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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Raum stapfte. Erin stand mit besorgter Miene auf. Cindy wirkte verängstigt.
    Als Con zurückkam, hielt er in der einen Hand einen Hammer, in der anderen Nägel. Er nahm Kevs gerahmte Zeichnungen von der Wand und knallte sie so vehement auf den Esstisch, dass die Gläser, Teller, Messer und Gabeln solidarisch klirrten. Als er eine Fläche freigelegt hatte, die groß genug war, hielt er die Spitze des Mandala-Segels nach oben, brachte den Nagel in Position und schlug mit dem Hammer darauf.
    »Connor!«, rief Erin schockiert. »Beruhig dich doch!«
    »Oh, ich bin ganz ruhig.«
Bäng. Bäng
. Der Hammer hinterließ hässliche Furchen in der weiß getünchten Wand. Er zog den Stoff straff und setzte einen Nagel am unteren Ende des Drachens an.
Bäng. Bäng. Bäng
. Die anderen zuckten bei jedem Schlag zusammen.
    Dann hielt Connor die rechte Seite hoch.
Bäng. Bäng
. Miles fühlte sich hundeelend. Er allein hatte diesen Schlamassel zu verantworten. Er musste etwas unternehmen.
Bäng. Bäng
. »Con? Bist du okay? Bitte! Lass gut sein!«, flehte er ihn an.
    »Mir geht es bestens.«
Bäng. Bäng
. »Einfach fantastisch. Ich hänge doch nur das letzte Kunstwerk meines Bruders auf. Was ist daran schlimm?« Nun blieb nur noch die linke Seite. Con spannte sie, um dann den Nagel in die Wand zu treiben.
Bäng. Bäng
.
    »Du musst das Ding nicht gleich kreuzigen!«
    Con hielt schwer atmend inne. Die Zähne zu einer Grimasse gebleckt, versetzte er dem Nagel einen letzten wuchtigen Schlag. Farbpartikel spritzten nach allen Seiten und regneten auf den Holzboden. Die naheste gerahmte Zeichnung, die noch an der Wand hing, fiel herab und zerbrach. Glassplitter verteilten sich überall.
    »Wo zur Hölle hat er die ganzen Jahre gesteckt?« Cons Stimme war heiser, dann brach sie. »Wo zur
Hölle
hat er gesteckt?«
    Er lehnte die Oberseite seines Kopfs gegen die Mitte des Drachens und ließ sein ungebändigtes Haar um sein Gesicht fallen. Der Hammer baumelte völlig vergessen in seiner zerschrammten Hand. Seine Schultern bebten.
    Madeline erwachte in dem Stubenwagen am Ende des Tisches von ihrem Nickerchen und fing an zu weinen. Erin wollte zu ihr eilen, überlegte es sich aber anders und lief stattdessen zu Connor. Sie schlang die Arme um ihn und schmiegte das Gesicht zwischen seine Schulterblätter. »Cin, bitte kümmere dich um Maddy.« Ihre Stimme klang erstickt.
    Maddys Geschrei wurde lauter. Miles stand einfach nur da und fühlte sich wie ein Arschloch. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken.
    Cindy stand von ihrem Stuhl auf. »Miles? Nimm Maddy und bring sie ins Wohnzimmer.« Sie klang, als wäre sie den Tränen nahe. »Sorg dafür, dass Kevvie und Jeannie dortbleiben, bis ich die Glasscherben aufgefegt habe.«
    Miles war dankbar, dass sie das Kommando übernahm, auch wenn es ihm höllische Angst bereitete, Maddy mit ihrem noch wackeligen Hals zu halten. Aber alles war besser, als wie der letzte Vollidiot auf das Unheil zu starren, das er angerichtet hatte.
    Er nahm das strampelnde, rotgesichtige, vor Empörung kreischende Baby-Bündel hoch, legte es sich über die Schulter und flüchtete in den Kinderbereich. Denn genau dorthin gehörte er mit seinem unterirdischen Grad an Reife.
    Er brauchte eine ganze Weile, um Maddy zu beruhigen, doch endlose Minuten später nickte sie tatsächlich wieder ein. Con und Davy kamen ins Wohnzimmer und setzten sich. Niemand schien recht zu wissen, was er sagen sollte.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Miles zerknirscht. »Ich hätte euch das nicht antun dürfen.«
    »Ist schon okay«, wiegelte Davy ab.
    »Es ist nicht deine Schuld«, fügte Con hinzu. »Sondern meine. Ich habe nicht an Seans Träume und Visionen und Drachensichtungen geglaubt. Ich war einfach zu müde, um daran zu glauben. Zu müde, um zu hoffen. Dieser ganzen emotionalen Achterbahnfahrt überdrüssig.« Er ließ den Kopf in die Hände sinken und seufzte. »Großer Gott«, murmelte er. »Ich ließ meinen Bruder im Stich … weil ich
müde
war.«
    Miles wusste nicht, was er darauf antworten sollte. »Es tut mir leid«, wiederholte er hilflos.
    »Nicht so leid, wie es uns tut. Wir sind diejenigen, die ihn aufgegeben hatten.«
    Das versetzte Miles völlig unerwartet in Rage. Er sah wieder die Szene von vor drei Jahren vor sich. Diesen höllischen Tag, an dem sie gegen dieses mit Drogen vollgepumpte, blutrünstige Monster Gordon gekämpft hatten, der ihn fast getötet hätte. Sean, der mit Gehirnblutungen ums Überleben

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