Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
Vom Netzwerk:
du?«, fragte sie ihn.
    Wolf sah sie an, als hätte er sie vollkommen vergessen. »Von hier. Aus Frankreich.«
    »Wirklich? Auf mich machst du den Eindruck, als hättest du noch nie eine Kuh gesehen.«
    »Ach so, nicht von hier. Nicht aus Rieux. Ich komme aus der Stadt.«
    »Aus Paris?«
    Er nickte. Das Zappeln der Beine wechselte den Takt. Scarlet konnte nicht anders, sie legte ihm die Hand aufs Knie und zwang ihn stillzuhalten. Er rutschte ein Stück zur Seite.
    »Du machst mich verrückt damit«, sagte sie und zog die Hand zurück. Er hielt die Beine still – jedenfalls für den Moment –, doch ihre Berührung schien ihn überrascht zu haben. »Aber wie bist du ausgerechnet in Rieux gelandet?«, fragte Scarlet.
    Er sah wieder aus dem Fenster. »Erst wollte ich nur weg. Ich hab die Bahn nach Lyon genommen und dann bin ich den Kämpfen gefolgt. Rieux ist zwar klein, aber hier kommen eine Menge Leute zusammen.«
    »Ist mir auch aufgefallen.« Scarlet lehnte sich gegen das Polster. »Ich habe mal in Paris gelebt, als Kind. Bevor ich hier hergekommen bin zu Grand-mère Michelle.« Sie zuckte die Achseln. »Ich hab es eigentlich nie vermisst.«
    Sie ließen die Äcker, Olivenhaine, Weinberge und Vorstädte hinter sich und näherten sich dem Zentrum von Toulouse im Landeanflug, als Wolf antwortete.
    »Ich vermisse es auch nicht.«
    Die untere Ebene des Schwebebahnhofs, die sie über eine Rolltreppe erreichten, war grell ausgeleuchtet. Die Leuchtröhren machten den Mangel an Tageslicht mehr als wett. Am unteren Ende der Rolltreppe flankierten zwei Androiden eine Sicherheitsschleuse, die sofort Alarm auslöste, als Scarlet nur den Fuß auf das Gleis setzte.
    »Leo 1272 TCP 380 Handfeuerwaffe identifiziert. Bitte zeigen Sie Ihren ID -Chip und warten Sie hier auf Abfertigung.«
    »Ich habe einen Waffenschein«, sagte Scarlet und hielt ihnen das Handgelenk hin.
    Ein rotes Licht. »Waffe freigegeben. Vielen Dank, dass Sie sich für die Schwebebahn der Europäischen Föderation entschieden haben«, sagte der Androide und rollte auf seinen Posten zurück.
    Scarlet schob sich an ihm vorbei und ließ sich auf einer leeren Bank am Gleis nieder. Trotz der kleinen runden Kameras an der Decke waren die Wände mit Graffiti besprüht und mit gespenstischen, zerfledderten Postern von Jahre zurückliegenden Konzerten beklebt.
    Wolf setzte sich neben sie. Nach ein paar Augenblicken zappelte er wieder los. Obwohl er sich etwas von Scarlet entfernt gesetzt hatte, nervte er sie mit seinen herumfuchtelnden Händen, hibbelnden Knien und knackenden Schultern. Seine Energie schien greifbar.
    Es erschöpfte Scarlet schon, ihm nur zuzusehen.
    Sie zog den Portscreen aus der Tasche und überflog ihre Teles, aber es war nur Spam.
    Drei Züge kamen und schwebten wieder fort. Lissabon. Rom. München-West. Scarlet wurde unruhig. Sie merkte gar nicht, dass sie wie Wolf mit den Füßen zappelte, bis er sie antippte.
    Sie erstarrte und sofort zog Wolf den Finger wieder zurück. »Entschuldigung«, murmelte er und legte die Hände in den Schoß.
    Scarlet wusste nicht, was sie antworten sollte, weil sie nicht sicher war, wofür er sich entschuldigte. Aber konnte es sein, dass seine Ohren gerade rot geworden waren? Oder lag das nur an der flackernden Neonreklame?
    Doch als er zur Rolltreppe blickte, war er auf einmal vollkommen konzentriert.
    Scarlet beugte sich vor, um zu sehen, was ihn erschreckt hatte. Ein Mann im Anzug passierte gerade die Sicherheitsschleuse am Fuß der Rolltreppe, gefolgt von einem weiteren in zerrissenen Jeans und einem abgetragenen Pullover. Ihnen folgte eine Mutter, die mit einer Hand einen Kinderwagen hielt und mit der anderen ihren Port.
    »Was ist los?«, fragte sie. Aber ihre Frage ging in der verzerrten Ansage aus den Lautsprechern unter, die den Zug nach Paris über Montpellier ankündigte.
    Wolf sprang auf. Die Magnettrassen begannen zu summen und er reihte sich in die anderen Reisenden am Gleis ein. Er schien nicht mehr beunruhigt zu sein.
    Scarlet nahm ihre Tasche und warf einen Blick über die Schulter, bevor sie ihm folgte.
    Die pfeilförmige Zugspitze glitt blitzschnell an ihnen vorbei. Dann kam der Zug weich zum Stehen. Mit einer fließenden Bewegung senkten sich die Waggons klickend auf die Gleise und die Türen öffneten sich zischend. Androiden stiegen aus und begannen augenblicklich, monoton herunterzuleiern: »Willkommen an Bord der Schwebebahn der Europäischen Föderation. Bitte halten Sie Ihre ID zum

Weitere Kostenlose Bücher