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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marissa Meyer
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Verbrennungen erinnern. Sie hatte keine Verbindung mehr zu diesem Kind.
    Thornes Frage schwebte unbeantwortet in dem kalten Raum.
    Königin Levana hatte das getan.
    Hatte das einem Kind angetan, das fast noch ein Baby gewesen war.
    Ihrer eigenen Nichte.
    Nur um an die Macht zu kommen. Nur um selbst auf dem Thron zu sitzen. Um Königin zu sein.
    Cinder ballte die Fäuste, sie kochte vor Wut. Thorne sah ebenso finster aus.
    »Lass uns mit Michelle Benoit sprechen«, sagte er und legte das Skalpell weg.
    Cinder blies sich eine Strähne aus der Stirn. Das Gespenst ihres kindlichen Selbst spukte hier, ein kleines Opfer, das um sein Leben kämpfte. Wie viele Menschen waren daran beteiligt gewesen, sie zu retten und zu beschützen? Wie viele Menschen hatten ihr Geheimnis gewahrt und ihr Leben aufs Spiel gesetzt, weil sie überzeugt waren, dass das der Prinzessin mehr wert war? Weil sie daran glaubten, dass diese eines Tages so mächtig werden würde, dass sie Levana Einhalt gebieten könnte?
    Mit flatternden Nerven folgte sie Thorne in den Hangar hinauf und schloss die Geheimtür gewissenhaft hinter ihnen.
    Als sie ins Tageslicht traten, stand das hohe Haus noch immer unheimlich und still hinter dem kleinen Gemüsegarten. Etwas weiter entfernt ragte die Albatros deplatziert aus dem Feld auf.
    Thorne warf einen Blick auf seinen Portscreen und sagte gepresst: »Seit wir angekommen sind, hat sie sich nicht gerührt.«
    Er bemühte sich nicht, auf dem Kiespfad möglichst wenig Geräusche zu machen, und als er gegen die Haustür hämmerte, hallte jeder Schlag im Hof wider. Sie lauschten auf Schritte im Innern, aber nur das Scharren der Hühner war zu hören.
    Thorne drehte den Knauf und die Tür sprang auf.
    Er trat in den Flur, spähte die Holztreppe hoch und in das mit klobigen Möbeln vollgestellte Wohnzimmer zur Rechten. In der Küche auf der anderen Seite standen ein paar dreckige Teller auf dem Tisch. Es brannte kein Licht.
    »Hallo?«, rief Thorne. »Madame Benoit?«
    Über ihren Netlink ortete Cinder Michelle Benoits ID -Chip. »Das Signal kommt von oben«, flüsterte sie. Die Stufen ächzten unter dem Gewicht ihres Metallbeins. An den Wänden hingen kleine Rahmen, in denen sich Fotos von einer Frau in einer Pilotenuniform mit denen eines Mädchens mit flammend roten Haaren abwechselten. Aus einem pummeligen, sommersprossigen Kind war eine umwerfende junge Frau geworden, der Thorne im Vorübergehen ein kehliges »Hallo, Scarlet« zuwarf.
    »Madame Benoit?«, rief auch Cinder. Entweder die Frau schlief tief und fest oder sie würden gleich in etwas hineinstolpern, das Cinder nicht sehen wollte. Ihre Hand bebte, als sie die erste Tür an der Treppe öffnete. Sie nahm sich vor, nicht zu schreien, falls eine verwesende Leiche auf dem Bett liegen sollte.
    Aber es gab keine Leiche.
    Im Zimmer sah es genauso chaotisch aus wie im Hangar.
    Kleider und Schuhe, Kleinkram und Decken, aber kein Mensch. Und kein Leichnam.
    »Hallo?«
    Dann bemerkte Cinder den Frisiertisch neben dem Fenster und ihr sank das Herz. Sie nahm den kleinen Chip in die Hand und hielt ihn Thorne hin.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Michelle Benoit«, antwortete sie seufzend und unterbrach den Netlink.
    »Willst du damit sagen … dass sie nicht hier ist?«
    »Streng einfach dein Hirn an«, knurrte Cinder und drängte sich an ihm vorbei wieder auf den Flur hinaus. Sie stemmte die Fäuste in die Seite und sah auf die andere Tür, hinter der sicherlich noch ein Schlafzimmer war.
    Doch das ganze Haus war leer. Weder Michelle Benoit noch ihre Enkeltochter waren da. Niemand, der ihre Fragen beantworten konnte.
    »Wie können wir jemanden orten, der keinen ID -Chip hat?«, fragte Thorne.
    »Geht nicht«, sagte sie. »Deswegen wird er ja entfernt.«
    »Wir sollten mit den Nachbarn reden. Vielleicht wissen die was.«
    Cinder stöhnte. »Das lassen wir schön bleiben. Wir sind auf der Flucht , falls du das vergessen hast.« Sie starrte die wechselnden Bilder an. Michelle Benoit und die kleine Scarlet stolz auf den Knien vor einem frisch angelegten Gemüsebeet.
    »Nun komm schon«, sagte sie und wischte sich die Hände ab, als hätte sie das Beet gegraben. »Wir verschwinden lieber, bevor noch jemand auf die Albatros aufmerksam wird.« Ihre schnellen Schritte klapperten auf den Treppenstufen.
    Die Haustür schwang auf.
    Cinder erstarrte.
    Ein hübsches Mädchen mit honigblonden Locken blieb wie angewurzelt auf der Schwelle stehen.
    Sie riss die Augen auf. Erst war sie

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