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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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»Lassen Sie mich los!«
    Sean blockte einen bewundernswert flinken Aufwärtshaken ab und nahm den Jungen in den Schwitzkasten. »Beruhige dich. Ich habe nur ein paar Fragen.«
    »Verpissen Sie sich!« Der Junge strampelte, kickte, brüllte.
    Livs Miene war entsetzt. »Lieber Himmel, Sean! Lass ihn los!«
    »Ihr Dreckschweine habt Edie wehgetan«, kreischte der Knirps. »Ihr habt ihre Wohnung kaputt geschlagen! Ich bringe euch um, ihr verfluchten Bastarde!«
    »Nein, wir waren das nicht«, informierte Sean ihn. »Aber wir werden die Kerle finden, die das getan haben. Und du kannst uns dabei helfen.«
    Der Junge drehte den Kopf, um Seans Gesicht sehen zu können. Da erschlaffte er in Seans Klammergriff. Die Kinnlade fiel ihm herunter, er riss die Augen auf. Sean kannte diesen Ausdruck. Aufregung durchströmte ihn, aber er zügelte sie bewusst. »Was ist?«, fragte er. »Sehe ich aus wie jemand, den du kennst?«
    »F-f-fade«, stammelte der Junge. »Heilige Scheiße! Sie sehen genauso aus wie Fade! Nur dass Sie nicht die Narben haben!«
    Enttäuschung erstickte die anfängliche Euphorie. Natürlich. Der verdammte Comic-Roman. Wer könnte es dem Jungen verübeln? »Du meinst die Figur in der Shadowseeker-Serie? Ich habe Ähnlichkeit mit ihm?«
    »Nein, ich meine den echten Fade! Ich habe ihn neulich kennengelernt! Er ist mit Edie nach Hause gekommen! Ich fürchte, sie hatten Sex.« Er runzelte missbilligend die Stirn. »Igitt. Und sie war sauer auf mich, weil ich gesagt habe, dass Fade real ist, weil die Leute ihn ständig irgendwo sehen! Er hat dem Heim für jugendliche Ausreißer Geld gegeben und dem Obdachlosenasyl und der Suppenküche!«
    »Du hast ihn gesehen?«, unterbrach Sean das Geplapper des Jungen. »Du hast einen Mann aus Fleisch und Blut gesehen, der aussah wie ich, nur dass er Narben hatte? Keine Romanfigur?«
    »Ja! Ich habe Edie gesagt, dass er wirklich existiert! Sie hat mich deswegen angeschnauzt, aber ich hatte recht!« Er zog einen Flunsch. »Trotzdem hätte sie nicht gleich Sex mit ihm haben müssen. Das ist ekelhaft. He, könnten Sie aufhören, mir den Hals zu zerquetschen?«
    »Wenn ich dich loslasse, wirst du mich nicht wieder treten und auch nicht türmen, okay? Können wir uns einfach unterhalten?«
    »Klar«, sagte der Junge. »Also kennen Sie Fade?«
    Eine Welle der Traurigkeit erfasste Sean. »Ja, ich kenne ihn«, bestätigte er dumpf. »Er ist mein Bruder.«
    »Sean!« Livs Stimme klang nervös. »Das kannst du nicht wissen, solange wir ihn nicht gesehen und mit ihm geredet haben!«
    »Das ist mir bewusst.« Er beobachtete, wie das Gewicht seiner Worte ihr den Wind aus den Segeln nahm, während widersprüchliche Emotionen über ihr Gesicht flackerten. Zuerst Streitlust, weil sie nun mal die rechthaberische, eigensinnige, fürsorgliche Liv war. Dann Schuldbewusstsein, als sie sich an ihr scharfes Plädoyer erinnerte, mit dem sie seine Instinkte verteidigt hatte. Zuletzt gewann die Selbstbeherrschung die Oberhand, als sie die weise Entscheidung traf, still zu sein und ihn die Sache auf seine eigene verdrehte Weise durchziehen zu lassen.
    Gott, wie er diese Frau liebte. Und er machte es ihr so schwer. Sean nahm sich zum millionsten Mal vor, sich zu bessern. Nicht mehr so ein überspannter, sexbesessener, unnachgiebiger Klugscheißer zu sein. Er konnte nicht mehr tun, als zu versuchen, gegen seine Natur anzukämpfen.
    Er streckte die Hand aus. »Ich heiße Sean. Und das ist meine Frau, Liv.«
    Sie lächelte den Jungen an. Er lächelte scheu zurück, dann fiel sein Blick auf ihren runden Bauch. »Da drinnen ist unser Kind. Und wer bist du?«
    »Jamal.« Der Junge schüttelte Sean vorsichtig die Hand.
    »Du bist Edies Freund?«, erkundigte sich Liv.
    »Ja. Edie ist cool. Sie lässt mich ihren Computer benutzen. Und ich darf auf ihrem Sofa schlafen. Sie macht tolle Rühreier, nur die Hamburger lässt sie immer anbrennen. Sie ist keine besondere Köchin. Trotzdem ist sie nett.«
    »Ja, das klingt ganz danach«, bestätigte Liv. »Das sind echte Pluspunkte für Edie.«
    »Dieser Mann, der mir so sehr ähnelt, hast du mit ihm gesprochen?«
    »Nur kurz«, antwortete Jamal. »Ich habe ihm gesagt, dass er wie Fade aussieht, aber Edie wurde sauer und hat wieder behauptet, dass Fade gar nicht existiert.« Jamals Miene war rebellisch. »Dabei stand er direkt vor mir! Also wirklich, wen will sie verscheißern?«
    »Hat er seinen Namen genannt?«, fragte Liv sanft.
    Jamal überlegte. »Äh, ja. Ich glaube,

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