Die Lust des Bösen
dass er dieses Kribbeln spürte, dieses aufregende Gefühl, das sie erfasst hatte.
Er rief nach diesem Abend tatsächlich an. Immer wieder unternahmen sie etwas gemeinsam. Er wusste genau, wie wichtig das für Frauen war und wie sehr sie danach hungerten, erobert zu werden – wie sehr sie sich nach einem Mann sehnten, der sich nur für sie interessierte … Nach dem Einen, der ihnen das Gefühl gab, etwas Einzigartiges, etwas Besonderes zu sein.
Sie redeten und lachten viel zusammen, hatten viel Spaß miteinander – und Adilah verliebte sich hoffnungslos in Adriano.
Sie saß auf dem Sofa ihrer Berliner Wohnung und starrte ins Leere. Der Fernseher lief, aber sie konnte sich einfach nicht auf das Programm konzentrieren. In ihrem Kopf schwirrten die Gedanken.
Noch gut erinnerte sie sich an den Abend, an dem sie meinte, dass jetzt der Funke übergesprungen sei. Den ganzen Abend hatten sie zusammen zu Rhythmen von Abba getanzt. Sie war die Dancing Queen der Tanzfläche. Unglaublich geschmeidig bewegte sie sich und sah dabei wie eine Raubkatze aus. Beide hatten an diesem Abend einige Gläser Champagner und Wein zu viel getrunken, und es musste schon morgens gewesen sein. So lange hatte sie noch nie mit einem Mann die Nacht durchgemacht.
Plötzlich hatte er sie angesehen, ihr dabei tief in die Augen geblickt und sie dann ein wenig feierlich gefragt, ob sie nicht die Nacht mit ihm verbringen wolle. Und noch ehe sie etwas hätte entgegnen können, fand sie sich mit Adriano in einer Suite des Hotel Adlon wieder. Hier stand schon eine weitere Flasche Champagner bereit, und er schenkte ein. Dann legten sich seine Hände auf ihre Pobacken und umschlossen sie.
Er küsste sie, schob zärtlich ihr Top hoch, und ihre Brüste sprangen ihm entgegen. Sie erinnerte sich, dass er an ihren Brustwarzen zu saugen und leise zu stöhnen begann. Währenddessen hatte er seine Hand unter ihren Rock geschoben. Die Bilder jener Nacht waren präsent wie nie – wie er seine Hose herunterzog, wie sie beide langsam zu Boden sanken, wie er ihre Hand zu seinem Schwanz führte und ihr später zeigte, wie geil es ist, daran zu saugen. Noch jetzt konnte sie spüren, wie sich ihre warme Zunge um seine Eichel legte, wie er roch und wie er schmeckte. Als sie daran dachte, wurde ihr noch immer heiß und kalt. Dieser Mann war so gefühlvoll und einfühlsam. Zum ersten Mal hatte Adilah Lust empfunden und jene Leidenschaft verspürt, von der sie schon so viel gehört und gelesen hatte. Jetzt wusste sie, dass es sie wirklich gab. Nie zuvor hatte sie ein Mann so sehr begehrt.
Auch heute war sie wieder aufgeregt wie ein Schulmädchen, als er an ihrer Tür klingelte. Sie nahm ihre Handtasche, zog die Tür hinter sich ins Schloss und rannte die Treppen hinunter. Und da stand er, scheinbar entspannt und braungebrannt – mit seinem knallroten Porsche 911er Cabrio.
»Hallo, mein Engel«, begrüßte er sie eine Spur zu kalt und zu arrogant, während er ihr die Beifahrertür öffnete.
Sie wollten heute eine Bootstour machen, aber Adriano schien vollkommen verändert. Wo war der unglaublich charmante, verständnisvolle Mann, der sich so sehr für sie interessierte? Wo der zärtliche Liebhaber jener Nacht?
Kühl und geschäftsmäßig eröffnete er ihr beiläufig, dass er ausgesprochen knapp bei Kasse sei und dass sie jetzt etwas für ihn tun müsse.
Das unschuldige Mädchen aus Bolivien war völlig vor den Kopf gestoßen. Was wollte er von ihr?
»Du liebst mich doch?«, fragte er dann.
»Ja«, antwortete sie, das wisse er doch.
»Morgen Abend habe ich einen Kunden, den du betreuen wirst. Es ist dein erster Kunde, denn du wirst ab sofort für mich arbeiten«, sprach er völlig emotionslos.
Jetzt war es um die gutgläubige Bolivianerin geschehen. Sie brach in Tränen aus. Wie aus weiter Ferne drangen seine Worte an ihr Ohr, dass die Agentur Lovebird ihm gehöre – ihm und einer selbstbewussten Geschäftsfrau, mit der sie sich bestimmt gut verstehen würde. Und dass sie nett zu seinen Kunden sein müsse, denn sie würde ihm doch wohl keinen Wunsch abschlagen wollen.
Sie weinte bittere Tränen der Enttäuschung, der Verzweiflung, weinte, weil sie ihm vertraut hatte, weil sie ihm geglaubt hatte und weil sie ihn liebte. Ja, verdammt, sie liebte diesen Mann, der noch vor wenigen Tagen so zärtlich, leidenschaftlich und charmant gewesen war.
Gänzlich ungerührt von den Gefühlsausbrüchen seiner Beifahrerin fuhr Adriano auf einen Parkplatz am Anlegesteg des
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