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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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könne zusammenbrechen. Sie schwankte wie eine Südstaatenschönheit ohne Riechsalz.
    »Ich werde es noch ein letztes Mal bei Kev versuchen«, sagte er. »Er sollte das erfahren.« Bruno wählte, wartete, schüttelte den Kopf. »Lass uns wieder runtergehen.«
    Der Abstieg war eine schweigsame Tour de Force. Edies Beine waren taub, ihre Knie puddingweich. Sie fiel immer wieder hin.
    Als sie die Hütte erreichten, steuerte sie direkt auf Brunos Auto zu. »Lass uns fahren. Bring mich zurück nach Portland. Ich muss zu meiner Schwester.«
    Bruno wirkte hin- und hergerissen. »Ich habe Kev versprochen, dass ich –«
    »Es interessiert mich einen Scheißdreck, wer wem was versprochen hat!«, fuhr sie auf. »Diese Versprechen wurden gegeben, bevor man meinen Vater erschossen hat!«
    »Ich verstehe dich vollkommen, aber du bist in Gefahr«, wandte Bruno ein. »Lass mich zuerst mit Kev sprechen und das mit ihm klären, bevor ich –«
    »Es ist seine eigene gottverdammte Schuld, wenn er nicht ans Telefon geht.« Edie wusste, dass das unfair war, aber es kümmerte sie nicht. Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Gib mir die Schlüssel.«
    Brunos Mund verhärtete sich. »Ich kann das nicht tun, Edie.«
    Tja, hier war er. Der Augenblick der Wahrheit. Sie hatte den ganzen Rückweg vom Felsplateau damit zugebracht, sich hierfür zu wappnen. Den nötigen Mut zu sammeln.
    Sie war es leid, kontrolliert und überwacht zu werden. Sie würde es sich nicht länger bieten lassen. Von niemandem. Nicht von Kev und auch nicht von jemandem, der in seinem Auftrag handelte.
    Edie bückte sich, zog die Ruger aus dem Knöchelhalfter, richtete sich auf und presste ihre wackligen Knie zusammen. Dann nahm sie Bruno ins Visier.
    »Wirf mir die Schlüssel rüber, oder ich schieße«, drohte sie.
    Brunos Miene verfinsterte sich. »Nein, Edie.«
    Taumelnd fuchtelte sie mit der Pistole. »Versuch nicht, es mir auszureden. Ich bin weder verrückt, noch bin ich ein dummes Kind. Ich meine es todernst.«
    »Ich weiß.« Seine Stimme war leise und sanft. »Aber du bist keine Mörderin.«
    »Ich könnte es werden«, warnte sie ihn. »Zwing mich nicht dazu.«
    Bruno ging einen Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Demonstrativ richtete sie die Waffe wieder auf ihn, doch sie schaffte es nicht abzudrücken. Nicht einmal, als er die Hände um ihre legte und den Lauf nach oben bog, sodass er in den Wald zielte. Dann löste er mit behutsamen Fingern ihren Klammergriff.
    Bruno sicherte die Waffe. »Tu das niemals wieder, Edie«, sagte er ruhig. »Nicht, wenn du nicht vorhast, es durchzuziehen.«
    »Fahr zur Hölle.« Ihre Augen waren blind vor Tränen. Sie kam sich wie eine Idiotin vor.
    Er drehte den Revolver in den Händen. »Ich weiß, wie du dich fühlst.«
    Sie stieß ein zittriges, verbittertes Lachen aus. »Ach ja?«
    »Meine Mutter wurde auch ermordet«, sagte er in flachem Tonfall. »Der Kerl, mit dem sie sich eingelassen hatte, war ein frauenverachtender Psychopath. Und ein Mafia-Gangster. Er hat sie totgeprügelt. Ich war zwölf.«
    Puh. Edie schob diese Information von sich weg. Sie konnte nicht damit umgehen. Es war zu viel. »Das tut mir leid«, sagte sie hölzern.
    »Ich bin nicht auf dein Mitgefühl aus«, antwortete Bruno. »Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich nachvollziehen kann, wie es dir gerade geht. Mehr nicht.«
    Sie kniff die Augen zusammen und nickte. »Danke.«
    Er ging in die Hocke, schob ihre schlammbespritzte Jeans hoch und steckte den Revolver zurück ins Holster. »Kev wird mich zu Hackfleisch verarbeiten.«
    »Warum?«, fragte sie.
    Er zog die Autoschlüssel heraus und klimperte damit. »Weil ich dich nach Hause bringe.«

27
    Kev rannte durch einen finsteren Tunnel. Er stolperte immer wieder gegen Wände, musste sich seinen Weg mit den Händen ertasten. Er versuchte, irgendetwas zu erreichen, konnte sich jedoch nicht erinnern, was es war. Er musste sich beeilen, wusste aber nicht mehr, warum. Er war verängstigt, entsetzlich frustriert. Ein Felsbrocken, dessen Schatten alles verdunkelte, lastete auf seinem Bewusstsein und zermalmte ihn.
    Platsch
. Kaltes Wasser ergoss sich in sein Gesicht. Keuchend versuchte er, die Lider zu öffnen. Grelles Licht stach ihm in die Augen, es brannte, schmerzte. Er kniff sie wieder zu.
    Klatsch, klatsch
. Jemand ohrfeigte ihn. Er hatte keine Orientierung, spürte nichts als Schmerz. Jeder Muskel war unsäglich verkrampft. Er bekam kaum Luft, so eng waren seine Lungen. Jeder Atemzug fühlte sich

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