Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lutherverschwörung

Die Lutherverschwörung

Titel: Die Lutherverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Born
Vom Netzwerk:
Im Schmiedeofen bemerkte Wulf erkaltete Asche, auf dem Amboss lag ein schwerer Hammer, auf einem separaten Tisch zwei fertige Armbrüste; kurze Pfeile lagerten in einem speziellen Behältnis an der Wand. Späne und Sägemehl bedeckten den einfach gefliesten Boden. Es roch angenehm nach frischem Holz.
    »Herrlich!«, sagte Wulf. »Was für eine Werkstatt, daran erkennt man den Meister! Es ist für mich eine helle Freude, dies zu sehen. Nein, dass es so was noch gibt!«
    Bärenreiters Gesicht erstrahlte in hellem Glanz. »Harte, ehrliche Arbeit ist mein Prinzip«, erwiderte er. »Darüber verliere ich keine großen …«
    »Keine falsche Bescheidenheit!«, schnitt ihm Wulf das Wort ab. »Heutzutage liegt das Handwerk am Boden, die alten Tugenden verkommen. Aber hier – das sehe ich auf den ersten Blick – leben sie noch.«
    Wenn sie nebeneinanderstanden und Wulf zu Bärenreiter aufblickte, schien dieser mindestens doppelt so groß zu sein wie er selbst. Und vom Volumen her hätte er wahrscheinlich sogar dreimal in ihn hineingepasst. Sein Gastgeber hörte Lobeshymnen wohl eher selten und sog sie begierig auf. Wulf ging zu einer der Werkbänke und betrachtete eine halb fertige Armbrust.
    »Sie scheint mir aus Buche verfertigt zu sein?«
    »Richtig.«
    »Verwendet Ihr ausschließlich Buche?«
    »Nein, in diesem Fall auf besonderen Wunsch.«
    »Welche Hölzer verwendet Ihr noch?«
    »Das ist unterschiedlich und hängt von den Kunden ab.«
    »Verwendet Ihr auch Lindenholz?«
    »Mitunter, ich besitze eine ganze Reihe von Hölzern, sie lagern in einem Schuppen hinter dem Haus.«
    »Und wie laufen die Geschäfte?«, fragte Wulf und bemühte sich, seiner Stimme einen beiläufigen Klang zu geben.
    »Ich kann meine Frau und die Kinder ganz gut davon ernähren.«
    »Habt Ihr viele Kinder?«
    »Zwei.«
    »Man hört gar nichts von Ihnen, es wirkt so still im Haus. Oder sind sie schon groß?«
    »Meine Frau ist mit ihnen aufs Land gefahren, zu den Großeltern. Sie kommen erst in drei Tagen zurück. Ehrlich gesagt: Es ist ganz schön, das Haus mal für sich zu haben.«
    Wulf konnte es nicht fassen! Erst schien er eine Pechsträhne zu haben: das fehlgeschlagene Attentat in Wittenberg, dann der Sturm, aber nun schlug das Rad der Fortuna um – erst seine Unterkunft direkt gegenüber vom Dom und nun dies …
    »Darf ich Eure Werkstatt benutzen?«, fragte Wulf. »Gegen Bezahlung, versteht sich. Es ist so: Ich habe in den vergangenen Tagen gute Geschäfte gemacht und viele Aufträge bekommen. Nun warte ich auf einen Freund, mit dem ich die Rückreise antrete. Ich möchte aber die Zeit bis dahin nicht ungenutzt lassen und mich beschäftigen, denn ich halte es nicht lange aus ohne Arbeit. Da bin ich wie Ihr: vom alten Schlag.«
    Der Bär wog bedächtig seine breiten Schultern und fuhr sich mit der Tatze über den Kopf. »Nun, das kommt jetzt etwas überraschend. Versteht mich nicht falsch, Ihr gefallt mir, aber ich muss morgen in der Frühe wieder loslegen. Ich fürchte, wir würden uns ins Gehege kommen, denn so viel Platz ist hier nicht. Ich habe so meine Gewohnheiten.«
    »Lasst mich eine einzige Armbrust verfertigen«, sagte Wulf. »Ich möchte einem hohen Herrn – den Namen will ich jetzt nicht nennen – eine Gefälligkeit erweisen; es handelt sich um eine besondere Anfertigung ganz nach seinem Wunsch. Ich würde Euch mit vier Gulden an dem Geschäft beteiligen, allein dafür, dass Ihr mich hier arbeiten lasst – außerdem bezahle ich Euch das Material.«
    »Seid mir nicht böse, aber ich fürchte, es geht nicht!«
    »Eure Antwort macht mich traurig.«
    Offenbar durfte seine Glückssträhne nicht vollkommen sein, denn nun entwickelte sich eine Zwangsläufigkeit, auf die er hätte verzichten können. Wulf lenkte das Gespräch zurück auf Fachliches, und bald war der Missklang vergessen. Sie besprachen die Vor-und Nachteile bestimmter Materialien und Wulf machte Bärenreiter auf kleine Kunstgriffe bei der Bearbeitung von Metall aufmerksam, die das Interesse seines Gastgebers weckten.
    »Ich habe eine Methode entwickelt«, sagte Wulf, »wie man die Reichweite und Treffgenauigkeit steigern kann.«
    »Wie das?«
    »Ich will es Euch zeigen. Entscheidend ist, wie man den Bogen spannt. Habt Ihr eine Kurbel zur Hand?«
    Bärenreiter reichte ihm das Metallgerät, mit dem man den Bogen spannte.
    »Seht Ihr, an diesen Punkten hier ist die Spannung am stärksten.« Wulf zeigte mit dem Finger darauf und Bärenreiter neigte den Kopf nach vorn,

Weitere Kostenlose Bücher