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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Sauftouren, von denen er mitten in der Nacht zurückkam. Scarlet hatte sich heimlich in den Zug gesetzt und ihre Großmutter mit ihrer Heimkehr überrascht. Doch statt sich zu freuen, war diese zornig geworden, weil Scarlet ihr nicht wenigstens eine Tele geschickt hatte. Sie hatten sich gestritten. Beim Melken mit ihren Eisfingern war Scarlet immer noch wütend auf sie.
    Das war das letzte Mal gewesen, dass sie die Schwebebahn genommen hatte. Und dass sie ihren Vater gesehen hatte.
    Sie wusste noch, dass sie ihre Aufgaben in Windeseile erledigt hatte, damit sie wieder ins Warme gehen konnte. Erst als sie schon fast beim Haus war, sah sie den Hover. In der Stadt hatte sie viele gesehen, aber hier auf dem Land waren sie selten. Die Bauern brauchten größere und schnellere Schiffe.
    Sie stahl sich zur Hintertür hinein und hörte aus der Küche die gedämpfte Stimme ihrer Großmutter, die sich mit einem Mann unterhielt. Auf leisen Sohlen schlich sie auf den Terrakotta-Fliesen an der Treppe vorbei.
    »All die Jahre – sie muss wirklich eine Last für Sie gewesen sein«, sagte der Mann mit einem östlichen Akzent.
    Scarlet runzelte die Stirn. Warme Luft strömte ihr aus der Küche entgegen, als sie durch den Türspalt hineinsah. Er saß am Tisch und hielt mit beiden Händen einen Becher. Seidig schwarzes Haar umrahmte sein ovales Gesicht. Scarlet hatte ihn noch nie gesehen.
    »So viel Arbeit, wie ich erwartet hatte, war es auch wieder nicht«, sagte ihre Großmutter aus einer Ecke, die Scarlet nicht einsehen konnte. »Ich habe sie fast lieb gewonnen. Aber ich muss sagen, ich bin froh, wenn sie weg ist. Keine Panik mehr bei jedem vorbeikommenden Schiff.«
    Scarlet musste schlucken.
    »Und in einer Woche kann sie wirklich schon fort? Warum so schnell?«
    »Das ist Logans Ansicht. Wir warten eigentlich nur noch auf Ihre Vorrichtung. Falls bei diesem Eingriff alles glattläuft, könnte es sogar noch früher klappen. Aber Sie müssen Geduld mit ihr haben. Sie wird ziemlich schwach sein und sehr verwirrt.«
    »Das ist nur verständlich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es für sie sein muss.«
    Scarlet hielt sich die Hand vor den Mund, um sich nicht durchs Atmen zu verraten.
    »Wissen Sie denn schon, wo Sie sie unterbringen?«
    »Ja, wir sind vorbereitet. Wir werden uns auch erst an sie gewöhnen müssen, aber ich bin mir sicher, dass es schon bald gut gehen wird. Unsere Töchter sind etwa in ihrem Alter – zwölf und neun. Bestimmt freunden sie sich schnell an, und ich werde sie behandeln wie mein eigenes Kind.«
    »Und Madame Linh? Ist sie darauf vorbereitet?«
    »Darauf vorbereitet?« Der Mann hüstelte unbehaglich. »Sie war mehr als verblüfft, als ich die Idee von der Adoption eines Mädchens aufgebracht habe, aber sie ist eine gute Mutter. Bedauerlicherweise konnte sie mich nicht begleiten, denn ich wollte kein Aufheben um diese Reise machen. Natürlich weiß sie nichts über das Mädchen. Jedenfalls … nicht alles.«
    Scarlet musste ein Geräusch gemacht haben, denn der Mann hob plötzlich den Kopf und sah sie direkt an. Er erstarrte.
    Ein Stuhl quietschte über den Küchenboden und die Tür wurde aufgerissen. Ihre Großmutter schäumte vor Wut. Aber das war nichts gegen Scarlets wilde Rage.
    »Scarlet, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du nicht lauschen sollst! Geh sofort in dein Zimmer!«
    Scarlet wollte schreien, aufstampfen, ihr sagen, dass sie sie nicht einfach wegschicken konnte, als würde sie ihr gar nichts bedeuten – aber sie brachte nichts heraus. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken.
    Also tat sie, wie man ihr befohlen hatte, und stampfte in ihr Zimmer hinauf, bevor ihre Großmutter ihre Tränen sehen konnte.
    Nicht nur, dass sie unerwünscht war oder dass ihre Großmutter sie irgendeinem Fremden anvertraute. Nach sechs Jahren gehörte sie langsam hierher. Und sie hatte gedacht, ihre Grand-mère würde sie lieben – mehr, als ihre Mutter oder ihr Vater es je getan hatten. Und dass sie beide ein Team waren.
    Danach lebte sie wochenlang in Angst.
    Nie kam der Mann, um sie mitzunehmen. Und Michelle und sie sprachen auch nie darüber.
    »Scarlet?«
    Wolf zog den Arm enger um Scarlets Taille und holte sie zurück in die Gegenwart, in einen Zug, der jetzt langsamer wurde. Sie lag eingerollt wie ein Kind mit dem Rücken zu ihm; unter ihren zusammengekniffenen Augenlidern drangen ein paar heiße Tränen hervor und rannen von der Schläfe hinab. Schnell wischte sie sie fort.
    Wolf

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