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Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Titel: Die Lust des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Negra
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etwas anderes hätte.
    Das, betonte sie und sah ihm dabei fest in seine wunderschönen ozeanblauen Augen, sei nun einmal der Sinn einer Liebesbeziehung, zumindest so, wie sie es verstehe.
    »Dass man einen Menschen trifft, der für einen etwas ganz Besonderes ist. Sicher erinnerst du dich noch, was der kleine Prinz sagte: ›Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt.«
    »Ja, Lea, das stimmt schon«, unterbrach er sie, »aber …«
    »Nein, Jack, jetzt nicht, jetzt rede ich! Nur wer so fühlt, der kann auch treu sein und wird dem anderen diese Treue auch versprechen können. Kannst du das, Jack?«, fragte sie ihn nachdrücklich. »Und fühlst du genauso?«
    Nur dann sei Treue eine innere Verpflichtung, und sie meine damit nicht die gesellschaftlichen Normen, sondern spreche von der Treue, die tief aus dem Herzen komme und deren Grundlage das Vertrauen sei. Erst langsam habe sie begonnen, dieses Vertrauen zu ihm aufzubauen.
    »Und glaube mir«, fuhr sie fort, »ich habe einige Male gezweifelt, ob dieses Vertrauen, das ich dir geschenkt hatte, wirklich gerechtfertigt war. Aber es kam tief aus dem Inneren meines Herzens, und so konnte es nicht falsch sein.«
    Er schaute sie schweigend an und war von ihren Worten zutiefst berührt.
    »Aber wie«, fragte sie ihn sichtlich bewegt, »kann ich einem Menschen vertrauen, der mich betrogen hat? Nur wenn wir uns vertrauen«, davon war sie überzeugt, »werden wir in der Lage sein, uns dem anderen mit all unseren tausend kleinen und größeren Schwächen und unseren Fehlern zuzumuten.«
    Nur dann, wenn er dazu bereit sei, würden sie es gemeinsam schaffen.
    »Natürlich«, ergänzte sie, »gehören zu jeder Beziehung einige Narben, die von den überwundenen Krisen in einer Partnerschaft zeugen. ›Die Liebe ist eine Kunst, die es lebenslänglich neu zu erlernen gilt‹, meinte Erich Fromm einmal. Und sie ist sehr individuell: Jeder muss seinen eigenen Weg finden. So, und jetzt geh bitte«, bat sie ihn bewegt und kämpfte mit ihren Tränen. »Wenn du bereit für diese Art von Liebe bist, und nur dann, komm wieder zurück zu mir.«
    Noch während sie dies sprach, schob sie ihn sanft in Richtung Ausgang. Gerne hätte er etwas entgegnet, aber er spürte, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Erklärungen war.
    »Vermutlich brauchen wir wohl beide einfach noch etwas Zeit, um uns darüber klar zu werden, was wir wollen, um über das Erlebte hinwegzukommen, und Zeit, um zu vergeben«, überlegte er, während er zur Treppe ging. Aber schon heute wusste er, dass sie die Frau war, mit der er sein Leben teilen wollte. Das wusste er, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte: so zerbrechlich, aber auch so schön, entschlossen und so geheimnisvoll.
    A driano war pünktlich. Mit schnellen Schritten, von sich selbst überzeugt, kam er auf Adilah zu.
    »Heaven can wait«, summte er und lächelte, »denn mein Engel ist heute zu mir gekommen.«
    Adilahs Wangen röteten sich bei diesem Kompliment, und ihre Schüchternheit stand ihr mal wieder im Weg. Er merkte es und wusste, dass er leichtes Spiel haben würde. Er musste nur nett und charmant sein, dann würde sie wie Wachs in seinen Händen dahinschmelzen.
    Wenig später nahm er sie mit ins »Lorenz«, einem der führenden Lokale im Berliner Traditionshotel Adlon.
    Es war so fein und elegant, dass sie Sorgen hatte, nicht angemessen gekleidet zu sein und sich nicht entsprechend benehmen zu können. Und es war das erste Mal, dass sie einen solchen Luxus sah. Es war eine andere Welt, wie sie gegensätzlicher zu ihrer eigenen nicht hätte sein können. Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, denn sie wusste, dass keiner ihrer Freunde in La Paz sich so etwas hätte leisten können. Und wie viele Kinder hätte man mit dem Geld, das ein solcher Luxus kostete, wohl im Krankenhaus in Bolivien versorgen können?
    Aber ihr Begleiter fegte ihre Bedenken schnell hinweg. »Schau dich nur um«, sagte er. »Siehst du etwas, das vergleichbar natürlich und bezaubernder ist als die Frau an meiner Seite?«
    Er war schon verdammt charmant. Ein schöner Abend war es, als sie oben im ersten Stock des Hotels saßen und den fantas tischen Ausblick auf das Brandenburger Tor genossen. Bei Gänseleber, Jakobsmuscheln und Ochsenbäckchen erzählte Adilah von ihrem Leben in Bolivien, ihrem Vater und seinem Engagement und von ihrer Begegnung mit dem protestantischen Pfarrer.
    Die ganze Zeit über hörte Adriano ihr

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