Die Macht der Angst (German Edition)
dir.«
Dann zog Kev Edie so schnell ihre Stöckelschuhe es zuließen hinter sich her den Flur hinunter.
Das hätte er nicht sagen sollen. Es war kindisch und undiszipliniert, außerdem schwächte es seine Position, aber er hatte nicht widerstehen können. Und das schockierte Kichern, das aus Edies Mund drang, machte die Sache mehr als lohnend.
Er schob sie in den Aufzug, während er innerlich über das hysterische Beben ihrer schmalen Schultern frohlockte. Es würde ihr helfen, ein wenig Druck abzulassen. Sie nahm die Hand von ihrem glucksenden Mund.
»Ich kann nicht glauben, dass du das gesagt hast«, ächzte sie.
»Ich auch nicht«, gestand er. Er zog Edie nach draußen, sobald die Fahrstuhltür aufglitt. »Beeil dich. Ich möchte ein bisschen Distanz zwischen uns und diese Leute bringen, bevor sie uns beide wegsperren.«
Sie hatte Mühe, mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Kev musste sich beherrschen, sie nicht über seine Schulter zu werfen. Aber sie brauchten im Moment nicht noch mehr Aufmerksamkeit. »Hat diese Bagage ein finanzielles Motiv, so mit dir umzuspringen?«, erkundigte er sich.
Sie reagierte perplex. »Nun … äh …«
»Ich meine damit, bringt es ihnen Milliarden ein, wenn sie dich einweisen?«
»Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht.« Edies Stimme klang deprimiert. »Es sind so viele Bedingungen an das Erbe der Parrishs geknüpft, dass ich automatisch immer davon ausging, sowieso nie einen Penny davon zu sehen, darum habe ich mir gar nicht erst die Mühe gemacht, mich darüber zu informieren.«
»Du musst Abstand zu ihnen halten«, sagte er. »So viel wie möglich.«
»Verstehst du jetzt, was ich damit meinte, dass diese Sache gefährlich für dich ist?«, fragte sie bedrückt. »Allein, sich mit mir abzugeben, ist gefährlich. Noch ehe du es dich versiehst, wird man dich irgendeines Verbrechens anklagen, und das nur, weil du das Pech hattest, mir heute Nachmittag in einer Buchhandlung über den Weg zu laufen. Ich kann dir das nicht antun, Kev. Es wäre verantwortungslos von mir und –«
»Nein!« Er drehte sich so abrupt zu ihr um, dass sie zurücktaumelte. »Das alles ist nicht deine Schuld. Du hast mich nicht in diese Situation gebracht, das war ich selbst. Und es gibt keine, in der ich lieber wäre. Ich werde nicht gehen. Das ist endgültig. Darum endet dieser Gedankengang genau hier. Lass ihn sausen, und das ein für alle Mal. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Mit beschleunigtem Atem und aufgerissenen Augen schaute sie zu ihm hoch. Dann befeuchtete sie sich die Lippen. Ihre weichen, rosarot schimmernden, verführerischen Lippen. »Ja, absolut.«
Ein wenig beschämt trat er zurück. »Nur, damit wir uns verstehen.«
Edies Augen waren noch immer groß wie die einer Eule. »Mann«, sagte sie. »Das war ziemlich herrisch. Du bist Furcht einflößend, wenn du diesen Ton anschlägst.«
Kev zuckte mit den Schultern. »Bitte entschuldige. Deine gruselige Familie hat mir den letzten Nerv geraubt.«
Sofort wirkte sie zerknirscht. »Das tut mir leid. Ich hatte dich gewarnt, dass sie über dich herfallen würden, und das ist das Letzte, was ich –«
»Fang. Nicht. Damit. An«, sagte er zähneknirschend.
Edie räusperte sich. »Na schön. Und was jetzt?«
»Wir fahren nach Hause«, informierte er sie, bemüht, herrisch zu klingen. »Und zwar zu mir nach Hause.«
»Edie? Gott sei Dank, du bist noch da. Ich hatte schon Angst, dich nicht mehr zu erwischen.«
Sie fuhren herum. Ein großer, attraktiver Mann im Smoking kam den Flur entlang auf sie zugeeilt. »Deine Tante sagte mir, dass du gerade gegangen seist.«
Er zog Edie in seine Arme und drückte sie. Hielt sie und hielt sie immer weiter. Edie wirkte überrascht und ein wenig in Atemnot. Kev zählte die Sekunden. Eins. Zwei. Drei. Vier. Schluss jetzt. Er tippte dem Kerl auf die Schulter, und das nicht sehr freundlich. »He, das reicht jetzt. Lassen Sie sie los.«
Blaue Augen blickten ihm aus einem Gesicht entgegen, das genüsslich in Edies Haar vergraben war. »Verzeihung«, sagte der Mann mit gespielter Unschuld, als er sich von ihr löste. Und das betont langsam. »Ich wusste nicht, dass Sie ihr –«
»Das bin ich allerdings«, bestätigte Kev. »Behalten Sie Ihre Hände bei sich.«
Der Typ hob genannte Hände mit einem Lachen, das Kev als pure Provokation verstand. »Alles klar! Ich wollte nicht … Nichts für ungut.«
»Kein Problem«, log Kev nach einer bedeutungsschwangeren Pause. »Noch nicht.«
Der Mann wandte
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