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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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stützte sich hinter ihr auf. »Scarlet?«, fragte er besorgt.
    »Ich habe schlecht geträumt«, sagte sie, denn er sollte nicht denken, er hätte etwas damit zu tun. Der Zug kam zum Stehen und sie rollte sich auf den Rücken. Es musste immer noch Nacht sein, denn im Waggon war es dunkel. Nur auf den Kisten an der Tür schimmerte es rosa und grün von den unnatürlichen Neonlichtern der Stadt.
    »Mir ist etwas eingefallen«, sagte sie. »Was mit der Prinzessin zu tun haben könnte.«
    Er setzte sich auf.
    »Ich erinnere mich jetzt daran, dass meine Großmutter Logan erwähnt hat, aber sie wollte nicht, dass ich es höre. Ich habe ein Gespräch belauscht. Und da war noch ein anderer Mann …« Sie erzählte ihm die Geschichte und setzte die Bruchstücke zusammen, so gut sie konnte, bevor ihr Traum zu sehr verschwamm.
    Danach lag sie still da und horchte auf das Pfeifen des Windes. Vom Liegen auf einer Seite war sie ganz steif geworden.
    Doch Wolf war nicht erleichtert, sondern entsetzt.
    »Danach suchen die doch, oder? Ich meine, das muss doch die Prinzessin gewesen sein, über die sie da gesprochen haben. Auch wenn ich nicht weiß, wo sie war und wer sich um sie gekümmert hat … ich habe sie ja nie gesehen. Die ganze Zeit habe ich gedacht, sie wollte mich wegschicken, aber jetzt … nach allem, was du mir über Logan Tanner, Großmutter und Prinzessin Selene erzählt hast …«
    Wolf zog die Knie an die Brust. Er starrte ausdruckslos auf die Kisten.
    »Der Mann hatte einen Akzent. Ich glaube, er kam aus dem Asiatischen Staatenbund.« Scarlet setzte sich neben ihn und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Und ich bin ziemlich sicher, dass Großmutter seine Frau ›Madame Linh‹ genannt hat. Ich weiß nicht, wie häufig dieser Name ist, aber … ich würde den Mann wiedererkennen. Da bin ich sicher.«
    »Sag das nicht.« Wolf hielt sich die Ohren zu. »Das habe ich nicht gehört.«
    Seine Miene verunsicherte Scarlet. »Wolf?« Sie zog seine Hände von den Ohren. »Das ist doch gut, oder? Sie wollen Informationen – ich habe sie. Wir tauschen sie gegen meine Großmutter. Das ist doch …«
    »Tu das nicht.«
    Zerzauste Haare, verblasste Narben, etwas Schlaf in den Wimpern. Wolf wickelte eine ihrer Locken um den Finger und sah sie leidenschaftlich an.
    »Du musst die Suche nach Michelle aufgeben.«
    Ein oranger Lichtstrahl fiel durch die Tür und verschwand wieder.
    »Das kann ich nicht.«
    »Du musst aber.« Er nahm ihre Hand und legte sie in seine beiden Hände. »Du kannst nichts für sie tun. Wenn du gehst, bringst du dich nur selbst in Gefahr. Würde Michelle das wollen?«
    Scarlet riss sich los.
    »Wir können weglaufen«, fuhr Wolf fort. Er wollte ihr offenbar nah sein und steckte die Hände in die Taschen ihres Pullis. »Wir verstecken uns im Wald. Fahren nach Afrika oder in den Staatenbund. Wir kommen hier raus, niemand wird uns finden. Ich beschütze dich, Scarlet.«
    »Wovon sprichst du überhaupt? Gestern Nacht hast du noch gesagt, wenn ich irgendwas weiß, hätte meine Großmutter vielleicht noch eine Chance. Und jetzt weiß ich was. Ich dachte, du wolltest so was in der Art hören.«
    »Kann sein«, sagte er. »Jedenfalls wenn du einen vollständigen Namen und eine Adresse oder sonst irgendwas Konkretes hättest. Aber ein Nachname und ein Land – ein riesiges Land – und eine Beschreibung? Scarlet, wenn du ihnen das sagst, werden sie dich ewig gefangen halten, weil sie hoffen, du könntest diesen Mann erkennen.«
    Sie spielte an ihrem Reißverschluss herum. Wolf schien sich mit jedem Atemzug weiter aufzuschaukeln.
    »Gut«, sagte sie, »dann bieten wir ihnen eben an, mich gegen Grand-mère einzutauschen.«
    Er schüttelte heftig den Kopf, aber Scarlet ließ sich nicht entmutigen. »Wir gehen zusammen. Du kannst ihnen sagen, dass du Informationen hast, sie ihnen aber nur unter der Bedingung gibst, dass sie dich wieder laufenlassen – und zwar mit meiner Großmutter. Und dann können sie mich haben.«
    Wolf schauderte.
    »Wolf, du musst mir versprechen, dass du dich um sie kümmerst. Wir wissen ja nicht, in welchem Zustand sie ist.« Ihre Stimme brach, aber sie weinte nicht mehr. Sie hatte sich entschieden.
    Bis er fragte: »Und wenn sie schon tot ist, Scarlet?«
    Ihr graute bei diesen Worten. Sie hatte sich verboten, sie auszusprechen, weil sie Angst hatte, dass es dadurch wahr werden konnte. Der Zug schwebte immer noch in die geschäftige Stadt hinein: Überall waren Hover zu sehen und

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