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Die Lutherverschwörung

Die Lutherverschwörung

Titel: Die Lutherverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Born
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Bank vor ihm. Wie zufällig schlug er seinen Mantel ein Stück zur Seite, sodass auf seinem grünen Wams Brangenbergs Wappen zum Vorschein kam: ein weißer Pelikan auf rotem Grund.
    »Ihr seid hier richtig«, sagte Wulf, und der Fremde rückte näher zu ihm heran. Reflexartig fasste Wulf an seinen Stiefel, in dem er ein Messer versteckt hielt.
    Brangenberg habe ihn mit allen Vollmachten versehen, sagte der Mann, der keine Kopfbedeckung trug. Der schwarze, gepflegte Vollbart, der die untere Gesichtshälfte vollständig bedeckte, war vom gleichen Kohlschwarz wie die dichten, krausen Locken auf seinem Kopf. Sein stechender Blick beunruhigte Wulf. »Ihr könnt mit mir sprechen, als säße er selbst vor Euch.«
    »Trotzdem möchte ich Euren Namen wissen und welches Amt Ihr bei Brangenberg ausübt.«
    »Mein Name«, erwiderte der andere, »tut nichts zur Sache und ebenso wenig mein Amt, denn Ihr seht, dass ich sein Wappen trage.«
    Wulf hatte in den letzten Tagen wenig geschlafen, er war angespannt und gereizt. Schon spürte er, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. »Damit wir uns richtig verstehen«, konterte er, »ich verhandle nicht mit jedem Knecht des Bischofs … und das seid Ihr für mich, solange Ihr Euch nicht zu erkennen gebt.«
    Die Augen des Mannes flackerten unruhig. »Ihr redet mit keinem Subalternen, das versichere ich Euch.«
    »Ihr nennt mir jetzt Euren Namen oder das Gespräch ist zu Ende, ehe es begann.« Wieder fasste Wulf an seinen Stiefel und berührte mit Daumen und Zeigefinger den harten Schaft des Messers. Er bat die Schwarze Jungfrau, ihm Geduld zu schenken; sie möge sein Handeln lenken und ihm die Kraft verleihen, diesen aufgeplusterten Emissär zu bestrafen, falls er ein falsches Spiel trieb.
    Die Bankreihen, vor allem die vorderen, füllten sich, während ein Messdiener sich am Hauptaltar zu schaffen machte.
    »Ich bin Brangenbergs Privatsekretär. Mein Name ist Richard aus dem Haus Katzenelnbogen.«
    Wulf nahm die Hand vom Stiefel. »Gut«, sagte er, »so kommen wir miteinander ins Geschäft.«
    »Brangenberg ist über Eure Eigenmächtigkeit verärgert. Ihr seid nach Worms gekommen ohne Rücksprache mit ihm.«
    »Zwischen Brangenberg und mir gibt es eine klare Abmachung«, sagte Wulf. »Wenn er sich nicht daran hält, betrachte ich das als Wortbruch!«
    Schon blitzten die Augen seines Vordermannes nicht mehr, sondern blickten besorgt. Der Ton, in dem Wulf sprach, ließ wenig Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit aufkommen. Brangenbergs Sekretär wurde offenbar erst jetzt bewusst, dass die Situation, in der er sich gerade befand, nicht ungefährlich war. Seine Pupillen weiteten sich ein wenig. Er schaut mich an, dachte Wulf, als habe er einen Irren vor sich. Und ich will es nicht einmal abstreiten: Eine solche Laune wie gerade im Moment hatte ich seit Wochen nicht mehr.
    »Soll das eine Drohung sein?«
    Am liebsten hätte Wulf als Antwort laut gelacht, er hielt sich aber zurück, weil er keine Aufmerksamkeit erregen wollte.
    »Der Bischof«, sagte Richard, »verlangt von Euch, dass Ihr vorläufig nichts unternehmt.« Wenn er sprach, drehte der Katzenelnboger kurz den Kopf zur Seite; sonst schaute er geradeaus und schien Wulf nicht zu beachten.
    Wulf kniete nieder und legte die Hände auf die Bank, um dem Sekretär näher zu sein. »Dafür«, sagte er, »ist es zu spät. Der Wagen befindet sich in voller Fahrt. Nichts kann ihn mehr aufhalten.«
    »Es ist nicht in Brangenbergs Interesse, dass Luther in Worms einem Anschlag zum Opfer fällt, das gäbe einen Aufruhr, der unser Bistum gefährdet. Besser ist es, den Ausgang der Verhandlungen abzuwarten; danach entscheiden wir, wie es weitergeht. Als Brangenberg Euch den Auftrag erteilte, wusste noch niemand von Luthers Reise nach Worms.«
    »Brangenberg hat mich beauftragt, ihn zu töten, und das werde ich tun. Über das Wann und Wo entscheide ich selbst, das war Teil der Abmachung, und darüber verhandle ich nicht mehr. Außerdem werdet Ihr dem Bischof meine Anweisung übermitteln, wie ich mir die Übergabe des restlichen Geldes vorstelle.«
    »Ihr seid wahnsinnig«, sagte Richard.
    »Achtet auf Eure Worte, denn Ihr lebt gefährlich.«
    Richard von Katzenelnbogen drehte ruckartig den Kopf nach hinten und betrachtete Wulfs Hände, die gefaltet auf der Bank lagen. Das schien ihn ein wenig zu beruhigen.
    »Die Übergabe des Geldes findet übermorgen früh statt«, sagte Wulf. »Ich werde die Stadt noch morgen in der Nacht verlassen. Flussabwärts liegt ein

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