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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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die Stirn und versuchte sich einzureden, dass sie das einzig Richtige getan hatte.
    Thorne drehte sich im Sitz herum, schubste ihren Ellenbogen von der Armlehne und legte die Füße darauf. »Jetzt weiß ich endlich, warum du gegen meinen Charme immun bist. Wie sollte ich wissen, dass ich mit einem Imperator konkurriere? Das ist natürlich schwer zu toppen, selbst für mich.«
    Sie schnaubte. »Mach dich nicht lächerlich. Ich kenne ihn kaum, und jetzt verachtet er mich.«
    Thorne lachte und hakte die Daumen unter die Hosenträger. »Was amore angeht, hat mich mein Instinkt noch nie im Stich gelassen. Er verachtet dich nicht. Außerdem – wer lädt schon einen Cyborg zum Ball ein? Das nenn ich mutig. Adelige und Beamte kann ich prinzipiell nicht ausstehen, aber das muss ich ihm lassen.«
    Cinder stieß Thornes Füße von der Armlehne und ging zur Tür. »Er wusste ja nicht, dass ich ein Cyborg bin.«
    Thorne sah ihr nach. »Wirklich nicht?«
    »Natürlich nicht«, sagte sie und verließ das enge Cockpit.
    »Aber jetzt weiß er es. Und er mag dich immer noch.«
    Sie wandte sich um und deutete auf den Schirm. »Und das hast du jetzt aus der zehnminütigen Pressekonferenz erfahren, in der er versichert hat, dass er alles tut, um mich aufzuspüren und der Königin von Luna zu überstellen, damit ich hingerichtet werde?«
    Thorne grinste. Wahrscheinlich wollte er Kai nachäffen, als er herablassend sagte: »Ob sie ein Cyborg ist oder nicht, spielt keine Rolle.«
    Cinder verdrehte die Augen und ging hinaus.
    »He, komm zurück!« Thornes Stiefel knallten laut auf den Boden. »Ich will dir was zeigen!«
    »Ich hab zu tun.«
    »Ich verspreche dir auch, mich nicht mehr über deinen Freund lustig zu machen.«
    »Er ist nicht mein Freund!«
    »Es geht um Michelle Benoit.«
    Cinder sog die Luft ein und drehte sich um. »Was?«
    Thorne zögerte, als hätte er Angst, dass sie wieder in die Luft gehen könnte, bevor er auf das Armaturenbrett deutete. »Komm her, sieh dir dies an.«
    Seufzend trottete Cinder zurück und stützte sich mit den Ellenbogen auf Thornes Lehne.
    Thorne stellte die Nachrichten ab. »Wusstest du, dass Michelle Benoit eine Enkeltochter im Teenageralter hat?«
    »Nein«, sagte Cinder gelangweilt.
    »Ist aber so. Mademoiselle Scarlet Benoit. Angeblich ist sie erst achtzehn, aber – und jetzt kommt’s – es gibt keine Krankenhausakte über sie. Verstehst du? Mann, ich bin ein Genie!«
    Cinder starrte ihn finster an. »Und wieso, wenn ich fragen darf?«
    Thorne lehnte sich lässig zurück und sah sie von unten an. »Es gibt keine Krankenhausakte über sie.«
    »Ja, und?«
    Er drehte sich auf dem Sitz zu ihr herum. »Kennst du irgendwen, der nicht im Krankenhaus geboren worden ist?«
    Cinder dachte nach. »Willst du damit sagen, dass sie die Prinzessin sein könnte?«
    »Genau.«
    Auf dem Netscreen war ein Foto von Scarlet Benoit im Profil zu sehen. Sie war hübsch, kurvenreich und hatte feuerrote Locken.
    Cinder musterte das Foto. Ein Teenager ohne Geburtsurkunde. Ein Mündel von Michelle Benoit.
    Wie praktisch.
    »Exzellente Arbeit, Kapitän.«

25
    Scarlet träumte, ganz Europa läge nach einem Sturm unter einer tiefen Schneedecke begraben. Sie war wieder klein und lief die Treppe hinunter auf ihre Großmutter zu, die vor dem Holzofen kniete. »Ich dachte, ich hätte jemanden gefunden, der dich aufnimmt«, sagte diese. »Aber wenn so viel Schnee liegt, kommen sie bestimmt nicht. Dann müssen wir auf den Frühling warten.«
    Ihre Großmutter schürte das Feuer, dass die Funken flogen und Scarlet die Augen versengten. Scarlet wachte auf. Ihre Wangen waren nass, ihre Finger kalt wie Eis. Sie brauchte lange, um Traum und Erinnerung voneinander zu unterscheiden. Ja, es hatte Schnee gelegen, aber nicht so viel. Ihre Großmutter hatte sie wegschicken wollen, aber nicht als sie ein Kind war, sondern als sie schon älter gewesen war. Dreizehn vielleicht.
    War es im Januar oder später gewesen? Sie bemühte sich, die Erinnerungen Stück für Stück zusammenzusetzen. Man hatte sie hinausgeschickt, um die Kuh zu melken, eine Aufgabe, die sie hasste. Ihre Finger waren eiskalt und sie hatte die Zitzen kaum richtig zu fassen bekommen.
    Warum war sie nicht in der Schule gewesen? War es in den Ferien? Oder an einem Wochenende?
    Ach ja. Sie war bei ihrem Vater zu Besuch gewesen und am Tag zuvor zurückgekommen. Eigentlich hätte sie einen ganzen Monat bei ihm verbringen sollen, aber es ging einfach nicht, bei seinen

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