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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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aller Konsequenz entgegenzusetzen – gab nach.
    Eine Entscheidung mit fatalen Folgen: Denn von jener Stunde an hatte sie die Hölle auf Erden. Immer neue Frechheiten hatten sich Mehmet und seine Gang ausgedacht. Mal verschwand ihre Tasche, mal die Klassenarbeit, und mal stahl er ihre Kreditkarte und benutzte sie für Käufe im Internet. Es gab keinen Unterricht, in dem er sie nicht beleidigte oder anpöbelte. Mit der Zeit hatte sie schließlich einen tiefen Hass nicht nur gegen Mehmet, sondern gegen alle Ausländer entwickelt. Ja, sie war sich inzwischen sicher, das war Abschaum, sie überschwemmten ihre Schulen und hielten die wenigen deutschen Schüler mit ihrer respektlosen Sprache und ihrem ständigen Herumblödeln vom Lernen ab.
    Sie hatte eine ohnmächtige Wut. Warum nur ließ sie all das zu und schaute weg? Aus Angst vor der dumpfen Gewalt, der sie allein gegenüberstehen müsste? Sie wusste nur zu gut, dass es nur wenige gab, die den Mut hatten, diesem Abschaum entschlossen entgegenzutreten – und meist waren das dann Nazis. Oder fürchtete sie schlicht um ihr Leben?
    Anna wusste es nicht. Und eigentlich war es auch egal, nur noch drei lumpige Klausuren, und dann hatte sie es geschafft und war frei. Dann hatte sie einen Abschluss in der Tasche, ganz egal, was immer sie dann damit anfangen würde. Aber eines war sicher: Sie wollte sich auf gar keinen Fall länger mit diesen Jugendlichen hier herumärgern und sich das Leben zur Hölle machen lassen.

    Es war schon spät; eigentlich wollte sie jetzt nur nach Hause, nichts mehr sehen und nichts mehr hören. Und gerade, als sie sich von ihrem Lesetisch erhob und die Lampe ausschaltete, klopfte ihr jemand auf die Schulter.
    »Hey«, sagte eine angenehme weiche Stimme. Sie drehte sich um und ja, das war doch der gut aussehende junge Mann mit den gutmütigen braunen Augen aus dem Sportseminar.
    Wie war doch gleich sein Name? Linus, schoss es ihr in den Kopf. Natürlich! Schon damals hatte sie ein Auge auf ihn geworfen, aber er hatte sie nicht beachtet. Wahrscheinlich war sie nicht sein Typ, war ihm nicht hübsch genug oder spielte eben einfach in einer anderen Liga. Und jetzt fragte er sie, die unscheinbare Anna, ob sie nicht Lust hätte, heute etwas mit ihm trinken zu gehen.
    Sie war sprachlos. Am liebsten hätte sie wohl sofort Ja gesagt, aber sie wollte ihm auch nicht das Gefühl vermitteln, dass sie nur auf diese Frage gewartet hätte. Also zögerte sie und ließ ihn eine Weile zappeln.
    Wenig später betraten sie ein kleines Lokal gegenüber der Uni, aus dem ihnen ein munteres Stimmengewirr und laute Musik entgegendröhnten.
    Sie setzten sich an die Bar, unterhielten sich, tranken Cocktails und flirteten heftig. Dann wurde Anna plötzlich übel. Alles begann sich in ihrem Kopf zu drehen. Sie vermutete, dass sie wohl etwas zu viel getrunken hatte und dass der Alkohol jetzt seine Wirkung zeigte. Gerade wollte sie ihrem Begleiter sagen, dass sie kurz raus und frische Luft schnappen wollte, als ihre Beine nachgaben und sie zusammensackte.

    Einige Stunden später kam Anna nur langsam wieder zu sich. Sie blickte sich um. Wo war sie? Verflucht, sie konnte sich nicht erinnern. Völliger Filmriss. In ihrem Kopf trommelte es so laut, als hätte sie eine ganze Nacht neben einer Lautsprecherbox verbracht, aus der ununterbrochen Techno-Beats hämmerten.
    Eine laute Männerstimme, die sie nicht kannte, drang plötz lich zu ihr rüber. »Schmeißt sie raus, die Hure!«, hörte sie. Auf diesen Befehl hin wurde sie von ein paar Männerhänden gepackt.
    »Moment, sie soll sich was überziehen. Ist ja skandalös, wie sie aussieht«, brüllte die Stimme erneut.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sie nackt war.
    »Zieht sie an, los, schnell, und dann raus mit ihr.«
    Kurz darauf warfen die Männer die wehrlose Studentin achtlos auf die Straße – wie einen räudigen Hund, den man aussetzt, weil er Flöhe hat oder lästig geworden ist.
    Inzwischen war es früher Samstagmorgen, nasskalt und ein wenig neblig. Anna zitterte, fröstelte und versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht. Erneut versuchte sie sich an das zu erinnern, was passiert war. Ihr Gehirn aber schien ihr den Dienst zu verweigern.
    Plötzlich erschreckte sie ein lautes Geräusch. Sie hörte ein scharfes Bremsen, Reifen quietschten, und direkt vor ihr kam ein Geländewagen zum Stehen.
    »Was machen Sie hier, mitten auf der Straße?«, fragte die Fahrerin zunächst ungehalten. Als sie dann jedoch den geschundenen,

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