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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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verschissenen blutsverwandten Bilderbuchfamilie auf die Spur gekommen ist.«
    Bruno registrierte Edies überraschten Gesichtsausdruck und guckte beschämt drein. »Bitte entschuldige, ich komm einfach nicht dagegen an. Ich finde, er sollte die Vergangenheit ruhen lassen. Er hat Tony und Rosa und mich als Familie. Wer hat schon die Energie, noch mehr Familie zu verkraften? Man würde daran ersticken!«
    Edie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ganz egal, was er herausfindet, weiß ich, wie glücklich er darüber ist, dich zum Bruder zu haben«, beruhigte sie ihn. »Er hat es mir gesagt.«
    Bruno starrte auf seine Füße. »Hm, ja. Dann komm. Lass uns aufbrechen.«
    Jetzt, mitten am Tag, war die Kletterpartie angenehmer als zuvor, nicht zuletzt, weil Bruno sie mit seinen fröhlichen Monologen unterhielt. Er legte ein gemächlicheres Tempo vor als Kev, geriet nie aus der Puste, sondern schlenderte gemütlich neben ihr her und reichte ihr immer wieder die Hand, um ihr über den einen oder anderen Baumstamm hinwegzuhelfen. Dabei schwadronierte er ununterbrochen über Kevs Heldentaten, Kevs unheimliche Intelligenz, Kevs Kampffähigkeiten, Kevs diverse mannigfaltige Qualitäten. Edie saugte alles bis zum letzten Tropfen in sich auf. Wie eine Frau, die verrückt war vor Liebe, schwelgte sie in ihrem Lieblingsthema. Es ging die ganze Zeit ausschließlich um Kev. Ihr Herz jubelte.
    Als sie das Felsplateau erreichten, war der Berg in Nebel gehüllt, doch der Wind riss immer wieder Löcher in die Wolken, sodass die schwarzweißen Flanken in all ihrer prachtvollen Schönheit sichtbar wurden, bevor sich von Neuem flaumige, graue Schichten davorwälzten und sie verbargen.
    Bruno fand ein Signal. »Da ist eine SMS «, verkündete er und zeigte sie ihr.
    Edie las die letzten beiden Worte der kurzen, knapp formulierten Nachricht. Liebe dich. Erstaunlich, wie diese neun Buchstaben sie so sehr zu rühren vermochten, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
    Bruno wählte Kevs Nummer und starrte dann stirnrunzelnd auf sein Handy. »Es klingelt«, sagte er. »Aber er geht nicht ran.«
    Sein Gesicht hatte sich verändert. Zuvor hätte Edie ihn in einem verspielten, altmodischen Cartoon-Stil gezeichnet, mit lustigem Grinsen und Grübchen. Aber so, wie er jetzt dreinblickte, würde sie ihm eine andere Aura verleihen. Ernster, härter. »Er antwortet nicht?«
    Bruno versuchte es wieder. Dann ein drittes Mal. Er schaute auf die Uhr. »Das ist komisch. Er rechnet mit unserem Anruf. Er muss sich danach verzehren, mit dir zu sprechen, nachdem er schon … wie lange auf Edie-Entzug ist? Vier Stunden?«
    »Fünf Stunden und sechzehn Minuten«, korrigierte sie.
    Der Wind strich wimmernd um die Felsen. Sie schauten sich an, dann folgten sie mit dem Blick dem langen Canyon, der zur Columbia River Gorge führte und von dort aus am Fluss entlang Richtung Westen bis nach Portland. Das Essen in Edies Magen gerann zu einem kalten, anorganischen Klumpen.
    Bruno versuchte es noch einmal. Er schüttelte den Kopf. Nach seinem stundenlangen heiteren Geplapper fühlte sich die Stille klamm und seltsam an.
    Nachdem sie extra den Berg hinaufgestiegen waren, wollte keiner von ihnen so einfach aufgeben, darum suchten sie sich einen Platz, der vor dem eisigen Wind einigermaßen geschützt war.
    »Würdest du mir dein Handy borgen?«, fragte Edie. »Ich möchte meine kleine Schwester anrufen. Sehr wahrscheinlich steht sie unter Bewachung, nachdem mein Vater mir verboten hat, Kontakt zu ihr aufzunehmen, trotzdem muss ich es versuchen. Irgendwann müssen sie nachlässig werden.«
    »Hier, bitte.« Bruno gab ihr das Telefon. »Wir versuchen es nachher noch mal bei Kev.«
    Edie gab die Nummer ihrer Schwester ein, dann textete sie:
    hi ronnie. dein schwesterherz. kannst du reden?
    Sie schickte die SMS ab, dann hielt sie das Handy fest und betete, dass Ronnie unauffällig und souverän agieren würde. Mit ihrer jüngeren Schwester zu sprechen wäre die einzige Ablenkung von ihrer stürmischen, emotionalen Achterbahnfahrt der Liebe, von den Todesängsten, die sie um Kev ausstand.
    Das Handy klingelte, und Edie zuckte vor Schreck zusammen. Bruno lehnte sich herüber, um die Nummer zu überprüfen, aber es war nicht Kev. Es war Ronnie.
    Edie klickte auf ANNEHMEN . »Hey, Süße. Kannst du sprechen?«
    »Edie?« Die Stimme ihrer Schwester klang hoch und zittrig.
    »Ronnie?«, fragte sie scharf. »Was ist los, Schatz?«
    »Oh, mein Gott. Oh, mein Gott, Edie. Daddy, er … er

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