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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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als sie das Backsteingebäude mit dem Schild, auf das ein Regenbogen gemalt war, erreichten.
    Jamal flitzte die Eingangsstufen hoch und klingelte. »Hallo, Tracee!«, brüllte er in die Gegensprechanlage. »Ich bin’s, Jamal! Hier sind ein paar Leute, die mit Dorothea sprechen müssen!«
    Der Türsummer ertönte, und sie folgten Jamal eine schmale Treppenstiege hinauf und einen Gang entlang, der mit kleinen Büros gesäumt war. Am Ende des Korridors wurde eine Tür geöffnet. Eine Frau mittleren Alters mit lockigem, grau meliertem Haar lehnte sich heraus und unterzog sie einer Musterung, während sie näher kamen. Jamal rannte zu ihr und schlang die Arme um sie. Die Augen noch immer auf Sean und Liv fixiert, zauste sie ihm die Haare, dann glitt ihr Blick zu Livs Bauch. »Was führt Sie zu uns? Sie sehen nicht aus, als bräuchten Sie eine Notunterkunft.«
    »Nein.« Sean reichte ihr die Hand. »Wir sind auf der Suche nach Informationen.«
    »Er sucht Fade Shadowseeker!«, erklärte Jamal mit sich vor Begeisterung überschlagender Stimme. »Er ist nämlich Fades Bruder!«
    Dorotheas Lider flatterten. Sie starrte in Seans Gesicht. Dann trat sie zurück in ihr Büro und winkte sie nach drinnen. »Lassen Sie uns reden.«
    Jamal versuchte, sich ihnen anzuschließen, aber die Frau packte ihn im Genick und rieb mit den Fingerknöcheln über seinen wilden Lockenkopf. »Lauf zu Tracee. Sag ihr, sie soll dir ein paar von diesen Brownies geben, die wir heute Morgen von der Bäckerei bekommen haben«, sagte sie. »Sie sind ganz weich und saftig.«
    Jamal verschwand wie der Blitz. Dorothea schloss die Tür, bedeutete ihnen, auf den Stühlen Platz zu nehmen, und setzte sich hinter den Schreibtisch, der mit angeschlagenen Aktenordnern und diversen farbigen Haftzetteln, auf denen Telefonnummern und andere Informationen standen, überladen war. Sie schaute sie an. »Nun?«, begann sie. »Stellen Sie Ihre Fragen. Ich werde sehen, ob ich Ihnen helfen kann.«
    Sean starrte auf seine Hände; er verbot sich, die Fäuste zu ballen. »Mein Bruder verschwand vor achtzehn Jahren«, erklärte er. »Wir haben Anlass zu der Befürchtung, dass er entführt und schwer misshandelt wurde. Wir haben ihn nie wiedergefunden. Vor ein paar Tagen fiel uns dann das hier in die Hände.« Liv nahm das Fade-Shadowseeker-Buch aus ihrer Handtasche. Sean reichte es an die Frau weiter.
    Dorothea warf einen flüchtigen Blick darauf. »Ich bin damit vertraut«, sagte sie. »Jamal hat es mir gezeigt. Die Ähnlichkeit ist frappierend.«
    Aufregung schoss in Sean hoch. »Dann haben Sie ihn gesehen?«
    Sie schaute ihn an. »Ich sprach von Ihnen«, erwiderte sie ein wenig hölzern.
    Sean schnürte es die Kehle zu. »Haben Sie ihn nun gesehen oder nicht?«
    »Wenn dem so wäre, täte ich ihm bestimmt keinen Gefallen, indem ich mit der Tatsache hausieren gehe, denken Sie nicht?«, konterte Dorothea. »Ein Mann mit solchen Narben? Es ist offensichtlich, dass er Feinde hat.«
    »Wir sind nicht Kevs Feinde«, beruhigte Liv sie. Sie öffnete ihre Handtasche, zog den Umschlag heraus und entnahm ihm den dünnen Stapel zerkratzter Fotos.
    Kev und Sean zusammen, mit acht, mit zwölf, mit sechzehn und mit neunzehn, während Seans Highschool-Abschlussfeier. Es waren die einzigen Fotos, die existierten. Der verrückte Eamon hatte nicht viel Wert auf das Bewahren von Erinnerungen gelegt.
    Dorothea fächerte die Fotos auseinander und studierte sie. Lange Minuten verstrichen. Dann seufzte sie tief.
    »Ihr Bruder ist der großzügigste private Geldgeber, den ANY PORT seit unserer Eröffnung 1991 hatte«, sagte sie. »Er hat uns hundertfünfzigtausend Dollar gespendet, und das allein in den letzten drei Monaten. Plötzlich tauchten regelmäßig braune Umschläge mit Bargeld im Briefschlitz auf. Ich war besorgt, dass es sich um Drogengeld oder Ähnliches handeln könnte. Darum ließ ich eine Kamera installieren und wollte schon einen Privatdetektiv anheuern, damit er den Mann, der die Umschläge einwarf, observierte, als er eines Morgens gegen fünf an der Tür läutete.«
    »Valerie, nicht wahr?«, mutmaßte Liv.
    Dorothea blinzelte verwirrt. »Äh, ja. Er hatte sie gegen einen Freier verteidigt, der gewalttätig geworden war. Er wollte sicherstellen, dass sie Hilfe bekam. Ich erkannte ihn wieder und stellte ihn wegen des Geldes zur Rede. Da überreichte er mir den nächsten Umschlag. Er sagte, ich müsse mir keine Sorgen machen, er habe es beim Pokern gewonnen, brauche es jedoch nicht.

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