Die MacGregors 05 - Stunde des Schicksals
und streichelte ihr über den Kopf, so wie er es immer getan hatte. »Kümmer dich jetzt um deine Gäste.«
Als sie sich umdrehte, stand Daniel nur wenige Schritte hinter ihr und lächelte sie an. Sie ging auf ihn zu, und ihr Glück strahlte aus ihren Augen. »Jetzt bist du noch schöner«, murmelte er.
»Was soll das denn?« Myra kam auf sie zu und stellte sich zwischen sie. »Die Gastgeber sollten bei einer solchen Veranstaltung gar keine Zeit füreinander haben. Daniel, du solltest besser den Gouverneur vor unserem geschätzten Ratsvorsitzenden retten, sonst vergeht ihm noch der Appetit. Dem Gouverneur, meine ich.« Als Daniel eine unhöfliche Bemerkung über den Ratsvorsitzenden knurrte, nickte Myra zustimmend. »Aber es hilft nichts, geh schon. Anna, wir beide werden uns jetzt zu Cathleen gesellen, die gerade die armen Maloneys zu Tode langweilt. Außerdem möchte ich sehen, wie sie erstickt, sobald sie deine Ohrringe sieht.«
»Mäßige dich, Myra«, warnte Anna, während sie sich durch die Menge schlängelten. »Erinnere dich an Takt und Diskretion.«
»Liebes, natürlich werde ich das. Aber mir würde es auch gefallen, wenn du ab und zu mal mit der Faust auf den Tisch schlagen würdest. Ah, Cathleen, was für ein bezauberndes Kleid!«
Cathleen hielt in der Auflistung ihres sommerlichen Terminkalenders inne und wandte sich zu Myra. Anna hätte es nicht schwören wollen, aber sie glaubte, einen erleichterten Seufzer von beiden Maloneys zu hören.
»Danke, Myra. Man muss wohl gratulieren, nicht wahr? Ich habe dich nicht mehr gesehen, seit du und Herbert zusammen durchgebrannt seid.«
»Stimmt.« Myra nippte an ihrem Drink und ignorierte die wenig schmeichelhafte Beschreibung ihrer Heirat. Wenn man glücklich war, konnte man über solche Kleinigkeiten hinwegsehen.
»Ich muss schon sagen, das war ja wirklich eine Blitzheirat.«
»Jeder nach seiner Fasson«, gab Myra zurück und versuchte in Erinnerung zu behalten, dass das hier Annas Dinnerparty war.
»Sicher.« Cathleen nickte knapp. »Nur schade, dass Herbert und du jetzt unter die Eremiten gegangen seid, nachdem ihr uns schon um eine anständige Hochzeitsfeier gebracht habt.«
»Ja, ich fürchte, Herbert und ich hatten noch keine Gelegenheit, um Gäste zu laden. Wir wollen erst noch das Haus renovieren, bevor wir unsere engsten Freunde zu uns bitten. Das verstehst du doch sicher.«
Anna hielt es für nötig, vorbeugend einzuschreiten. »Du hast doch sicherlich einen interessanten Sommer verbracht, nicht wahr, Cathleen?«
»Oh ja, sehr interessant.« Sie lächelte Anna kühl an. »Obwohl sich bei manch anderen sehr viel mehr in kurzer Zeit ereignet hat. Da fahre ich mal für ein paar Tage an die Küste, und als ich zurückkomme, muss ich erfahren, dass Herbert und Myra durchgebrannt sind und eine neue Adresse haben. Sind etwa schon Glückwünsche in anderer Hinsicht angebracht?«
Anna legte Myra eine beruhigende Hand auf den Arm. »Aber nein. Du hast wirklich eine gesunde Bräune an der Küste bekommen. Schade, dass ich es dieses Jahr nicht an den Strand geschafft habe. Aber dazu blieb einfach keine Zeit.«
»Natürlich, das verstehe ich.« Cathleen nippte genüsslich an ihrem Glas. Es war nicht einfach zu akzeptieren, dass zwei Frauen, mit denen sie auf dem Debütantinnenball gewesen war, sich innerhalb kürzester Zeit die beiden einflussreichsten Junggesellen der Stadt geschnappt hatten – vor allem, weil sie selbst fest entschlossen gewesen war, sich Daniel zu angeln. »Sag mir, Anna, wie soll ich dich und Daniel denn bei nächster Gelegenheit vorstellen? Ich fürchte, ich habe in solchen Dingen nur wenig Erfahrung.«
Selbst Annas Geduld hielt nur für eine begrenzte Zeit. »Ist das denn wichtig?«
»Oh, aber natürlich. Denn ich hatte vor, demnächst selbst eine kleine Dinnerparty zu geben. Ich habe keine Ahnung, was ich auf eure Einladung schreiben soll.«
»Darüber würde ich mir keine Gedanken machen.«
»Oh, aber ich schon. Es wäre mir fürchterlich peinlich, wenn ich einen Fauxpas beginge. Ich meine, wie nennt man denn die Mätresse eines Mannes, ohne die Höflichkeit zu verletzen?« Sie schrie leise auf, als Myras Drink sich über ihr Kleid ergoss.
»Meine Güte, wie ungeschickt von mir!« Myra lehnte sich zurück, um den Schaden auf Cathleens rosa Crêpe de Chine zu begutachten. Sie war befriedigt. »Manchmal bin ich ein solcher Tollpatsch«, sagte sie leichthin. »Ich gehe mit dir nach oben, Cathleen. Nur zu gern werde ich dich
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