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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Hauptereignis. Avas Herzschlag beschleunigte sich.
    »Lass ihn sich eine Zigarre anstecken«, befahl sie Desmond. »Soll der Hurensohn verrecken, während er eine fette kubanische Zigarre qualmt.«
    Des riss Parrishs Schreibtischschublade auf und nahm eine Zigarre aus der Box. Er schnitt sie an und entzündete sie. Dieser Dummkopf. Er hätte Parrish dazu bringen können, es selbst zu tun. Das hätte einen besseren Eindruck auf die Tatortermittler gemacht. Dann bemerkte Ava die Rinnsale von Blut, die aus Parrishs Mund sickerten. Vielleicht war dieses Szenario nicht länger realisierbar. Mit dem Mann ging es zu Ende.
    Des steckte Parrish die Zigarre zwischen die Finger. Er nahm Avas Hand und zog sie auf die andere Seite des Raums. Mit klopfenden Herzen standen sie an der Wand und warteten. Ava öffnete ihre Handtasche und nahm einen Plastikbeutel heraus, wie man ihn zur Trennung medizinischer Abfälle benutzte. »Sorg dafür, dass er sich umdreht. Richtung Fenster«, instruierte sie Des atemlos. »Die Austrittswunde soll ihm das Gesicht wegreißen.«
    Sie verschränkten die Finger miteinander. Desmonds Kiefer zuckte. Ihm stand der Schweiß auf der Stirn, als er Parrish dazu zwang, aufzustehen und an seiner Zigarre zu ziehen. Seine Lungen rebellierten, und er hustete.
    »Vergiss die Zigarre. Schaff ihn einfach nur rüber zu dem beschissenen Fenster!«, wisperte Ava aufgebracht. »Schnell!«
    »Halt den Mund, ich muss mich konzentrieren!«, gab Des unwirsch zurück.
    Parrish taumelte wie ein Zombie. Blut sickerte aus seinem Ohr, aber es tropfte nicht herab. Er schlurfte hinüber zu dem Panoramafenster, das auf den Helix-Komplex, das Gebäude der Parrish Foundation und die Skyline von Portland blickte. In der Ferne ragte der Mount Hood auf. Schwankend drehte er sich zu dem Fenster um.
    Ava hob ihre Handtasche, um ihr Gesicht abzuschirmen. Die Sekunden tickten. Drei. Vier.
Gottverdammt, Ken, mach schon
. Sie brauchte Sauerstoff, wagte jedoch nicht zu atmen. Ein markerschütternder, hysterischer Schrei baute sich in ihr auf.
    Sie unterdrückte ihn mit aller Gewalt. Später, wenn es ihrer Sache diente, blieb noch genug Zeit zu schreien. Acht. Neun. Zehn …
    Ka-bumm
. Sie waren auf den Schuss, den Knall gefasst gewesen, trotzdem ging ihnen die laute Explosion durch Mark und Bein.
    Sie brauchten einen Moment für die Bestandsaufnahme ihrer veränderten Umgebung. Die Wände und Möbelstücke waren mit hellrotem Arterienblut besprenkelt. Parrish lag auf dem cremefarbenen Teppich. Wo zuvor sein Gesicht gewesen war, klaffte nun ein Loch. Seine Hirnmasse bildete einen pinkfarbenen Fächer um seinen Kopf. Überall glitzerte kalt und grausam zerbrochenes Glas.
    Frische, kühle Luft strömte in das Büro.
    Ava und Des bahnten sich ihren Weg zu Charles Parrishs Leiche. Ava kniete sich hin und löste die Kappe aus seinem blutdurchtränkten Haar. Sie war intakt. Kens Kugel hatte sie nicht beschädigt. Gut.
    Die Glasscherben zerschnitten ihre Knie, aber Ava zwang sich, es zu ignorieren. Es würde sich gut machen, wenn die Sanitäter eintrafen. Sie verstaute die Sklavenkrone in dem Plastikbeutel und reichte ihn Des. Er steckte ihn in seinen Mantel. Ihre Kleidung war zu eng, um ihn darunter zu verbergen.
    Ava tupfte sich Charles Parrishs Blut ins Gesicht, verteilte es auf ihrer weißen Bluse und den Seidenrüschen. Dann kostete sie es. Es war herrlich warm.
    Der metallische Geschmack entfesselte sie. Sie gab nach, ließ sich gehen. Sobald sie angefangen hatte zu schreien, wusste sie, dass sie nicht mehr würde aufhören können, bis jemand ihr eine Demerol-Spritze gab. Aber das war in Ordnung. Sie lebte für diese Momente, die süße Erleichterung.
    Ava ließ sich von ihren Schreien davontragen, flog durch ihr Innerstes an diesen extremen, lautlosen, toten Ort weit abseits ihres Ichs.
    Der einzige Ort, an dem sie Ruhe fand.
    Miles war tief zufrieden mit sich selbst. Er guckte zu dem Handy, das auf dem Beifahrersitz seines Wagens lag. Es juckte ihn in den Fingern, danach zu greifen und eine Schnellwahltaste zu drücken. Er musste es jemandem sagen, sonst würde ihm noch eine Ader platzen.
    Aber er beherrschte sich. Noch nicht. Dies war zu gut, um es zu vergeuden. Er würde es ihnen persönlich erzählen und zusehen, wie Cons und Davys Kinnladen auf dem Boden aufschlugen. Wie geil. Wann bekam er, der alte Computerfuzzi Miles, schon mal die Gelegenheit, einen McCloud zu überraschen oder sogar auszustechen? Kurz gesagt: nie. Sie waren allen

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