anderes einreden.«
    Die Temperatur stieg weiter, bis Cinder seufzend die Arme sinken ließ. »Iko, wirst du etwa absichtlich rot?«
    Die Temperatur sank. »Nein«, sagte Iko. »Aber bin ich wirklich hübsch? Selbst als Schiff?«
    »Das hübscheste überhaupt«, sagte Thorne.
    »Allerdings prangt an deiner einen Seite das Bild von einer nackten Dame«, fügte Cinder hinzu.
    »Hab ich selbst gemalt.«
    An der Decke gingen eine Reihe eingelassener Lämpchen auf und verbreiteten ein warmes Licht.
    »Iko, es ist wirklich nur vorübergehend. Wir besorgen ein neues Auto-Kontroll-System und dann bekommst du einen neuen Körper. Bald. Aber ich muss das Schiff überwachen, die Berichte prüfen, vielleicht einen Diagnoselauf durchführen …«
    »Der Akku ist so gut wie leer.«
    Cinder nickte. »Stimmt. Das wusste ich schon. Sonst noch was?«
    Um sie herum summte das Triebwerk. »Ich könnte mit einem Systemcheck anfangen …«
    Cinder kroch strahlend unter den Kabeln hindurch zur Tür zurück. Als sie wieder stand, sah sie in Thornes überraschtes Gesicht. »Vielen Dank, Iko.«
    Die Notbeleuchtung schaltete sich ein, als Iko ihre Energie für die Kontrolle bündelte. »Warum sind wir noch mal auf diesem Raumschiff? Und dazu mit einem verurteilten Verbrecher? Nichts für ungut, Kapitän Thorne.«
    Cinder verzog das Gesicht. Sie war zu erschöpft, um die Geschichte zu erzählen, auch wenn sie wusste, dass sie sie ihrer Gefährtin nicht lange würde vorenthalten können. »Na gut«, sagte sie dann und drückte sich an Thorne vorbei in den Vorraum. »Gehen wir ins Cockpit zurück. Wir können es uns beim Erzählen ebenso gut gemütlich machen.«

16
    Scarlet bestellte einen Hover, der sie nach Toulouse brachte. Die Fahrt kostete knapp so viel, wie Gilles für die letzte Lieferung überwiesen hatte. Während der Fahrt saß sie Wolf gegenüber und behielt ihn die ganze Zeit im Auge; die Pistole drückte sie im Rücken. Auf so engem Raum war die Pistole natürlich vollkommen nutzlos – Scarlet hatte mehr als einmal gesehen, wie schnell Wolf sein konnte. Er hätte sie niedergerungen und schon halb erwürgt, bevor sie die Pistole auch nur aus dem Hosenbund gezogen hätte.
    Aber im Moment war es unmöglich, sich vor dem fremden Mann zu fürchten. Wolf war fasziniert von den hügeligen Feldern, an denen sie vorbeischwebten, glotzte jedem Trecker, jedem Rind und jeder baufälligen Scheune hinterher. Und die ganze Zeit zuckten seine Beine; Scarlet bezweifelte, dass er sich dessen bewusst war.
    Die beinah kindliche Faszination passte gar nicht zu dem abklingenden Veilchen, den verblassten Narben, den breiten Schultern und der Gelassenheit, mit der er Roland fast erwürgt hätte, passte auch nicht zu der grimmigen Brutalität, mit der er Venator um eine Haaresbreite getötet hätte.
    Scarlet kaute auf der Innenseite ihrer Wange und fragte sich, welche von beiden Seiten vorgetäuscht und welche echt war.
    »Woher kommst

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