Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)
»Nein, damit sind sie durch, aber jetzt hast du etwas erreicht, was sich jedes heißblütige junge Mädchen unter fünfundzwanzig erträumt.«
»Genau, du hast es erfasst: Für mich ist ein Traum wahr geworden.«
Thorne zwinkerte ihr zu. »Das vielleicht nicht – aber Traumprinz Kai kennt deinen Namen.«
»Imperator Kai«, korrigierte sie ihn streng.
»Genau der.« Thorne deutete mit dem Kopf zum Bug des Schiffes. »Gerade beginnt eine Pressekonferenz, auf der sie über dich sprechen. Da dachte ich mir, du wolltest vielleicht …«, Thorne fächerte sich Luft zu, »… seine himmlischen, schokoladenbraunen Augen, sein perfekt verwuscheltes Haar und …«
Cinder sprang vom Bett, schubste Thorne gegen den Türrahmen und marschierte an ihm vorbei.
»Aua«, sagte er und rieb sich den Arm. »Was ist dir denn über die Drähte gelaufen?«
»Ich suche schon mal den besten Kanal.« Ikos Stimme folgte Cinder durch den Frachtraum ins Cockpit. Auf dem großen Bildschirm war Imperator Kai an einem Pult stehend vor Journalisten zu sehen. »Die Konferenz hat gerade erst angefangen, und er sieht heute so gut aus!«
»Danke, Iko«, sagte Cinder und setzte sich auf den Pilotensitz.
»He, das ist meiner …«
Sie brachte Thorne mit einer Handbewegung zum Verstummen und drehte die Lautstärke hoch.
»… alles, um die entflohenen Häftlinge zu ergreifen«, sagte Kai. Die dunklen Ringe unter seinen Augen ließen darauf schließen, dass er lange nicht mehr richtig geschlafen hatte. Cinder sehnte sich plötzlich heftig nach seiner Nähe und gleichzeitig war ihr elend zu Mute, wenn sie an ihre letzten gemeinsamen Momente dachte. Wie sie gerade die Gartentreppe hinuntergefallen war und ausgestreckt mit funkelnden Drähten auf dem Kiesweg lag.
Wie er sie angesehen hatte – abgestoßen, verwirrt, enttäuscht.
Verraten.
»Wir haben unsere schnellsten Schiffe mit der neuesten Ortungstechnologie und den fähigsten Piloten eingesetzt, um die Entflohenen zu ergreifen. Bisher hatten sie Glück und konnten uns entkommen, aber dieses Glück wird ihnen nicht treu bleiben. Ihr Schiff ist nicht für längere Reisen im All ausgerüstet. Irgendwann müssen sie zur Erde zurückkommen, und dann erwarten wir sie.«
»Was für ein Schiff haben sie denn?«, fragte eine Frau in der ersten Reihe.
Kai blätterte in seinen Notizen. »Ein gestohlenes Armeefrachtschiff aus der Amerikanischen Republik – eine 214er Albatros, Typ 11.3. Die Standortbestimmungsdienste wurden entfernt, das macht uns Schwierigkeiten, sie zu ergreifen.«
Thorne stupste Cinder stolz in den Rücken.
Auf dem Bildschirm nickte Kai einem anderen Journalisten zu.
»Ihr habt gesagt, unsere Armee wird sie empfangen, wenn sie zur Erde zurückkommen. Wie lange wird das Eurer Meinung nach dauern und werden sie die Suche im All solange ruhenlassen?«
»Auf keinen Fall. Unser Hauptziel ist, sie so schnell wie möglich ausfindig zu machen, und wir werden sie auch im All weiterhin verfolgen. Dennoch gehen meine Experten davon aus, dass das Schiff in den nächsten Tagen, spätestens Wochen zur Erde zurückkehren wird, da ihnen Treibstoff und Strom ausgehen werden. Und dann sind wir vorbereitet. Nächste Frage?«
»Aus zuverlässigen Quellen habe ich erfahren, dass dieser Cyborg, diese Linh Cinder …«
»Das bist du«, flüsterte Thorne und stieß sie wieder in die Seite. Sie schlug seine Hand weg.
»… eine VIP -Einladung für den Ball bekommen hat und von Euch persönlich eingeladen worden ist, Eure Majestät. Was sagt Ihr zu dieser ungeheuerlichen Behauptung?«
»Eine was?«, fragte Thorne.
»Eine VIP -Einladung?«, fragte Iko.
Cinder zog die Schultern hoch und überhörte ihre Fragen.
Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie Kai zwei Schritte vom Pult zurücktrat und sich mit ausgestreckten Armen daran festhielt. Als ob er etwas Raum brauchte, um freier zu atmen, bevor er sich räusperte und ins Mikrofon sprach. »Das entspricht den Tatsachen. Ich habe Linh Cinder zwei Wochen vor dem Ball kennengelernt. Wie Sie vielleicht wissen, war sie Mechanikerin in unserer Stadt, und ich habe ihr eine Androidin zur Reparatur überlassen. Ja, sie war mein Ehrengast beim Ball.«
»Wie bitte?«
Der durchdringende Schrei kam aus den Lautsprechern des Cockpits.
»Wann war das? Wenn er dich auf den Ball eingeladen hat, bevor Adri mich zerlegt hat, und du es mir verschwiegen hast, dann kannst du was erleben!«
»Iko, ich versuche zuzuhören!« Cinder rutschte auf ihrem Sitz hin
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