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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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trieb.
    Verflucht noch mal. Wenn er schon unter einer Steinlawine begraben war, wollte er wenigstens in Frieden sterben. Aber vielleicht war er schon gestorben und in der Hölle gelandet.
Stups. Kratz. Rüttel
. Es fühlte sich an wie Ratten an seinen Knöcheln. Er hörte ein wimmerndes, ersticktes, quäkendes Geräusch. Es klang verzweifelt. Er hangelte sich näher an das Bewusstsein heran. Versuchte, die Augen zu öffnen. Scheiterte die ersten hundert Male.
    Grelle Neonlichter blendeten ihn. Seine Umgebung hatte schrecklich Schlagseite.
Tapp. Tapp
. Was zur Hölle …?
    Er versuchte zu sehen, wer ihn da drangsalierte. Ava Cheung lag noch immer auf ihm, ihr Körper stocksteif, ihr Gesicht zu einer Grimasse erstarrt. In ihren Augen, die nur Zentimeter über seinen schwebten, blitzte unverminderte Bösartigkeit. Sie war gelähmt, jedoch bei Bewusstsein. Ihre untere Gesichtshälfte war von dunklen Rinnsalen getrockneten Bluts aus ihrer Nase überzogen.
    Es war, als würde man aufwachen und einen Skorpion auf seiner Brust vorfinden. Kev versuchte, sich zu rühren. Selbst unter mühevollsten Anstrengungen brachte er nur schwächliche Zuckungen zustande.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit wurden die Zuckungen stark genug, dass er Avas Körper von seinem schieben konnte. Er rollte sie auf den Rücken. Mit glimmenden Augen starrte sie zu ihm hoch. Die Spritze ragte noch immer aus ihrem Bein.
    Endlich sah er, wer sich an seinen Füßen zu schaffen gemacht hatte: das Mädchen in dem Rollstuhl. Das lettische Mädchen. Er durchforstete sein Hirn nach ihrem Namen. Yuliyah. Es war ihr gelungen, einen mit Plastikfesseln fixierten Fuß gerade weit genug nach vorn zu schieben, um Kev gegen die Füße zu treten. Ihr Knöchel war blutig von ihren Bemühungen. Kev fragte sich, wie lange sie sich schon abplagte.
    Ihre Blicke trafen sich; Yuliyah stemmte sich gegen ihre Fesseln an und wimmerte hinter ihrem Knebel.
Beeil dich, du verdammter Schlappschwanz,
lautete ihre eindeutige nonverbale Botschaft.
    Kev war froh, dass sie ihn geweckt hatte. Ava hatte nur eine Dosis der X-Cog-Droge abbekommen, während sie ihm zwei injiziert hatte. Er war etwa doppelt so schwer wie sie, trotzdem wäre es problemlos möglich, dass sie sich vor ihm erholt hätte. Dann wäre es mit ihm und Yuliyah vorbei gewesen.
    Nicht, dass die Gefahr bereits überstanden wäre. Ganz und gar nicht.
    Er wälzte sich auf den Bauch und versuchte, sich auf Hände und Knie zu stemmen, aber seine Beine waren so wackelig wie die eines neugeborenen Fohlens. Stattdessen robbte er zu der Schere, bekam sie zu fassen und kroch zu dem Rollstuhl. Es kostete ihn eine verfluchte Ewigkeit, seinen wild zuckenden Handmuskeln wieder beizubringen, wie sie zu funktionieren hatten.
    Kev nahm sich Yuliyahs Fesseln vor, befreite erst das eine blutige Bein, dann das andere, zuletzt ihre Arme. Er nahm ihr den Knebel ab. Sie spuckte einen Gummiball aus und stemmte sich hustend aus dem Rollstuhl. Dann nahm sie Kev die Schere aus seiner tauben Hand und stürzte sich mit einem zornigen Schrei auf Ava.
    Seine Reaktionszeit war derart langsam, dass die Klinge bereits auf die Halsarterie der Frau herabsauste, als er Yuliyahs Handgelenk zu fassen bekam. »Nein«, sagte er.
    Yuliyah schien sich verraten zu fühlen. Er verstand ihren hitzigen Sermon nicht, aber ihr Blick drückte ganz eindeutig aus:
Wieso zur Hölle nicht?
    Verdammt gute Frage. Kev hatte nicht wirklich eine Antwort darauf. Da war nur dieses diffuse Gefühl, dass es nicht richtig wäre, eine unter Drogen stehende, hilflose Frau zu lynchen, unabhängig davon, wie sehr sie es verdiente. Außerdem steckte er sowieso schon bis zum Hals in der Scheiße, und Avas Tod würde ihm da nicht zwingend heraushelfen.
    Ganz im Gegenteil. Sie hatten seine Fingerabdrücke genommen, um ihm den Mord an Parrish in die Schuhe zu schieben. So könnten sie ihn auch noch bezichtigen, eine schöne junge Neurowissenschaftlerin umgebracht zu haben. Er würde in der Todeszelle landen.
    Abgesehen davon war ein schneller Tod zu gnädig für sie. Doch das konnte er Yuliyah nicht erklären. Er entwand ihr die Schere. Das Mädchen brach in Tränen aus, spuckte Ava ins Gesicht und drosch auf sie ein.
    Kev packte Yuliyahs Faust, bevor sie ein weiteres Mal zuschlagen konnte, dann nahm er eine Plastikfessel und deutete mit Gesten an, dass sie sie Ava anlegen würden. »Wir werden sie fesseln.«
    Yuliyah machte ihrem Herzen mit einem explosiven Wortschwall Luft. Kev schüttelte den

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